Brasilien brennt: Mehr Gegenwind für Bolsonaro

Brasilien brennt: Mehr Gegenwind für Bolsonaro
Regionale Regierungschefs fürchten wegen der Privatfehde um das Hilfsangebot der G7-Staaten um das Image Brasiliens.

Brasiliens Regenwälder brennen. Seit Beginn des Jahres stieg die Zahl der Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach Angaben der brasilianischen Weltraumagentur INPE um 80 Prozent auf mehr als 82.000 Brände. Rund 2.500 Soldaten, 15 Flugzeuge und Hubschrauber sowie zehn Schiffe sind an den Waldrändern mit Löscharbeiten beschäftigt.

Um die Löscharbeiten zu unterstützen, haben die G7-Staaten bei ihrem Gipfel in Biarritz eine Soforthilfe von 20 Millionen Dollar beschlossen.

"Auf jeden Fall ist Hilfe immer willkommen", begrüßte Umweltminister Ricardo Salles die in Aussicht gestellte Hilfe umgehend, machte allerdings deutlich, dass die Regierung in Brasilia selbst über die Verwendung der Mittel entscheiden werde. "Das brasilianische Volk und die brasilianische Regierung entscheiden, wie die Mittel eingesetzt werden", so Salles.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hingegen lehnte die Hilfe ab. Die G7-Staaten mögen sich bitte nicht in die inneren Angelegenheiten Brasiliens einmischen. "Wir können nicht hinnehmen, dass Präsident Macron (Frankreichs Präsident Emanuel Macron, Anm.) unangebrachte Angriffe auf das Amazonasgebiet fährt und seine Absichten hinter einer "Allianz" der G7-Staaten zur "Rettung" des Amazonasgebiets versteckt, als ob wir eine Kolonie oder Niemandsland wären", schrieb der Staatschef am Montag auf Twitter.

Mittlerweile würde Bolonaro die zugesagte Hilfe annehmen, allerdings nur unter gewissen Bedingungen: "Zunächst sollte Macron die Beleidigungen gegen mich zurücknehmen", sagte der Staatschef am Dienstag. "Er hat mich einen Lügner genannt. Und dann hat er nach meinen Informationen die Souveränität des Amazonasgebiets infrage gestellt." Der französische Präsident soll sich also entschuldigen.

Macron bedauert die zögerliche Haltung der Brasilianer. Das Hilfsangebot sei ein Zeichen der Freundschaft, nicht der Aggressivität, sagte er. Zudem solle die Unterstützung nicht nur Brasilien zugutekommen, sondern der gesamten Amazonasregion. Wegen seines Überseedepartments Französisch-Guyana in Südamerika begreife sich Frankreich selbst als ein Amazonas-Land.

Gouverneure gegen Bolsonaro

Wegen seiner umstrittenen Umweltpolitik bekommt Bolsonaro nun auch in Brasilien Gegenwind zu spüren: Die Gouverneure des Amazonasgebiets fürchten internationale Wirtschaftssanktionen und einen schweren Imageschaden wegen des Streits um die verheerenden Waldbrände und das Hilfsangebot der G-7-Staaten.

"Wenn sich Brasilien auf internationaler Ebene isoliert, setzt es sich ernsten Handelssanktionen gegen unsere Produzenten aus", sagte der Regierungschef des Bundesstaates Maranhão, Flávio Dino, am Dienstag bei einem Treffen der Gouverneure mit Bolsonaro.

"Ich denke, jetzt sollten wir uns um unsere Probleme kümmern und der Welt der Umweltdiplomatie ein Zeichen geben, denn sie ist fundamental für die Landwirtschaft. Sonst erleiden wir einen schweren Imageschaden, der bereits jetzt allen Anlass zu Sorge gibt", sagte der Gouverneur von Pará, Hélder Barbalho.

Bolsonaro gilt eigentlich als Freund der Agrarindustrie. Weil wegen seiner Umweltpolitik nun aber einige europäische Länder bei der Ratifizierung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und dem Mercosur auf die Bremse treten, sorgen sich mittlerweile auch die brasilianischen Landwirte um ihr Exportgeschäft mit Rindfleisch und Soja.

Auch wegen seiner umstrittenen Äußerung zu Umweltschützern bekam Bolsonaro von den Gouverneuren Kontra. Der Staatschef hatte zuletzt behauptet, Nichtregierungsorganisationen könnten die Waldbrände gelegt haben, um sich für die Streichung öffentlicher Mittel zu rächen und seine Regierung zu diskreditieren. "Ich gehöre nicht zu denen, die Nichtregierungsorganisationen verteufeln", sagte nun Gouverneur Dino. "Ich halte das für einen Fehler, denn es gibt in der Welt und in Brasilien sehr ernsthafte NGOs."

Rückendeckung erhielt Bolsonaro hingegen von US-Präsident Donald Trump. "Ich habe Präsident Jair Bolsonaro gut kennengelernt", schrieb er auf Twitter. "Er arbeitet sehr hart wegen der Brände im Amazonasgebiet und macht einen großartigen Job für das brasilianische Volk."

Bolsonaro bedankte sich ebenfalls bei Twitter: "Vielen Dank, Präsident Trump. Wir bekämpfen die Waldbrände mit großem Erfolg. Brasilien ist und wird immer eine internationale Referenz in nachhaltiger Entwicklung sein. Die Fake-News-Kampagne gegen unsere Souveränität wird nicht funktionieren."

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