Totalsperre auf der Westbahn: Auf was sich Fahrgäste jetzt einstellen müssen

Wer eines Belegs dafür bedurft hat, dass die Probleme der Deutschen Bahn (DB) nicht an den Grenzen des Nachbarlandes haltmachen, bekam ihn am vergangenen Samstag eindrücklich geliefert. Da blieb ein ICE des Unternehmens bei der Ausfahrt aus Wien im Eisenbahntunnel Knoten Hadersdorf nach einem Defekt liegen.
Eine stundenlange Blockade der Strecke war die Folge. Viel gravierender für Österreich sind aber im Bahnalltag die Auswirkungen des maroden Schienennetzes in Deutschland. Wie der Konzern am Donnerstag bei einer Bilanzpressekonferenz eingestehen musste, kommt jeder dritte seiner Fernverkehrszüge zu spät ans Ziel.
Domino-Effekt
Das müssen auch die ÖBB ausbaden. Jede zweite Verspätung im österreichischen Bahnverkehr hat ihren Ausgang im Deutschland. Eine notorische Störzone ist das Deutsche Eck, über das nicht nur Züge von München nach Tirol und Salzburg hereinlaufen, sondern das auch beide Bundesländer und somit den Westen und Osten Österreichs verbindet.
Dieses elementare Teilstück auf der Westbahnstrecke wird die DB, wie berichtet, im ersten Halbjahr 2027 fünf Monate lang für eine Generalsanierung eines 85 Kilometer langen Abschnitts der Verbindung komplett dichtmachen.
Das ist Teil eines Mammutprogramms, mit dem in Deutschland bis 2036 mehr als 40 Strecken, begleitet von Totalsperren, fit gemacht werden sollen. Dabei werden eben 2026 und 2027 auch zwei Korridore in Bayern in Angriff genommen. Danach sollen die Züge pünktlicher werden, worauf auch die ÖBB hoffen.
Weiter eine Bummelstrecke
Worauf Kunden der Westbahnstrecke aber nicht hoffen können, ist eine schnellere Fahrt durch das Deutsche Eck und somit auf der Westbahnstrecke insgesamt. „Die Höchstgeschwindigkeit auf der Strecke Rosenheim-Salzburg bleibt auch nach der Generalsanierung bei maximal 160 km/h“, sagt eine DB-Sprecherin auf Anfrage.
In der Realität gondeln ÖBB-Railjets je nach Abschnitt mit 100 km/h, mal ein bisschen schneller, mal ein bisschen langsamer, über den Bahnkorridor auf bayerischem Boden.
Seit der Eröffnung von Hochgeschwindigkeitstrassen Ende 2012 zwischen Wien und St. Pölten sowie im Tiroler Unterinntal brettern die Züge in Österreich mit bis zu 230 km/h über die Westbahnstrecke. Die Fahrzeit zwischen Wien und Innsbruck hatte sich damals um 20 Minuten auf vier Stunden und 15 Minuten verkürzt.
Es wäre mehr drinnen
Die ÖBB haben das Langfristziel, die Fahrzeit um weitere 30 Minuten zu reduzieren. Dazu bräuchte es aber nicht nur einen Ausbau des Streckennetzes in Salzburg, sondern eben auch im Deutschen Eck – und der ist nicht in Sicht.

Die Deutsche Bahn kämpft mit notorischer Unpünktlichkeit, die nach Österreich streut.
Die Generalsanierung soll aber jedenfalls den ständigen Störungen auf der DB-Strecke und auch den in den vergangenen Jahren immer wieder teils wochenlangen Sperren wegen Bauarbeiten ein Ende setzen. Eine solche steht von kommendem Samstag bis 18. August gerade wieder an.
„Mit der Generalsanierung bündeln wir zahlreiche anstehenden Baumaßnahmen der kommenden Jahre in einer Streckensperrung. Nach Abschluss der Arbeiten sind in der Regel für mehrere Jahre keine größeren Bauarbeiten mehr erforderlich“, heißt es von der DB.
Nach der Totalsperre sollten also zumindest die permanenten Verspätungen auf der Westbahnstrecke der Vergangenheit angehören.
Was die Deutsche Bahn in Bayern plant
Nach aktuellem Stand sollen laut DB auf der Strecke Rosenheim – Salzburg "neue Gleise, Weichen und kilometerlange ausgetauschte Oberleitungen zusammen mit Arbeiten an der Signaltechnik" erfolgen. Die Auftragsvergaben an die Industrie für die anstehenden Generalsanierungen in Bayern seien bereits weitestgehend erfolgt, sagt die DB-Sprecherin.
2026 werden in Bayern die Strecken Nürnberg–Regensburg und Obertraubling–Passau saniert. 2027 soll in Bayern der Korridor Rosenheim–Salzburg erneuert und modernisiert werden. Beides wird große Auswirkungen auf den Passagier- und Güterverkehr in Österreich haben.
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