Brauner spricht sich gegen Sonntagsöffnung aus

Renate Brauner
Die Vizebürgermeisterin pfeift ihren Tourismusdirektor zurück, der zuletzt Stimmung für die Öffnung machte.

Der Song Contest macht’s möglich. Zur Zeit des Events sollen Geschäfte auch am Sonntag offen halten dürfen.

Für Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner Anlass genug, über die generelle Sonntagsöffnung nachzudenken. Vor allem der Wiener Innenstadt würde am Sonntag oft von Touristen besucht. "Wir glauben, eine Sonntagsöffnung würde auch mehr Umsätze bringen", sagt Kettner. Zuletzt durften die Geschäftsleute bei der Fußball-EM 2008 am Sonntag offen halten.

Wasser auf die Mühlen des Wiener Wirtschaftskammerpräsidenten Walter Ruck. Er lässt ein Konzept dazu erarbeiten, das im September vorgestellt werden soll.

Vergebene Liebesmüh, wenn es nach Vizebürgermeisterin und Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner geht. "Eine grundsätzliche Öffnung am Sonntag ist in Wien nicht geplant. Es gibt auch keinen Grund dafür", sagte Brauner im Gespräch mit dem KURIER.

Tourismuszonen

Die Wirtschaftskammer hatte vorgeschlagen, eigene Tourismuszonen einzurichten, in denen sonntags geöffnet werden darf. Davon hält Brauner wenig. "Tourismuszonen funktionieren vielleicht in kleinen Tourismusgemeinden, in einer Stadt wie Wien aber eher nicht." Denn touristisch sei ganz Wien interessant, ist Brauner überzeugt: "Da hätten wir einige Definitionsschwierigkeiten."

Brauner sieht sich dabei nicht alleine in ihrer Überzeugung: "Nicht nur die Gewerkschaften wehren sich massiv gegen Öffnungen am Sonntag, sondern auch viele kleinere und mittlere Unternehmer."

Medial inszenierte Absiedelungen von Firmen wie zuletzt von Schwedenbomben-Erzeuger Niemetz nach NÖ hält Brauner für verzichtbar: „Ich halte die Aufrechnerei für kindisch. Ich könnte auch aufzählen, wer von NÖ nach Wien gegangen ist.“ Zuletzt waren das etwa Palmers, 3M oder Magna.

Doch Wien wächst rasant, daher braucht es rasch mehr Arbeitsplätze. Brauner hat sich daher dafür eingesetzt, dass im neuen Stadtentwicklungsplan Platz für Industrie, Gewerbe und Handel reserviert wurden. Dazu wurde ein eigenes Fördersystem entwickelt. Gefördert werden vor allem Innovation und Technologie. „Denn Wien ist eine Metropole im internationalen Wettbewerb – und nicht mit Guntramsdorf. In Wirklichkeit ist die gesamte Ost-Region im Wettbewerb mit anderen Regionen“, sagt Brauner.

Daher brauche Wien hoch qualifizierte Arbeitskräfte. „Wenn man sich die Prognosen ansieht, sind die Chancen in einer internationalen Metropole wie Wien für Menschen ohne Qualifikation leider nicht gut“, sagt Brauner. Man konzentriere sich daher bei Schulungen und Weiterbildung auf Minderqualifizierte.

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