Am Checkpoint Charlie blüht das Geschäft mit der Nostalgie

Am Checkpoint Charlie blüht das Geschäft mit der Nostalgie
An geschichtsträchtigen Orten in Berlin wird die DDR-Zeit offensiv vermarktet. Nicht zur Freude aller.

Die Kontrolle ist geschafft. Nachdem der Busfahrer dem Grenzbeamten ein paar Scheine zugesteckt hat, geht es schnell voran. Das klappt nicht immer so einfach, erklärt Michael. Er ist aus dem Westen und hier, um seine Freundin im Osten zu besuchen. Gemeinsam organisieren sie illegale Punkkonzerte. Michael ist nicht echt; genauso wenig wie der Grenzübergang. Eine Virtual-Reality-Brille macht ihn sichtbar – die Zeitreise ins geteilte Berlin ist eine der neuesten Attraktionen.

Ein paar Meter weiter, an der Ecke Zimmerstraße/Friedrichstraße, erinnert ohne VR-Brille wenig an den bekanntesten Grenzübergang – den Checkpoint Charlie. Dort, wo sich während des Kalten Krieges zwei verfeindete Blöcke gegenüberstanden, steht eine nachgebaute Kontrollbaracke; falsche Soldaten lassen sich für ein paar Euro fotografieren.

Anna Kaminsky, Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Berlin, hält „solche Maskerade“ für geschmacklos. „Sie bagatellisieren die Berliner Mauer, die so viel Leid über die Stadt und ihre Menschen gebracht hat. Es fehlt leider immer noch an Respekt und Anteilnahme für die Opfer der SED-Diktatur.“

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