60 Schüsse: Jayland Walker starb im Polizei-Kugelhagel
Wenn Polizei-Wachen in Amerika verbarrikadiert werden, droht Ungemach von der Straße. In Akron/Ohio stellten sich Bürgermeister Dan Horrigan und Polizei-Chef Steve Mylett am Sonntag auf eine Empörungswelle mit Potenzial für Unruhen ein.
Zur Mittagszeit mussten die beiden Funktionäre der Öffentlichkeit qua Gesetz reinen Wein einschenken über einen Polizeieinsatz, der die USA seit Tagen in Wallung bringt. Vor einer Woche wurde der 25-jährige Afroamerikaner Jayland Walker im Zuge einer Verkehrskontrolle erschossen.
„Barbarisches Massaker“
Anwälte des Opfers und Bürgerrechtsorganisationen berichteten, acht Cops hätten in dem binnen fünf Minuten eskalierten Zwischenfall 90 Mal auf Walker gefeuert. 60 Kugeln hätten den jungen Mann getroffen. Rodderick Pounds, ein Pastor, sagte, Walker sei „vom Gesicht bis zu den Knien durchsiebt worden“.
Der Polizei lastete er ein „barbarisches Massaker“ an. Dem tödlichen Zwischenfall, der wieder die Frage nach der Verhältnismäßigkeit von Polizeigewalt gerade gegen Schwarze aufwirft, war eine Routine-Überprüfung vorausgegangen. Walker habe sich der Kontrolle entzogen, sich im Auto eine Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert und sei anschließend zu Fuß geflüchtet, sagen die Behörden.
Den massiven Schusswaffen-Einsatz legitimierte die Polizei in ersten Stellungnahmen damit, dass Walker während der Verfolgung seinerseits auf die Beamten geschossen habe. In seinem Auto sei eine Waffe gefunden worden. Stichfeste Beweise dafür gibt es bisher nicht.
Opfer-Anwälte bezweifeln die Darstellung. Walkers Mutter bestreitet, dass ihr Sohn gewalttätig gewesen sei. Aufschluss über den Hergang soll die Veröffentlichung sämtlicher Videos bringen, die auf Kameras in den Autos und an der Uniformen der beteiligten Cops zurückgehen. Ab etwa 19.30 Uhr (MESZ) sollten die Szenen, die nach Angaben von Bobby DiCello, Anwalt der Opfer-Familie, „grausam“ sind, am Sonntag öffentlich zu sehen sein. Walkers Familie äußert eine Bitte an die Demonstranten, die sich seit Freitag in der Stadt bewegen: Keine Gewalt! Die am Einsatz beteiligten Beamten wurden vorübergehend suspendiert.
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