Mattle bleiben in Tirol noch zwei Jahre für eine ÖVP-Trendwende

2027 will Anton Mattle sein Amt als ÖVP-Landeshauptmann von Tirol verteidigen.
Durch Innsbrucks Straßen fegt am Donnerstagvormittag eine strammer Wind. Und damit auch mitten durch eine Pressekonferenz von ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle. Er hat gemeinsam mit Parteimanager Florian Klotz anlässlich des Gründungstages der Tiroler Volkspartei vor 80 Jahren vor deren Zentrale Stellung bezogen.
Klotz erinnert an 1945: "Tirol war schwer gezeichnet vom Krieg, vieles war zerstört." Heute zähle das Bundesland zu den lebenswertesten Regionen überhaupt. Das heftet sich die Volkspartei natürlich auf ihre Fahnen, stellt sie doch seit 80 Jahren durchwegs die Landeshauptleute.
Eines der verbliebenen schwarzen Kernländer
Das können die Schwarzen ansonsten nur noch in Vorarlberg, Ober- und Niederösterreich von sich behaupten. Die Kehrseite der Tiroler Medaille: Das Bundesland hat mit die höchsten Lebenshaltungskosten - vor allem das Wohnen ist für die breite Masse zunehmend unleistbar - und zudem das niedrigste Lohnniveau Österreichs.
2022 landete die Tiroler VP beim ersten Antreten von Mattle als Spitzenkandidat mit 34,7 Prozent auf ihrem bisherigen Tiefpunkt. In zwei Jahren wird wieder gewählt.
Mattle ist als Nummer eins gesetzt und zeigt sich "überzeugt, dass gerade die Themen Recht auf Kinderbildung, aber auch das Thema der Energieautonomie oder das Thema Eigentum bei den Menschen ankommt und es uns gelingt, die Menschen entsprechend zu begeistern und damit auch Vertrauen zurückzugewinnen."
Über Jahrzehnte hinweg folgte die Tiroler Wählerschaft dem österreichweiten Trend, das Ruder je nach Bundesland einer der beiden damals noch Großparteien ÖVP oder SPÖ zu überlassen. 2003 schaffte die Volkspartei in Tirol das letzte Mal eine absolute Mandatsmehrheit - mit fast 50 Prozent der Stimmen.
Die Kurve zeigt nach unten
Seither zeigt die Kurve mit Ausnahme eines Zwischenhochs 2018, als Mattles Vorgänger Günther Platter den Hype um Sebastian Kurz als österreichweites Zugpferd zu nutzen wusste, nach unten. Von Umfragen, in denen die 2022 bereits auf Platz zwei gelandete FPÖ bereits in Schlagdistanz ist, will sich Mattle nicht nervös machen lassen.

Landeshauptmann Anton Mattle bei einer Pressekonferenz mit VP-Landesgeschäftsführer Florian Klotz vor der Zentrale der Tiroler Volkspartei in Innsbruck.
Für die ÖVP würden zwischen 32 und 40 Prozent ausgewiesen, so der Landeshauptmann: "In der Mitte wird vermutlich die Wahrheit liegen." Von den Blauen hat er sich stets abgegrenzt und sagt ganz generell zum Rechtstrend in Europa und Österreich: "Parteien, die populistisch ausgrenzen, sind nicht meine Welt."
Mattles Koalitionspartner SPÖ schwächelt nach dem unfreiwilligen Abgang von Georg Dornauer als roter Landesparteichef und LH-Stellvertreter. Ihm wurde ein Jagdausflug mit Pleitier René Benko zum Verhängnis. Das Polittheater um diese Causa hat die Zustimmungswerte der SPÖ sinken lassen.
Mattle setzt weiter auf seine Regierungsmannschaft
Klotz glaubt, dass die Volkspartei die Tiroler "besser als jede andere Partei versteht". In den kommenden Wochen will die ÖVP im Zuge einer Kampagne historisch verdiente Persönlichkeiten aus ihrem Lager vor den Vorhang holen. Auch wenn der Landeshauptmann dabei nicht plakatiert wird, ist es eine Art Zwischenwahlkampf.
Bis zum echten Wahlgang in zwei Jahren will Mattle auch an seinem ÖVP-Regierungsteam festhalten, wie er erneut bekräftigt. Danach wird sich zeigen, ob dem heute 62-Jährigen eine Trendwende bzw. eine Stabilisierung seiner Partei gelungen ist. Oder ob es weiter abwärts geht im schwarzen Kernland.
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