Hiobsbotschaft: Halbes Jahr Totalsperre auf der Westbahnstrecke

ÖBB-Railjet
Zusammenfassung
- Generalsanierungen der Deutschen Bahn führen 2026 und 2027 zu längeren Fahrzeiten und Streckensperren in Österreich.
- Eine Totalsperre der Korridorstrecke zwischen Salzburg und Kufstein im ersten Halbjahr 2027 erhöht die Fahrzeit innerösterreichisch um 90 Minuten.
- Salzburg und angrenzende Regionen sind besonders von den Bauarbeiten betroffen, was zu Engpässen im Nahverkehr führt.
Die Westbahnstrecke zwischen Wien im Osten und Bregenz im Westen des Landes ist die meistbefahrene Zugverbindung Österreichs. Welche Auswirkungen es hat, wenn die Strecke unterbrochen ist, hat sich nach dem Hochwasser 2024 gezeigt, das massive Schäden auf dem Abschnitt in Niederösterreich verursacht hat.
Drei Monate lang war die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen zwischen Wien und St. Pölten wegen Sanierungsarbeiten gesperrt, mussten Pendler und Fernreisende mühsame Umwege und längere Fahrzeiten in Kauf nehmen. Im heurigen Mai und Juni gab es eine weitere Sperre. Nun droht Reisenden auf der Westbahnstrecke erneut Mühsal.
Dieses Mal trifft es den Westen mit voller Härte. Grund sind zwei große Korridorsanierungen in Deutschland. Ab 2026 werden zunächst die Strecke Passau – Nürnberg und dann jene zwischen Salzburg und Rosenheim, also das Deutsche Eck, für die Arbeiten gesperrt.
Totalsperre zwischen Salzburg und Kufstein
Letzteres trifft den innerösterreichischen Fernverkehr besonders hart. Im ersten Halbjahr 2027 (Februar bis Juli) erfolgt eine Totalsperre der Korridorstrecke zwischen Salzburg und Kufstein in Tirol. Züge von Wien nach Bregenz/Zürich und retour werden über Bischofshofen umgeleitet, so auch der gesamte Fernverkehr auf der Weststrecke. Heißt: 90 Minuten mehr Fahrzeit.
Aber bereits die Arbeiten auf deutscher Seite im 2. Halbjahr 2026 (Juni bis Dezember) sorgen für längere Fahrzeiten. Es geht in dieser Zeit zwar weiter über das Deutsche Eck, aber es dauert rund 30 Minuten länger als üblich, informierten die ÖBB am Mittwoch.
„In den kommenden Jahren wird unser Nachbarland viel Geld für die Schiene in die Hand nehmen. Das ist gut und wichtig, um die Qualität im Bahnverkehr nachhaltig zu verbessern", betonte ÖBB-Chef Andreas Matthä und stellte klar: "Aber wir werden diese Investitionen direkt als Baustellen mit Verkehrseinschränkungen spüren."
Wochenweise Sperren des Deutschen Ecks wegen Bauarbeiten an der maroden Gleisinfrastruktur sind Vielfahrer auf der Westbahnstrecke bereits gewöhnt. Ein halbes Jahr durchgehende Unterbrechung samt Umleitungen sind dann doch eine andere Nummer.
Ein Vorgeschmack im heurigen Sommer
Einen Vorgeschmack gibt es schon mal im Zeitraum von 2. bis 18. August. Da komme es aufgrund von Bauarbeiten der Deutschen Bahn "zu einer Sperre der Strecken, die über das Deutsche Eck führen", warnen die ÖBB vor. Betroffen ist natürlich auch die private Westbahn, die einen SEV mit Bussen einrichtet.
Die ÖBB kündigen an, dass ihr Fernverkehr über die Korridorstrecke "zum Teil großräumig umgeleitet bzw. mit Bussen im Schienenersatzverkehr abgewickelt" wird.
"Insbesondere die zahlreichen kurzfristigen Störungen am Deutschen Eck haben starke negative Auswirkungen auf die Qualität im österreichischen Fernverkehr", so die ÖBB zu den grundsätzlichen Problemen im Netzverbund mit den deutschen Strecken.
Die großen Korridorsanierungen 2026 und 2027 würden sicherstellen, "dass diese Probleme künftig der Vergangenheit angehören und auch in Deutschland eine moderne und leistungsfähige Infrastruktur für den Bahnverkehr zur Verfügung steht – mit langfristigem Nutzen für Salzburg."
Besondere Belastung für Salzburg
Als wichtiger Knotenpunkt im nationalen und internationalen Bahnverkehr spüre Salzburg die Auswirkungen der teilweise überalterten Bahninfrastruktur im Süden von Deutschland besonders stark, hieß es am Mittwoch. Einschränkungen auf den Bahnstrecken im Nachbarland sorgen immer wieder für Verspätungen und kurzfristige Umleitungen.
Das Bundesland wird aber vorerst besonders betroffen von den Auswirkungen der Generalsanierungen in Deutschland sein. Es gilt, den Bahn-Nahverkehr weiter aufrecht zu erhalten. Um den Umleitungsverkehr während der Streckensperren im Nachbarland zu bewältigen, werde Schieneninfrastruktur gerade im Flachgau rund um die Uhr ausgelastet sein.
Zu wenig Kapazität in Salzburg
"Da die Kapazität der zweigleisigen Strecke den Bedarf nicht abdecken kann, wird es zu Einschränkungen kommen", heißt es. "Die Aufrechterhaltung des Nah- und Regionalverkehrs hat für mich oberste Priorität", erklärte Salzburgs ÖVP-Verkehrslandesrat Stefan Schnöll.
"Darum habe ich mit den ÖBB und der Westbahn gesprochen und darauf gedrängt, für den Nahverkehr mehr Platz zu schaffen", sagt er. Beide Unternehmen würden zugunsten des Nahverkehrs auf 18 Fernverkehrstrassen zwischen Salzburg und Linz bzw. Wels verzichten.
Somit wird es auch in Oberösterreich Auswirkungen geben. Das gilt auch insgesamt für den Bahnverkehr zwischen Österreich und Deutschland und darüber hinaus - und das schon ab dem ersten Halbjahr 2026 und voraussichtlich bis in die Mitte des Jahres 2028 hinein.
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