Erstes "Regionalbad" Tirols: Mit einem Neubau aus der Misere

2027 soll ein neues Hallenbad in Axams (Visualisierung) eröffnen, das alte wird jetzt abgerissen.
Jedem Dorf sein Bad, das wird es künftig nicht mehr spielen. Die Infrastruktur entstammt in weiten Teilen Österreichs den 1970er-Jahren, als es einen regelrechten Bauboom gab. Inzwischen frisst sich der Bädertod quer durchs Land. Vielfach stehen kommunale Bäder vor dem Aus oder haben bereits dichtgemacht.
Und zwar weil Gemeinden Abgänge nicht stemmen können, ihnen die in den vergangenen Jahren explodierten Personal- und zwischenzeitlich Energiekosten über den Kopf gewachsen sind. Oder weil schlicht kein Geld für notwendige Sanierungen oder gar Neubauten da ist.
Schließwelle
Allein in Tirol haben zwischen 2011 und 2023 bereits 72 Frei- und Hallenbäder ihre Pforten geschlossen. Die schwarz-rote Landesregierung ist angesichts der schrumpfenden Schwimmflächen unter Druck geraten und hat letztlich im Vorjahr einen finanziellen Rettungsring geworfen.
Sie hat einen "Bädertopf“ mit 75 Millionen Euro gefüllt, darunter auch Gelder von Gemeindeverband und Tourismus. Ein Teil davon soll in den laufenden Bäderbetrieb gehen, 50 Millionen in Neubauten und Sanierungen. Nun trägt das Modell erste Früchte.
In der Olympiagemeinde Axams wird das 1976 im Zuge der Winterspiele in Tirol eröffnete Hallenbad abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden: das erste "Regionalbad“ im Bundesland.
"Härteste Prüfung"
"Das war meine bis jetzt härteste Prüfung“, erklärte Standort-Bürgermeister Thomas Suitner am Freitag beim Spatenstich. Im Herbst 2023 hatte er den Betrieb des Hallenbades, das Besucher aus den Umlandgemeinden und dem gesamten Großraum der nahen Landeshauptstadt Innsbruck anzog, einstellen müssen.

In Axams sind bereits die Bagger für den Abriss aufgefahren.
Im Keller hatte sich Chlor über die Jahrzehnte durch Beton und Technik gefressen: Sanierung unmöglich und unfinanzierbar. Das Aus dieses Bades mit immerhin 125.000 Zutritten im Jahr war gewissermaßen der Weckruf zur Schaffung des Bädertopfs.
Daraus fließen nun 16,5 Millionen Euro in den 31,5 Millionen Euro teuren Neubau in Axams. Der Rest wird von 14 Gemeinden und dem Tourismusverband Innsbruck, zu dem auch die Feriendörfer rund um die Stadt gehören, finanziert.
Knappe Kassen
14 Ortsparlamente "unter einen Hut zu kriegen, war eine Herkulesaufgabe“, so Suitner. "Jetzt liegt es in unserer Verantwortung, dass wir die Baukosten einhalten.“
Mit dem Bädertopf sei „ein System entstanden, das Lösungen ermöglicht“ und das "vorbildlich“ sei, so Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP). Die Landesregierung habe sich 2024 bei der Aufsetzung des Fördermodells ziemlich weit hinausgelehnt.
"Wir haben gewusst, die Zeiten werden knackig“, erklärte Mattle mit Hinblick auf die Budgetnöte von Land und Gemeinden, wie es sie in ganz Österreich und im Bund in der momentanen Lage gibt.
Große Polarisierung vor Einigung
Deshalb habe es im Vorfeld der Finanzbeschlüsse eine „große Polarisierung“ bei Gemeinderäten und in der Bevölkerung gegeben, berichtete Josef Singer, Bürgermeister im benachbarten Götzens und Chef einer der beiden beteiligten kommunalen Planungsverbände.
Der Hintergrund: Den Gemeinden fehlt das Geld an allen Ecken und Enden, auch in der Daseinsvorsorge wird es knapp.
Unbestritten ist aber, dass immer mehr Kinder nicht schwimmen können. Entsprechend wichtig ist der Zugang zu Wasserflächen – etwa für Schulklassen. Ein Problem, das ebenfalls in ganz Österreich verbreitet ist.
Keine Aufstockung
Eine vom Land Tirol beauftragte Studie sieht die Notwendigkeit von zwei weiteren „Regionalbädern“, je einem im Ober- und im Unterland.
20 von 50 Millionen Fördereuros aus dem Bädertopf sind bereits verbraucht. Wird also im Falle nachgefüllt? „Jeder kann hochrechnen, wie viele Projekte möglich sind“, erklärte Mattle dazu, was einem Nein gleichkommt. Jetzt wird zumindest einmal das Hallenbad Axams neu gebaut. Eröffnung: Juni in zwei Jahren.
Man werde "dafür sorgen, dass hier auch die nächsten Generationen schwimmen lernen", zeigte sich LH-Stellvertreter und Sportlandesrat Philip Wohlgemuth (SPÖ) und kündigte an: "2027 werden wir hier alle gemeinsam einen Köpfler machen."
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