Wegen Houthi-Angriffen: 16.000 Tiere vor Australien gestrandet

Ein Frachtschiff liegt in einer Hafenanlage, im Hintergrund Kräne
Jetzt wird diskutiert, was mit der MV Bahijah und ihrer lebenden Fracht passieren soll.

Nicht immer gelingt es, einer Geschichte über die Störung globaler Lieferketten auch ein Gesicht zu geben. In diesem Fall sind es dafür gleich 16.000 Gesichter. 14.000 davon gehören Rindern, 2.000 Schafen. Sie alle befinden sich an Bord eines Frachtschiffes vor der australischen Küste. Und sie erzählen eine Geschichte über die Empfindlichkeit des globalisierten Welthandels und die Probleme von Lebendtiertransporten.

Die Geschichte des Schiffs und seiner lebenden Fracht beginnt vor beinahe einem Monat. Am 5. Jänner legte die MV Bahijah, ein unter der Flagge der Marshall-Inseln für eine israelische Reederei fahrender, 136 Meter langer Tiertransporter im Hafen von Fremantle bei Perth in Westaustralien ab. Kurs: Jordanien.

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Es sollte sein Ziel jedoch nicht erreichen. Knapp zwei Wochen nach der Abfahrt, kurz bevor die Bahijah die Einfahrt ins Rote Meer erreichte, beorderte das australische Landwirtschaftsministerium den Tiertransporter wieder zurück. Zu unsicher erschien der Regierung von Premier Anthony Albanese die Sicherheitslage im Golf von Aden

Lebende Tiere sind eben keine Kunststoffprodukte

Seit Spätherbst 2023 attackiert die schiitische Houthi-Miliz dort vom Jemen aus Schiffe, die sie mit Israel in Verbindung bringt. Damit wollen die Houthis die palästinensische Terrororganisation Hamas im Gazastreifen in ihrem Krieg gegen Israel unterstützen.

Zwar zeigt sich Israel von den Schiffs-Attacken unbeeindruckt, der Welthandel jedoch weniger: Im Jänner passierte ein Drittel weniger Schiffe den Suez-Kanal als ein Jahr davor. Eines davon ist nun auch die Bahijah. Denn während Gartenmöbel und Kleidung auch die längere Route um das Kap der Guten Hoffnung und durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer nehmen können, ist das bei Lebendfracht nicht so einfach.

Seit einem Monat an Bord des Schiffes

Und darum sitzen die Tiere nun bei 40 Grad seit Montag vor der australischen Küste fest. Denn sie können auch nach mittlerweile vier Wochen an Bord nicht einfach abgeladen werden, das verhindern die strengen australischen Quarantäneregeln.

Was mit den 16.000 Rindern und Schafen passieren soll, wird in Australien nun heiß diskutiert. Zumindest wurde das Schiff im Hafen gereinigt und mit frischen Wasser- und Futtervorräten versorgt. Zudem wurden die Tiere von zwei Veterinären begutachtet, die ihnen gute Gesundheit bescheinigten.

Tierschützer fordern dennoch nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Hitze im australischen Sommer, dass die Tiere so schnell wie möglich abgeladen werden müssen. "Wir sind ernsthaft besorgt", sagte Suzanne Fowler von der Organisation RSPCA (Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals Australia). Je länger die Tiere an Bord blieben, desto größer sei das Risiko von Krankheiten, sagt Fowler.

Bauernvertreter sind gegen das Abladen der Tiere

Das wird jedoch von Bauernverbänden abgelehnt. Aufgrund der Gesetze müssten die Tiere auf unbestimmte Zeit in Quarantäne, was ihnen noch mehr Stress verursachen würde, so ihre Argumentation. Die australische Regierung prüft unterdessen einen Antrag der Reederei, die Tiere doch auf die längere Reise um Afrika herum zu schicken.

Das regt wiederum die Bauernvertreter auf. John Hassell, Präsident des Westaustralischen Bauernverbandes (WAFarmers), sagte, eine Entscheidung hätte schon vor Tagen getroffen werden müssen und fordert den Rücktritt von Landwirtschaftsminister Murray Watt. Der kontert, er sei formal nicht zuständig und es sei sogar illegal, würde er den zuständigen Beamten vorgreifen.

Den Tieren an Bord der Bahijah hilft diese Debatte freilich wenig. Und an Bord wird es währenddessen immer heißer.

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