Brände in Griechenlands Nationalparks gefährden Artenvielfalt

Wildfire in Alexandroupolis, Thrace
Experten fürchten um die Erholungsfähigkeit der Wälder und um Lebensraum bedrohter Tierarten nach den Bränden in Griechenland.

Nach dem Ausbruch von Feuern in zwei grünen Lungen Griechenlands werden Befürchtungen laut, ob sich die Wälder überhaupt noch von den wiederholten Katastrophen erholen können.

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"Die Ökosysteme des Mittelmeerraums sind ziemlich widerstandsfähig gegen Brände", sagt Demetres Karavellas von der Umweltorganisation WWF in Griechenland. "Aber wie viele dieser Gebiete werden sich erholen können, nachdem sie so oft abgebrannt sind?"

Vor einer Woche hatten Flammenmeere zwei griechische Nationalparks von seltener Artenvielfalt ergriffen. Im Nordosten Griechenlands, im Natura-2000-Schutzgebiet Dadia, "wird die ökologische Zerstörung nach diesem Feuer unermesslich sein", prognostiziert der Bürgermeister der örtlichen Gemeinde Soufli, Panagiotis Kalakikos.

Weltweit bekannter Nationalpark Dadia brennt

Der Nationalpark Dadia ist wegen seiner Raubvogelvorkommen weltweit bekannt und war schon 2022 in Teilen abgebrannt. Die Anzahl der in Dadia eingesetzten Feuerwehrleute ist "wegen der ernsten Lage auf dem gesamten griechischen Gebiet minimal", sagt Dora Skartsi, Direktorin der Gesellschaft für den Schutz der Biodiversität Thrakiens.

Unter den hunderten Feuern, die in den vergangenen Tagen in ganz Griechenland ausbrachen, war auch ein besonders bedrohliches Feuer vor den Toren der griechischen Hauptstadt Athen. An den Ausläufern des Parnitha-Gebirges, ein Nationalpark etwa 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt, ist das Grün der Büsche und der Eichen entlang ganzer Hänge verschwunden. Die Gegend hat sich in eine Mondlandschaft verwandelt. "Die Rothirsche werden wir so schnell nicht wiedersehen", klagen Hoteliers.

Lebensraum für Rothirsche und 166 Vogelarten womöglich verloren

Die Route zum Gipfel endet auf 1.400 Metern. Der Ort sei sehr beliebt bei Wanderern, Joggern oder Picknick-Fans, sagt Miltos Gletsos von der Organisation Hellenische Gesellschaft für den Schutz der Natur. Dort sei für die drei Millionen Einwohner im eng bevölkerten Athen ein "Erstkontakt mit der wild lebenden Natur" möglich. Nun aber sei dies "verloren", sagt Gletsos.

Verloren ist womöglich auch der Lebensraum von 166 im Nationalpark Dadia beobachteten Vogelarten. Zwei davon, das Rebhuhn und der Schwarzstorch, sind in Griechenland als bedroht eingestuft, und müssen womöglich künftig einen anderen Ort anfliegen, um zu überleben.

Das an der Grenze zur Türkei liegende Dadia ist außerdem der einzige Brutplatz für Rabengeier auf dem Balkan. Deswegen bereitet das Schicksal von etwa 35 registrierten Paaren besondere Sorge. "Die Jungvögel könnten es vielleicht geschafft haben", sagt Gletsos. "Aber im nächsten Jahr gibt es vielleicht keinen Platz mehr zum Nisten."

Naturschützerin: "Ein enormes ökologisches Desaster"

Der Nationalpark sei "kein in sich geschlossenes Ökosystem", gibt die Naturschützerin Skartsi überdies zu bedenken. Würden weitere verbrannte Waldzonen der Umgebung miteinbezogen, "sprechen wir über ein enormes ökologisches Desaster".

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Das Ausmaß der Schäden war bisher noch nicht zu beziffern. Doch war eine Feststellung immer wieder zu hören: "Es handelt sich nicht um einen einmaligen Vorfall", sagt Gletsos. Die Brände träten wiederholt auf und die Auswirkungen würden so immer heftiger, "sie kumulieren". Allein beim Parnitha-Gebirge gibt es laut Gletsos eine "gigantische" Überschneidung der bei den Bränden von 2007, 2021 und dem aktuellen Feuer verbrannten Flächen.

"Viel Mühe und viel Geld werden in die natürliche Regeneration oder in die Aufforstung gesteckt, um schließlich zu sehen, wie diese wunderschönen Wälder in 10 oder 15 Jahren erneut brennen", sagt Karavellas vom WWF. Es sei wie im Mythos von Sisyphos. "Wir müssen diesen Kreislauf beenden und endlich unsere Wälder in den Griff kriegen."

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