Unser neues Klima: Der wärmste März in 251 Jahren
Die Meteorologen streiten noch ein wenig, ob es heuer der wärmste oder nur der zweitwärmste März seit Beginn der Aufzeichnungen war. Die Ubimet hat den Spitzenwert schon bestätigt, deren Kollegen von der Hohen Warte wollen erst am heutigen Samstag das Endergebnis bekannt geben – aber auch hier deutet alles auf einen Rekord auf der Ziellinie hin. Rund 3,5 Grad zu viel zeigte das Thermometer damit durchschnittlich an, von Graz bis St. Pölten, von St. Andrä im Lavanttal bis Wien.
Damit war es zumindest seit 1766, der Zeit Maria Theresias, nie so warm in Österreich. Dass dieser März-Rekord auf den eiskalten Jänner folgen würde, war nicht zu erwarten. In Wien war die Neue Donau sechs Wochen lang zugefroren, in Bad Gastein kratzten die Werte zu Neujahr an der Minus-30-Grad-Grenze.
Es bleibt warm
Für die Klimaforscher ist das kein Widerspruch – war doch eine ungewöhnliche Hitzeperiode am Nordpol für die Jännerkälte in Europa verantwortlich. Josef Lukas von Ubimet geht aufgrund aktueller Langzeitmodelle davon aus, dass es bis Juni überdurchschnittlich warm und trocken bleiben sollte.
Der Trend wird ohnehin noch Jahre anhalten, meint Willi Haas vom Institut für Soziale Ökologie der Uni Klagenfurt. Warm und trocken sei die Zukunft. Dadurch würde es mehr Todesfälle geben, da vor allem ältere Menschen darunter leiden würden. Man könne sogar statistisch belegen, dass es in Stadtteilen mit besonders hohen Temperaturen mehr Todesfälle gibt. Es gebe aber Hinweise, dass sich etwa die Wiener langsam an die enger getakteten Hitzewellen gewöhnen. Schwerer täten sich jedoch Leute, die in Regionen leben, in denen Hitzewellen bisher quasi unbekannt waren, wie etwa im Inntal.
"Probleme" bei Ernte
Zu den Verlierern gehört die Landwirtschaft: Es gebe "massive Probleme", betont Markus Tschischej, Pflanzenbaudirektor der Landwirtschaftskammer Kärnten. "Dem Wintergetreide fehlt die Feuchtigkeit, und das Sommergetreide wird am Keimen gehindert", erklärt er. Außerdem bleibe der Dünger an der Oberfläche, die Nährstoffe würden nicht zu den Wurzeln gelangen. Einschätzen und beziffern könne man Schäden derzeit noch nicht. "Wenn es in den nächsten zehn bis 14 Tagen kein Niederschlag kommt, wird es definitiv Ernteeinbußen geben", sagt Tschischej.
Die Profiteure des warmen Wetters: Vor den Eissalons bilden sich lange Schlangen. "Vor allem am Nachmittag haben wir keine Minute zum Durchatmen", erzählt eine Mitarbeiterin des Eis-Greisslers in der Wiener Rotenturmstraße. Auch der Bootsverleih Hofbauer hat die Saison verfrüht begonnen, wie Karl Hofbauer sagt: "Für uns ist das schöne Wetter ein Segen. Aber wir waren auch schon oft die Verlierer in Sachen Wetter. Das haben wir uns wieder einmal verdient."
KURIER: Ist es noch normal, wenn es im März 3,5 Grad mehr hat als normal?
Josef Lukas: Das ist sicherlich auf den Klimawandel zurückzuführen. So warme Monate gibt es ja seit Langem, der Alpenraum erwärmt sich.
Wie passt das zusammen, wenn die Neue Donau bei Wien heuer ganze sechs Wochen lang zugefroren war?
Der Jänner war eine Ausnahme. Wenn man die Jänner seit 1987 nimmt, dann sind wir drei Grad unter dem Mittelwert – wenn wir allerdings bis in die 1950er-Jahre zurückgehen, dann sind es nur zwei Grad. Es passt sich also nur diesen Werten an.
Experten meinten zuletzt, dass es über dem Nordpol zu warm war und deshalb die kalte Luft im Jänner in den Süden gedrückt wurde.
Ja, dort waren drei sehr warme Perioden im Winter zu beobachten, das gab es im nordpolaren Bereich noch nie. Deshalb war es am Eurasischen Kontinent so kalt, verstärkt durch Nordost-Winde.
Dafür schneit es im März in der Nähe von Barcelona.
Das ist echt ein sehr interessanter Monat. Warm war es nur bei uns, in Deutschland und den Benelux-Staaten. In Madrid hat es am 22. und 23. März Schnee gegeben.
Kommentare