Innsbruck: „Jahrhundertchance“ auf Radtunnel unter Hauptbahnhof lebt

Protestaktion von Radlobby Tirol
Die Stadt lenkt ein und beteiligt sich mit 700.000 Euro an den Planungskosten für das bis zu 60 Millionen Euro teure Projekt.

Im April hatten die ÖBB über ihren für Tirol zuständigen Sprecher Christoph Gasser-Mair noch einmal eindrücklich gemahnt, dass es „höchste Eisenbahn“ für eine Entscheidung der Stadt Innsbruck sei. Immerhin gehe es um eine „Jahrhundertchance“.

Das sehen auch Radlobbyisten so. Und zwar im möglichen Bau eines Fußgänger- und Radtunnels unter dem Hauptbahnhof der Landeshauptstadt.

Zerschnittene Stadt

Der bildet eine regelrechte Barriere zwischen Pradl, dem mit 21.000 Einwohnern bevölkerungsreichsten Stadtteil Innsbrucks, und der angrenzenden Innenstadt. Die wichtigste Mobilitätsdrehscheibe selbst ist wiederum vom Autoverkehr umspült und nur für todesmutige Radfahrer erreichbar. Einen eigenen Weg für sie gibt es nicht.

Doch Innsbrucks Bürgermeister Johannes Anzengruber legte sich quer und wollte eine notwendige Planungsvereinbarung mit ÖBB und Land nicht unterzeichnen. „Bevor wir die Planungen starten, muss klar sein, welche Gesamtkosten auf die Stadt zukommen“, monierte der Stadtchef. 

Die ÖBB hielten entgegen: „Für eine genaue Kalkulation braucht es aber eine Planung.“ Eine erste Kostenschätzung geht davon aus, dass die Unterführung inklusive einer Brücke über die am Bahnhof vorbeiführende Sill 45 bis 55 Millionen Euro kosten würde, die Stadt rechnet mit bis zu 60 Millionen Euro an Baukosten.

Nun wurde offenbar der gordische Knoten durchschlagen. Heute, Donnerstag, legt die Stadtkoalition von Anzengruber, innerhalb derer vor allem die Grünen das Vorhaben forcieren, einen Antrag im Gemeinderat auf Zuschuss in der Höhe von 700.000 Euro für Planungsleistungen durch die ÖBB vor.

Kosten gedrittelt

Das entspricht einem Drittel der Kosten, die anderen beiden werden von ÖBB und Land getragen. Macht in Summe 2,1 Millionen Euro. „Es gibt aber noch einige Dinge zu klären“, sieht der Bürgermeister noch offene Fragen. Das Land bekennt sich auf Nachfrage grundsätzlich zu dem Projekt, das im Zuge der Radwegeförderung abgewickelt werden könne.

Die ÖBB wollten sich vor der voraussichtlichen Beschlussfassung noch nicht näher äußern und verwiesen auf laufende Gespräche. Aber das staatliche Unternehmen hatte im Zuge der Debatten mehrfach klargemacht: „Das ist eigentlich kein Bahn-, sondern ein Stadtprojekt. Wir haben als ÖBB keinen Bedarf für die Unterführung, sehen aber einen Mehrwert.“ 

Dass sich überhaupt ein Fenster für die Realisierung einer Untertunnelung des Bahnhofsareals auftut, hat mit den eigenen Plänen der ÖBB zu tun, in welche die Rad- und Fußgängerunterführung eingepflegt werden könnte.

Im Fokus steht zunächst die Errichtung eines Instandhaltungs- und Interventionszentrums für den im Bau befindlichen Brenner Basistunnel (BBT), das bis zu dessen Inbetriebnahme im Jahr 2032 fertig sein muss. Zudem sollen Bahnsteige verbreitert und ein neuer Bahnsteig gebaut werden. 

Es wird also groß umgegraben. Und im Zuge dessen könnte eben auch die Untertunnelung erfolgen.

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