Frau wurde vom Stiefvater vergewaltigt, bekam 5 Kinder - und musste ihn heiraten

Prozessbeginn nach Messerattacke
Bei einem Gerichtsprozess in Sachsen-Anhalt erzählte eine 42-Jährige ihre traurige Lebensgeschichte. Ihr Peiniger wurde verurteilt.

Antje H. war am Montag eigentlich nur als Zeugin im Prozess gegen ihren Ehemann Kurt H. geladen. Dann brachen bei der 42-jährigen Deutschen alle Dämme. 

Sie erzählte ihre Lebensgeschichte, die einzigartig sein dürfte. Im Schwurgerichtssaal in Köthen (Sachsen-Anhalt) sprach sie zum ersten Mal über ihr Martyrium. Ihr 67-jähriger Ehemann entpuppte sich nicht nur als ehemaliger Lebensgefährte ihrer Mutter, sondern auch als ihr Peiniger, der sie jahrelang vergewaltigte und 5 Mal schwängerte. 

"Die Mutter hat einfach weggesehen"

Das Martyrium habe begonnen, als Antje H. gerade mal 11 Jahre alt gewesen war. Der damalige Lebensgefährte ihrer Mutter habe sie im Badezimmer zum ersten Mal angefasst, erzählte die Frau vor dem Gericht. "Ein Jahr später hat er mich vergewaltigt", sagt sie. "Das war 1992, als Mama nach einem Unfall neun Monate im Krankenhaus lag. Für meinen Stiefvater war ich in dieser Zeit die Frau. Musste kochen, putzen ... und ihm zur Verfügung stehen."

Die Situation änderte sich auch nicht, nach dem Mutter nach einem Jahr im Rehabilitationszentrum wieder daheim war. Der 25 Jahre ältere Mann verging sich weiter an der Tochter seiner Lebensgefährtin, die so tat, als sei alles in bester Ordnung. "Sie hat einfach weggesehen", sagte Antje H.

Mutter riet der Tochter, deren Peiniger zu heiraten

Selbst als die junge Frau später immer wieder schwanger wurde, schwieg die Mutter. Das erste Kind bekam sie mit 21 - und behauptete, das Baby würde aus einem One-Night-Stand stammen. "Doch schon beim zweiten Kind brauchten wir nicht mehr zu lügen. Cora war Kurt wie aus dem Gesicht geschnitten", erzählte sie dem Richter. Fast in Einjahres-Abständen folgten 3 weitere Kinder - insgesamt 5 Mal schwängerte der heute 67-Jährige seine ehemalige Schwiegertochter. Diese sollte später auch noch seine Ehefrau werden. 

Auf Anraten ihrer Mutter heiratete Antje Anfang 2010 Kurt H. "Weil dann die Kinder wenigstens abgesichert seien. Meine Mutter konnte Kurt ja nicht heiraten, weil sie dann ihre Rente und die übrigen staatlichen Gelder nicht mehr bekommen hätte", erklärte Antje H., warum sie ihrem Peiniger das Ja-Wort gab. 

Ein weiteres Strafverfahren für Kurt H. wurde eingeleitet

Ihre Aussage im Zeugenstand empfand die fünffache Mutter als einen Befreiungsschlag. "Anfangs habe ich mich nicht getraut, weil er direkt neben mir saß. Doch dann machte mir die Richterin Mut, und ich habe mir alles von der Seele geredet", gestand sie nachher. 

Kurt H. wurde wegen achtfachen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger zu 6 Jahren und 8 Monaten Haft verurteilt worden. Die Staatsanwältin hat wegen der neuen Missbrauchsvorwürfe inzwischen ein weiteres Strafverfahren gegen den 67-Jährigen eingeleitet. Ob es zur Verhandlung kommt bzw. ob die Taten inzwischen verjährt sind, ist allerdings offen.