Vokuhila war gestern: Der Friseur der ÖFB-Stars

Vokuhila war gestern: Der Friseur der ÖFB-Stars
Alaba, Arnautovic und Dragovic schwören auf einen türkischen Friseursalon in Simmering.

Haare schießen keine Tore. Trotzdem kümmern sich Fußballstars heutzutage um ihre Frisuren, als ob sie es könnten. "Fußball ist längst nicht mehr nur Fußball", sagt Friseur Alper Taskin. "Die Haare müssen immer top gestylt sein, das erwarten sich die Fans mittlerweile." Deshalb findet der Wettkampf bei der EURO nicht nur am Rasen, sondern auch auf den Köpfen der Spieler statt. Je modischer das Haupthaar, desto besser.

Taskin muss es wissen. Der 24-Jährige ist so etwas wie der inoffizielle Teamfriseur der österreichischen Nationalmannschaft. Zu seinen Stammkunden zählt David Alaba ebenso wie Marko Arnautovic und Innenverteidiger Aleksandar Dragovic. Bestreitet das Team ein Heimspiel in Wien, sitzen die Stars vorher bei Taskin im türkischen Haarsalon Makas auf der Simmeringer Hauptstraße im 11. Wiener Gemeindebezirk. Er ist einer von acht Friseuren, die hier ausschließlich Herren rasieren, schneiden und föhnen. Ein typischer türkischer Friseur – wären da nicht die Bilder der Fußballer: Alaba im Friseursessel, Dragovic posierend, und die Original-Trikots an den Wänden. 13 Euro kostet hier ein Haarschnitt.

Vokuhila war gestern: Der Friseur der ÖFB-Stars
Kurz vor ihrer Abreise nach Frankreich hat Taskin noch schnell die Frisuren von Arnautovic und Dragovic zurechtgestutzt. Für die Spieler ist er immer in Bereitschaft. Da kann es schon einmal passieren, dass er um vier Uhr Früh für einen Schnitt in ein Shisha-Lokal gerufen wird.

Spätestens seit David Beckham sind Frisuren für Fußballer keine Nebensache mehr. Früher lautete die Devise "Vokuhila": vorne kurz, hinten lang. Heute gibt es unzählige Varianten. Weltstars wie Cristiano Ronaldo oder Neymar geben in der Fußballwelt auch in Sachen Haarpracht den Ton an. Fußballer sind zu Marken geworden. Ihr Wert steigert sich mit den sportlichen Leistungen, aber auch mit ihrem Image. Bekannten Gesichtern winken lukrative Werbeverträge. Weil auf dem Platz alle die gleichen Dressen tragen, bleiben den Spielern nur Tätowierungen und vor allem Frisuren, wenn sie modisch auffallen wollen.

Vorbild Ronaldo

Viele Fans beobachten genau, was sich auf der Köpfen der Stars tut. "Wenn sich Cristiano Ronaldo zwei Striche an der Seite rasieren lässt, stehen bei mir am nächsten Tag die Leute im Geschäft und wollen dasselbe", sagt Alper Taskin. Der Portugiese sei international der wichtigste Trendsetter für Haarschnitte. Bei der jungen, lokalen Kundschaft steht aber niemand so hoch im Kurs wie die österreichischen Spieler, die in ihren Sportwagen auf der Simmeringer Hauptstraße vorfahren.

"Manchmal kommt es mir so vor, als wären den jungen Leuten die Frisuren wichtiger als das Spiel", sagt Taskin. "Wenn Dragovic zu mir kommt, schneide ich den Rest des Nachmittags nur Drago-Frisuren." Als Marko Arnautovic noch seinen Irokesenschnitt – natürlich aus Taskins Hand – trug, war es der "Arnautovic-Iro", den alle wollten. Seit er einen kurzen Zopf trägt, ist auch das plötzlich wieder in Mode. Gerade Arnautovic achte darauf, neue Dinge auszuprobieren, sagt Taskin. "Der Typ hat Style, der kennt sich aus. Egal, was er macht, es wird einfach ,in‘."

Begonnen hat Taskins Karriere als Fußballer-Friseur vor etwa fünf Jahren. Über einen gemeinsamen Bekannten wurde damals Aleksandar Dragovic auf ihn aufmerksam: "Das erste Mal, als der Drago bei mir war, habe ich noch gebetet, dass ich mich nicht verschneide", sagt Taskin. Dann ging es Schlag auf Schlag, Taskins Talent sprach sich unter den Fußballern herum. "Die Spieler vertrauen mir", sagt er "Und für mich ist es eine Ehre, dass ich sie schneiden darf."

Kicker als Testimonial

Vokuhila war gestern: Der Friseur der ÖFB-Stars
Es ist nicht nur eine Ehre, sondern auch ein gutes Geschäft. Seine berühmte Stammkundschaft hat Taskin zu einer heißen Aktie auf dem Friseur-Transfermarkt gemacht. Die Fußballer folgen ihm, wenn er den Arbeitgeber wechselt. Kaum ein Kunde betritt den Salon Makas, ohne Taskin die Hand zu schütteln. Im Juli soll im zehnten Wiener Gemeindebezirk Favoriten eine neue Filiale eröffnen.

Bei Aufstieg: Schnitt

Wichtigstes Gesprächsthema im Friseursalon sei derzeit natürlich die Europameisterschaft, sagt Taskin. Die meisten tippen hier auf Frankreich als Turniersieger. Er selbst hält zu Österreich und der Türkei. Sollte Österreich aufsteigen, hofft er darauf, nach Frankreich fliegen zu können: "Dann brauchen sie einen neuen Haarschnitt", sagt Taskin. In der K.-o.-Phase ist das Publikum größer, "da muss alles passen. Frisuren sind ihre Glücksbringer."

Unter Leistungssportlern ist der Aberglaube weit verbreitet, und bei Fußballern ist es nicht anders. Nach einer schlechten Partie tauschen sie schon mal die unglückseligen Fußballschuhe aus – oder legen sich eine neue Frisur zu: "Es gibt zwei Dinge, die ein Spieler ändern kann, wenn es nicht gut gelaufen ist", sagt Alper Taskin. "Die Schuhe und die Haare."

Als Aleksandar Dragovic vergangenes Jahr gegen den FC Chelsea in der Champions League ein Eigentor schoss, trug er sein Haar noch blond. Kurz darauf war es wieder braun. Kein Wunder, dass bei Alper Taskin nach dem enttäuschenden 0:2 im Testspiel gegen Holland das Handy klingelte.

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