Was für die Tiroler Immo-Branche leistbares Wohneigentum ist

Der Wunsch von günstigem Wohnen ist in Tirol schwer erfüllbar.
Zusammenfassung
- Der Rückgang im Baugeschäft in Tirol gefährdet laut Wirtschaftskammer die Chancen auf leistbares Wohneigentum, insbesondere für junge Menschen und Familien.
- Der Rückgang der Bauaktivitäten hat zu einem erheblichen wirtschaftlichen Einbruch geführt, und viele Projekte werden nicht mehr umgesetzt.
- Die Kosten für eine Wohnung in Tirol bleiben hoch, und es gibt Bedenken, dass am Bedarf vorbeigebaut wird, mit vielen leerstehenden Wohneinheiten.
Die goldenen Jahre für Bauträger und Makler in Tirol sind vorerst vorbei. Lief der Markt lange regelrecht heiß und ließ die Preise für Grundstücke und Immobilien wie auch Mieten in die Höhe schießen, wurden 2024 weniger als 3.200 Wohnungen in neuen Gebäuden bewilligt.
Das ist gegenüber dem Durchschnitt der vorangegangenen zehn Jahre ein Rückgang von 36 Prozent. Patrick Weber, Landesinnungsmeister der Bauinnung Tirol, sprach am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in der Wirtschaftskammer, bei der eine Studie zu den Folgen dieses Einbruchs präsentiert wurde, von einer „besorgniserregenden Entwicklung“.
Eine Belastungsprobe
Man habe es nicht nur mit einer Krise im Wohnbau zu tun, sondern stehe vor einer „breiten wirtschaftlichen Belastungsprobe“. Denn der Rückgang bei der Bauaktivität hat laut der Studie im Vorjahr zu einem Rückgang der Bruttowertschöpfung in Tirol – ebenfalls im Vergleich zum langjährigen Schnitt – von rund einer Milliarde Euro geführt.
„Projekte werden einfach nicht mehr umgesetzt“, sagt Ellen Moll, Fachgruppenobfrau der Immobilien- und Vermögenstreuhänder. Sie und Weber sehen dadurch auch die Chancen auf leistbares Eigentum für junge Menschen und Familien gefährdet.
Diese Chancen sind freilich am teuersten Wohnmarkt Österreichs – außer für Vermögende – schon seit Langem gering bis kaum vorhanden. Stellt sich also die Frage, was die Branchenvertreter unter „leistbar“ überhaupt verstehen.
450.000 Euro für ein Paar
Weber macht das an einem Beispiel fest. Demnach sei ein Quadratmeter-Preis von 6.900 Euro für ein Innsbrucker Paar, das sich unter Inanspruchnahme der Wohnbauförderung eine 65-Quadratmeter-Wohnung kaufen will, „machbar“. Das entspräche einem Immobilien-Kaufpreis von rund 450.000 Euro und einer monatlichen Belastung von 1.550 Euro.
Um das zu stemmen, müsste das Paar gemäß der Rechnung aber fast 90.000 Euro an Eigenmitteln parat und die anfallenden Nebenkosten auf der hohen Kante liegen haben. Und das bei einem Jahres-Netto-Einkommen von über 68.000 Euro.
Die eigene Wohnung bleibt für die breite Masse der Tiroler ein Wunschtraum. „Es muss die Aufgabe der Politik sein, leistbares Eigentum zu schaffen“, befand Wirtschaftslandesrat Mario Gerber (ÖVP) bei dem Mediengespräch. Im Rahmen der Wohnbauförderung sollen demnach laut ihm auch heuer 1.900 und 2026 zwischen 1.600 und 1.900 Wohnungen errichtet werden.
Am Bedarf vorbeigebaut
Am freien Markt wurde aber in den vergangenen Jahren am Bedarf vorbeigebaut. Zu diesem Ergebnis ist zumindest eine vor wenigen Monaten vom Land präsentierte Studie gelangt. Demnach gibt es in Tirol 100.000 Wohneinheiten ohne Hauptwohnsitzmeldung, 24.000 davon wurden in den letzten zehn Jahren errichtet.
Moll zweifelte diese Zahlen, die auf Immobilienspekulation hindeuten, am Mittwoch an. Der Leerstand sei deutlich geringer als behauptet.
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