Sie waren auf dem Rückweg von einem Einsatz, als die Crew des Polizeihubschraubers Libelle, Pilot Hans Schlager und Flugretter Stefan Jungmann, am Donnerstag in Tirol ein außergewöhnlicher Notruf ereilte.
18 Moutainbiker sollten auf gut 2.800 Metern Seehöhe in Bergnot geraten und weder vor noch zurück kommen.
Wenig später war klar: Es handelte sich um eine Schülergruppe samt Lehrern und erwachsenen Begleitpersonen aus Bayern, die mit dem Rad eine Alpenüberquerung bis nach Jesolo machen wollten, aber die schneereiche Situation in den Tiroler Bergen völlig falsch eingeschätzt hatten.
Im KURIER schilderte Flugretter Stefan Jungmann, seit 35 Jahren Teil der Flugpolizei,
- den "schwierigen" Einsatz
- erklärt, warum die Flugpolizei heuer bis zu vier Einsätzen täglich wegen Altschneefeldern ausrückt
- und was er Wanderern empfiehlt
Herr Jungmann, wie haben Sie den Einsatz erlebt?
Wir waren gerade auf dem Rückweg von einem Einsatz, bei dem wir zwei Tschechen, die mit Turnschuhen auf einem Schneefeld unterwegs waren und nicht mehr weiterkamen, geborgen haben, als uns der Notruf ereilt hat.
Was war ihr erster Gedanke?
18 Mountainbiker, um kurz nach 21 Uhr, bei einbrechender Dämmerung, vom Berg zu fliegen, das könnte knapp werden. Und das macht auch nicht jede Crew. Das war ein schwieriger Einsatz und eine fliegerische Top-Leistung des Piloten. Auch, weil wir auf dem Joch, wo die Gruppe war, aufgrund des Geländes nicht landen konnten.
Was haben Sie gemacht?
Als wir angeflogen sind, hatte die Gruppe, die in kurzen Hosen und mit Radschuhen auf gut 2.800 Metern unterwegs war, ihre Räder auf einen Haufen zusammengestellt. Wir sind dann halb abgestützt und halb schwebend mit dem Hubschrauber aufgesetzt und ich habe die Wanderer in Vierer-Gruppen in den Hubschrauber geholt. Wir sind dann fünf Rotationen geflogen, dann waren alle im Tal.
Haben sich die Geretteten bei Ihnen bedankt?
Man hört bei dem Lärm des Hubschraubers sehr wenig. Aber sie waren sehr froh, dass wir da waren.
Altschneefelder stellen heuer, nach den vielen Schneefällen im Winter und späten Schnee im Frühling, eine besondere Herausforderung dar?
Ja, das ist heuer besonders markant. Wir werden teilweise vier Mal täglich zu Einsätzen gerufen, bei denen Unverletzte auf Altschneefeldern nicht mehr weiterkommen.
Informieren sich Wanderer zu wenig?
Sie informieren sich zu wenig, sie sind ohne die passende Ausrüstung, zu leichtsinnig unterwegs und denken nicht nach.
Was würden Sie sich in diesem Zusammenhang wünschen?
Dass Touren geplant werden und dass Leute rechtzeitig einen Notruf absetzen. Denn für uns macht es einen Unterschied, ob wir um 18 Uhr abheben, oder in der Dämmerung. Das lässt bei der Bergung einen gewissen Spielraum.
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