Traiskirchen wird Europas Strahlenschutz-Zentrum

Zivilschutz-Schulleiter Stefan Schönhacker (Mitte) freut sich über die Anerkennung durch die IAEA
Österreich erhält das europäische Kompetenzzentrum der internationalen Atomenergiebehörde.

Österreich ist atomwaffenfreie Zone und hat nicht einmal ein Atomkraftwerk. Dennoch wurde die Zivilschutz-Schule des Innenministeriums von der internationalen Atomenergie-Organisation der Vereinten Nationen (IAEA) als europäisches Kompetenzzentrum auserkoren. Denn die Österreicher gehören zu den international anerkannten Strahlenschutz-Experten.

Fünf sogenannte "Capacity Building Centres" will die IAEA weltweit einrichten – auf jedem Kontinent eines. Dort sollen die wichtigsten Entscheidungsträger aus den Staaten der jeweiligen Region ausgebildet werden: Funktionsträger von Militär, Einsatzorganisationen und Ministerien, die für die jeweilige Rechtslage und Ausbildungsvorschriften in ihren Staaten verantwortlich sind.

Zwischenfälle mit strahlendem Material sind überall möglich. Radioaktive Stoffe aus der Medizin, Industrie oder Forschung könnten freigesetzt werden. Auch sogenannte Atom-Schmuggler wurden in Österreich bereits festgenommen. Sie versuchten, strahlendes Material als angebliches Plutonium zu verkaufen.

Polizisten, Feuerwehrleute und andere Helfer sind im Ernstfall die Ersten, die mit Strahlenquellen konfrontiert sind. Für den Umgang mit dem Material brauchen sie eine entsprechende Ausbildung, die sie in der Zivilschutz-Schule des Innenministeriums in Traiskirchen erhalten.

Weltweiter Einsatz

Österreichs Strahlen-Aufspürer sind weltweit im Einsatz. So hat auch der für Zivil-und Katastrophenschutz zuständige Gruppenleiter im Innenministerium, Johann Bezdeka, seinen Einsatz-Overall im Kasten hängen und einen Diplomatenpass im Panzerschrank. Er war auch 2011 bei der Nuklearkatastrophe von Fukushima in Japan, um sich um die dort lebenden Österreicher zu kümmern.

Das internationale Engagement der Österreicher wurde nun von der IAEA mit dem Zuschlag zum Kompetenzzentrum anerkannt. Stefan Schönhacker, Leiter der Zivilschutzschule, freut sich auf einen zusätzlichen Input durch diese Entscheidung. Denn alle weltweiten IAEA-Kompetenzzentren werden miteinander vernetzt. Schönhacker: "Wir sind damit immer auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse." Und es ist ja auch gut fürs Image, wenn künftig die Ausbildungsrichtlinien für italienische Carabinieri, französische Gendarmen oder britische Bobbys aus Traiskirchen kommen.

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