Jahrhundertchance: ÖBB, Land und Stadt untertunneln Bahnhof

Der Innsbrucker Hauptbahnhof liegt mitten in der Stadt und zerschneidet sie regelrecht.
Dieser Weg wird kein leichter sein. Das war relativ rasch klar. Im Zuge eines anstehenden Umbaus des Innsbrucker Hauptbahnhofs, der die Stadt in ihrer Mitte wie ein Keil teilt, tut sich die Jahrhundertchance auf, das Areal mit einer Fuß- und Radwegunterführung zu unterqueren. Und damit die Innenstadt und den Stadtteil Pradl zu verbinden.
Doch Bürgermeister Johannes Anzengruber hatte Bedenken, was die Finanzierung anbelangt. Er wollte eine notwendige Planungsvereinbarung mit ÖBB und Land zunächst nicht unterzeichnen, so lange nicht klar sei, wie hoch die Kosten des Projekts sind. Die ÖBB wiederum stellten klar, dass es eben genau dafür erst eine Planung braucht.
Vertrag unterzeichnet
Im Juli lenkte die Stadt ein und sagte eine Kostenbeteiligung für diese ersten Schritte zu. Nach dieser grundsätzlichen Einigung liegt nun auch die vertragliche Vereinbarung zu Planung und Kostenteilung der neuen Unterführung vor, wie ÖBB, Land und Stadt am Dienstag mitteilten.
In den vergangenen Wochen habe man intensive Gespräche zu den vertraglichen Details für die Zusammenarbeit im Projekt „Stadtteilverbindung“ geführt. "Nun liegt die grundsätzliche Zustimmung aller Partner vor." Die Planungskosten von 2,1 Millionen Euro sollen vorbehaltlich aller notwendigen Beschlüsse gedrittelt werden.
"Damit können die Vorbereitungen der ÖBB für den Bahnhofsumbau und die neue Unterführung voll anlaufen", heißt es in einer Aussendung. Erster Schritt soll die Beauftragung aller erforderlichen Dienstleister sein. Auch erste vorbereitende Arbeiten werden noch im Herbst 2025 anlaufen.
Startschuss erfolgt
Damit sei endgültig den Startschuss für das Projekt erfolgt. "Gemeinsam mit Land Tirol und der Stadt Innsbruck ist es gelungen, ein prägendes und zukunftsweisendes Projekt der ÖBB für die Landeshauptstadt auf Schiene zu bringen" sagt Judith Engel, Vorstandsdirektorin ÖBB-Infrastruktur AG.
SPÖ-Verkehrslandesrat René Zumtobel hebt die überregionale Bedeutung hervor: „Der Innsbrucker Hauptbahnhof ist mit täglich rund 40.000 Fahrgästen die wichtigste Mobilitätsdrehscheibe des Landes und zentraler Knotenpunkt in der Alpenregion."
Mit dem Planungsvertrag für die neue durchgängige Unterführung werde die Grundlage für eine "moderne, bessere Erreichbarkeit des Bahnhofs und gleichzeitig eine direkte, umweltfreundliche Verbindung zu Fuß und mit dem Rad" gelegt.
"Diese einmalige Chance im Zuge des Umbaus des Hauptbahnhofes ermöglicht die gesamthafte Weiterentwicklung dieser zentralen Mobilitätsdrehscheibe", so Zumtobel.
Zeitgerechter Start möglich
Auch Bürgermeister Anzengruber zeigt sich nun zufrieden: „Es ist erfreulich, dass die monatelangen, sehr intensiven Verhandlungen letztlich von Erfolg gekrönt sind und wir gemeinsam mit den Finanzierungspartnern eine Einigung erzielen konnten."
Damit könne die Planungsbeauftragung für dieses "buchstäblich einschneidende Projekt zeitgerecht starten". Grundlage für den Vertragsabschluss war aus seiner Sicht unter anderem "ein belastbarer, realistisch darstellbarer Finanzierungsschlüssel für Planung und Umsetzung des Bauwerks zwischen ÖBB, Land Tirol und Stadt Innsbruck.“
Die ÖBB hatten mehrfach betont, dass sich das Fenster für die Realisierung der Unterführung schließt, wenn es nicht rasch zu einer Einigung kommt. Denn sie müssten die Umbauarbeiten planen und darin eben die Untertunnelung berücksichtigen oder nicht.
Wie die Kosten aufgeteilt werden sollen
Die geschätzten Realisierungskosten für die geplante Unterführung liegen laut Stadt bei 43,3 Millionen Euro. Grundvoraussetzung der Planungsvereinbarung sei gewesen, dass gleichzeitig ein definitiver Finanzierungsschlüssel für die Errichtung festgelegt wird.
Dieser sieht vor, dass 44,9 Prozent von den ÖBB, 33,3 Prozent Land Tirol und 21,8 Prozent von der Stadt Innsbruck getragen werden. Hierüber ist noch eine finale Realisierungsvereinbarung abzuschließen, die dem Innsbrucker Gemeinderat gesondert zur Beschlussfassung vorgelegt wird, heißt es von der Stadt.
Die neue Fuß- und Radwegunterführung als Stadtteilverbindung wird im Zuge der kommenden Umbauarbeiten am Haupt- und Frachtenbahnhof Innsbruck realisiert. In den nächsten Jahren planen die ÖBB, alle Gleisanlagen und die Bahnsteige neu zu errichten.
"Das Projekt entspricht den zukünftigen betrieblichen Erfordernissen hinsichtlich der Inbetriebnahme des Brenner Basistunnels und auch der stetig zunehmenden Beliebtheit der Bahnangebote im Nah- und Fernverkehr", heißt es von den ÖBB.
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