Prozess gegen Ochsenknecht in Innsbruck: Blaues Auge für Jimi Blue

Jimi Blue Ochsenknecht war wegen schwerem Betrug angeklagt.
Zusammenfassung
- Jimi Blue Ochsenknecht wurde in Innsbruck wegen schweren Betrugs angeklagt, weil er eine Hotelrechnung über 13.827,35 Euro nicht bezahlt hatte.
- Nach Festnahme und Begleichung der Schuld verhängte die Richterin im Rahmen einer Diversion eine Geldbuße von 18.000 Euro, zahlbar in Raten.
- Das Urteil ist nicht rechtskräftig; Ochsenknecht zeigte sich geständig und entschuldigte sich öffentlich beim Hotelier.
Schwerer Betrug. So lautete der Vorwurf der Staatsanwaltschaft Innsbruck gegen Jimi Blue Ochsenknecht, der sich Freitagmorgen am Landesgericht Innsbruck verantworten musste. Im schlimmsten Fall drohten dem 33-Jährigen, der mit dem Kinderfilm "Die Wilden Kerle" bekannt wurde, drei Jahre Haft.
Er kam im Rahmen einer Diversion mit einem blauen Auge davon. Richterin Heide Maria Paul verzichtete auf einen Veruteilung und verhängte eine Geldbuße in Höhe von 18.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft behielt sich Rechtsmittel vor, weshalb die Entscheidung noch nicht rechtskräftig ist.
Großer Auflauf
Der Andrang vor Prozessbeginn war enorm. Neben zahlreichen Medienvertretern, wollten auch etliche, vor allem weibliche, Fans bei der Verhandlung dabei sein. Unbeteiligte hatten weniger Verständnis für den Auflauf und das Gedränge. "Wegen so einem Schas", meinte ein Mann, der sich durch die Menge schieben musste.

Der Medienandrang beim Prozess ist groß.
Um Gerangel um die wenigen verfügbaren Plätze zu verhindern, hat das Gericht Polizeischutz aufgeboten. Eine derartige Aufmerksamkeit erfahren ansonsten nur große Mordprozesse in Innsbruck.
Der Prozess war gerade einmal auf eine Stunde angesetzt und wurde auf der ganz großen Tiroler Justizbühne verhandelt: Im Schwurgerichtssaal. Der Sachverhalt war im Grunde unstrittig, Ochsenknecht geständig. Er hat im Dezember 2021 in einem Hotel in Kirchberg eine Rechnung in Höhe von 13.827,35 Euro aufgestellt, aber nie bezahlt.
Verärgerter Hotelier
Oder wie es der betroffene Hotelier, Willi Steindl, gegenüber dem KURIER nach der Festnahme des Deutschen im Juni formuliert hat: "Jimi Blue Ochsenknecht hat uns vier Jahre lang verarscht." Im 4-Sterne-Superior-Haus des Tirolers hatte der Sohn des Schauspielers Uwe Ochsenknecht mit Freunden seinen 30. Geburtstag gefeiert.

Bei Hotelier Willi Steindl (Mitte) entschuldigte sich Ochsenknecht vor und während der Verhandlung.
Am Freitagmorgen erschien der Realitystar in beiger Hose, weißem Strick-T-Shirt und rosa Sneakern vor Gericht. Und gab sich wortkarg. Fragen wollte er keine beantworten und verwies auf eine schriftliche Stellungnahme zu den Vorwürfen.
Ochsenknecht meinte lediglich, er wolle sich "öffentlich entschuldigen" und "die Verantwortung dafür übernehmen", dass er nicht bezahlt habe. Später gab es noch einen Handschlag mit dem als Zeugen geladenen Hotelier im Saal, der meinte: "Entschuldigung angenommen."
Kopfwäsche vom Staatsanwalt
Ankläger Florian Oberhofer war das in Summe zu dürftig, er wollte von der durch den Verteidiger Matthias Holzmann beantragten Diversion nichts wissen. Und verpasste dem prominenten Beschuldigten noch einmal ein Kopfwäsche. Ochsenknecht habe den Hotelier über längere Zeit und in der Folge auch die Strafverfolgungsbehörden "verarscht".
Die Richterin hätte sich zwar auch etwas mehr der Worte vom 33-Jährigen erwartet, sah jedoch alle objektiven Kriterien für eine Diversion erfüllt. Verteidiger Holzmann hatte zu Beginn der Verhandlung argumentiert, es liege bei seinem Mandanten "keine schwere Schuld vor".
Ochesenknecht sei zum Zeitpunkt der Hotelbuchung zahlungsfähig gewesen und habe seine Adresse bekannt gegeben. "Das spricht für mich gegen eine hohe kriminelle Energie." Sein Mandant habe zudem 23 Tage in Haft verbracht und "verstanden, dass er sich falsch verhalten hat."
"Dekadent eine 30er-Feier veranstaltet"
Für den Staatsanwalt hat der Deutsche jedoch seinen Promi-Faktor ausgenützt und "dekadent eine 30er-Feier veranstaltet". Der Ankläge war weder mit der Diversion einverstanden, noch damit, dass die Geldbuße in Raten berappt werden könne. Das Verfahren ist für Ochsenknecht also noch nicht ausgestanden.
Das wird erst eingestellt, wenn der Betrag vollständig bezahlt ist. Dann kann der Ankläger wiederum Beschwerde einlegen. Dass er darauf verzichtet, erscheint nach den Ausführungen des Staatsanwalts eher unwahrscheinlich.
Dass dem geprellten Hotelier das Geld zusteht, haben Gerichte bestätigt. Bereits seit 2023 sei ein Gerichtsvollzieher auf der Suche nach ehemaligen Gast Steindls gewesen. "Er hat wohl gemeint, er kann das aussitzen. Wir haben dann Ende 2024 die Reißleine gezogen und Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet."
Und die fuhr dann schwere Geschütze auf. Ochsenknecht war im Juni in Hamburg festgenommen worden, nachdem ein europäischer Haftbefehl gegen ihn ausgestellt worden war. Ochsenknecht habe "mit den Behörden Katz und Maus gespielt", so der Hotelier. Aber die Staatsanwaltschaft habe sich wohl nicht "verarschen" lassen wollen.
Zeche bezahlt, Tatverdacht aufrecht
Im Gefolge der Festnahme wurde der ausstehende Betrag überwiesen. Steidl betrachtete die Angelegenheit damit für erledigt. Die Staatsanwaltschaft stellte jedoch klar: "Der Tatverdacht ist damit nicht beseitigt." Und so folgte ein Auslieferungsverfahren, das Ochsenknecht durch mehrere deutsche Gefängnisse nach Innsbruck führte.
Dort wurde am 18. Juli wegen dringenden Tatverdachts sowie Fluchtgefahr die U-Haft verhängt, Ochsenknecht wurde jedoch gegen eine Kaution in Höhe von 15.000 Euro auf freien Fuß gesetzt. Allerdings musste er seinen Pass abgeben und bis zum Abschluss des Verfahrens in Österreich bleibe. Die Zeit verbrachte er bei seiner Schwester in der Steiermark.
Jimi Blue Ochsenknecht bereute sein Verhalten direkt nach seiner Festnahme in einem öffentlichen Statement auf seinem Instagram-Account: "Ich hätte wissen müssen, wie ernst die Situation ist und ich hätte es niemals so weit kommen lassen. Das war falsch", schrieb er.
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