Bilanz: Mehr Wölfe, aber weniger Risse im Vorjahr

Bilanz: Mehr Wölfe, aber weniger Risse im Vorjahr
Die Almsaison bilanzierte mit 540 toten und vermissten Weidetieren. Das sind 43 Prozent weniger Verluste als im Vorjahr.

Die Tiroler Almsaison des Jahres 2023 ist mit deutlich weniger Nutztierrissen, aber wesentlich mehr nachgewiesenen Wölfen zu Ende gegangen. 255 tote und 285 vermisste Weidetiere wurden registriert, das sind um 43 Prozent weniger Verluste als im Jahr davor. Drei Viertel der entschädigten Tiere gehen nach Angaben des Landes Tirol auf das "Konto von Wölfen", hieß es am Freitag in einer Aussendung. Insgesamt 25 Wolfsindividuen wurden im Bundesland nachgewiesen.

Neben den 25 Wölfen dürften sich auch "drei verschiedene Bären zumindest zeitweise in Tirol aufgehalten" haben. Zudem gab es in vier Bezirken Nachweise von Goldschakalen. 16 Prozent der Nutztierrisse wurden in der Statistik auf Bären zurückgeführt, für acht Prozent sollen Goldschakale verantwortlich sein.

Erhöhter Jagddruck

Warum es im vergangenen Jahr einen so deutlichen Rückgang an getöteten Tieren gegeben hatte, war unklar. "Ein Grund für den erheblichen Rückgang an Nutztierrissen könnte der erhöhte Jagddruck sein. Eine abschließende Erklärung gibt es jedoch nicht", hieß es seitens des Landes. Im vergangenen Jahr wurden, nachdem die schwarz-rote Tiroler Landesregierung mit einer Gesetzesnovelle Abschüsse erleichtert hatte, 19 Abschussverordnungen erlassen. Daraufhin wurden vier Wölfe getötet.

Das Land Tirol unterstützt zudem Herdenschutz-Pilotprojekte auf drei Schafalmen im Bezirk Landeck, die indes erfolgreich bilanzierten. Dort gab es nämlich keine Nutztierverluste durch Wölfe oder Bären. Es wurde jedoch ins Treffen geführt, dass der finanzielle und personelle Aufwand hoch sei. Die Kosten pro Schaf beliefen sich auf durchschnittlich 133 Euro pro Schaf, insgesamt 444.000 Euro wurden an Unterstützung ausbezahlt. Dem gegenüber stünden durchschnittliche Alpungskosten von fünf bis zehn Euro pro Schaf bei traditioneller Alpung mit freiem Weidegang sowie Verkaufserlöse von durchschnittlich 130 Euro für Lämmer und 550 Euro für Zuchttiere.

Der zuständige Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) kündigte an, den bisher eingeschlagenen Weg mitsamt Abschüssen fortsetzen zu wollen. Außerdem arbeite er weiterhin daran, den Schutzstatus des Wolfes auf EU-Ebene zu senken. Dort war zuletzt auch Bewegung in die Sache gekommen.

Strenger Schutz

Die EU-Kommission hatte sich für eine Senkung des Schutzstatus von "streng geschützt" auf "geschützt" ausgesprochen und sich auf Daten aus den Mitgliedsländern berufen. Man präsentierte einen Vorschlag, mit dem der Schutzstatus des Wolfs im Rahmen des internationalen Übereinkommens von Bern über die Erhaltung der europäischen wild lebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume angepasst werden soll. Geisler rechnete damit, dass sich der Rat im Frühjahr mit der Berner Konvention befassen werde.

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