70km von Österreich entfernt: Atomkraftwerk wegen Lecks abgeschaltet

Das slowenische Atomkraftwerk Krško liegt rund 70 km von Österreichs Grenze entfernt.
Im Atomkraftwerk Krško in Slowenien wurde ein Leck im Primärsystem entdeckt. Das AKW wurde sicherheitshalber abgeschaltet. Kärnten und Steiermark fordern eine komplette Stilllegung.

Das slowenische Atomkraftwerk Krško wird nach der Feststellung eines Lecks im Primärsystem am Donnerstagabend präventiv schrittweise abgeschaltet, berichtete die Nachrichtenagentur STA mit Bezug auf eine Mitteilung des Kraftwerkbetreibers.

"Das Leck habe keine Auswirkungen auf die Mitarbeiter, die Bevölkerung oder die Umwelt und liegt unter dem Grenzwert", hieß es.

Mehr lesen: Bis 2043: Laufzeit des slowenischen AKW Krsko wird verlängert

"Um die Quelle des Lecks genau zu bestimmen und die weiteren Schritte zu seiner Behebung festzulegen, muss das Kraftwerk abgeschaltet werden", teilte der Betreiber mit.

Man werde mit einer kontrollierten und schrittweisen Reduzierung der Leistung ab 23.00 Uhr beginnen, hieß es weiter. Wie lange das AKW abgeschaltet wird, wurde vorerst nicht angegeben.

Mehr lesen: Experte über AKW Krško: "Grob verharmlosender Prüfungsbericht"

Reihe von Zwischenfällen

Global 2000 machte in einer Aussendung darauf aufmerksam, dass es bereits mehrfach zu Problemen bei dem Reaktor gekommen ist.

"Das Leck im Primärkreislauf ist der letzte einer langen Reihe von Zwischenfällen", so die Organisation. Notwendig sei nun eine "vollständige unabhängige Überprüfung der Anlage und ihres Erdbeben-Risikos, ohne die ein Wiederanfahren unverantwortlich ist."

Mehr lesen: Experte über AKW Krško: "Grob verharmlosender Prüfungsbericht"

Die FPÖ Kärnten forderte in einer Aussendung die dauerhafte Abschaltung des AKW Krško. Das "Atomkraftwerk auf Erdbebenlinie" sei die "gefährlichste Bedrohung für Mitteleuropa", so die FPÖ.

Kärnten und Steiermark fordern komplette Stilllegung

Den Störfall nahmen Kärntner und steirische Politik am Freitag zum Anlass, neuerlich eine komplette Stilllegung zu fordern. Die beiden LH Peter Kaiser (SPÖ) bzw. Christopher Drexler (ÖVP) forderten in Aussendungen eine rasche Abschaltung.

Der Kärntner LH Kaiser fragte: "Muss denn immer erst etwas passieren, bevor etwas passiert?" Der neuerliche Störfall bestätige einmal mehr die Notwendigkeit, dieses mitten auf einer Erdbebenlinie liegende AKW schnellstmöglich abzuschalten und durch den Ausbau ungefährlicher, erneuerbarer Energie zu ersetzen. "Dass der Reaktor wieder abgeschaltet werden musste, zeigt auch, dass die in meinem Brief an den slowenischen Ministerpräsidenten Robert Golob geäußerten Sorgen nicht grundlos sind und nicht einfach abgetan werden können", so Kaiser. Von der Bundesregierung erwartet sich Kaiser, alles zu unternehmen, um Land Kärnten in seinen Bemühungen gegen einen weiteren Ausbau von Krško zu unterstützen.

Der steirische LH Drexler und LHStv. Anton Lang (SPÖ) bekräftigen die langjährige steirische Position: "Das AKW Krško muss dauerhaft vom Netz genommen und die Laufzeitverlängerung verhindert werden." Atomkraft sei laut Drexler der falsche Weg, alle seien gefordert, auf erneuerbare Energieträger zu setzen. Es gelte zu verhindern, dass dieses veraltete Atomkraftwerk so nah an der Grenze bis 2043 weiter betrieben werde. Lang erklärte, es müsse ein gemeinsames europäisches Ziel sein, aus der Atomkraft auszusteigen und nicht immer weiter auf diese gefährliche Form der Energiegewinnung zu setzen.

Die steirische SPÖ-Umweltlandesrätin Ursula Lackner stellte fest, Atomkraft sei keine Alternative für die Energiewende und schon gar keine sichere Technologie. Die Steiermark hat sich bereits in der Vergangenheit - unter anderem mit der Ausrichtung einer öffentlichen Anhörung gemeinsam mit dem Land Kärnten - in das grenzübergreifende UVP-Verfahren zur Verlängerung der Betriebsdauer eingebracht und auch auf politischer Ebene gegen den Weiterbetrieb eingesetzt.

Die steirische Grünen-Klubchefin Sandra Krautwaschl sagte am Freitag, "das jüngste Leck im Atomkraftwerk Krško bestätigt erneut unsere Befürchtungen bezüglich der Sicherheit und Zuverlässigkeit dieses AKW. In diesem Punkt passt kein Blatt Papier zwischen die Landtagsfraktionen: Krško muss so schnell wie möglich stillgelegt werden." Dies bekräftigte FPÖ-Klubobmann Mario Kunasek mit einer Forderung nach "endgültiger Schließung des Hochrisiko-Reaktors". Das AKW sei eine tickende Zeitbombe und eine massive Gefährdung für Österreich und andere Länder Mitteleuropas. Die schwarz-grüne Bundesregierung sei gefordert, endlich "lautstark tätig zu werden".

Kommentare