Dabei wäre Tirol mit einem Zentral-Krankenhaus samt Medizinuniversität in Innsbruck und mehreren Bezirksspitälern eigentlich gut aufgestellt - für die Versorgung der einheimischen Bevölkerung, aber auch Touristen, die zu Massen im Bundeland urlauben. Aber es fehlt am Personal.
Hilferuf der Ärzteschaft
Stand zuletzt in Tirol der Mangel an Pflegekräften - insbesondere an OP-Assistenzkräften - im Fokus, kommt nun ein Hilferuf der Ärzteschaft samt eindrücklicher Warnungen vor drohenden Versorgungslücken. Und zwar in den Krankenhäusern, aber auch im niedergelassenen Bereichen.
"Es sind immer weniger Leute da, die immer mehr arbeiten müssen. Es kann niemand mehr", beschreibt Julian Umlauft, Kurienobmann-Stellvertreter der angestellten Ärzte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz der Tiroler Ärztekammer die Lage in den Krankenhäusern.
Der bugetären Lage der öffentlichen Hand sei man sich bewusst, versichert Ärztekammerpräsident Stefan Kastner: "Aber es geht um Forderungen, die schon lange am Tisch liegen."
Schlechter als in anderen Bundesländern
Außerdem zeige ein Blick auf andere Bundesländer wie Niederösterreich, die Steiermark oder das Burgenland, dass "trotz ähnlicher budgetärer Herausforderungen dort wesentlich umfangreichere und attraktivere Gehaltspakete beschlossen wurden."
Abseits einer größeren Gehaltsreform fordern die Ärztevertreter aber insbesondere in zwei Bereichen Akutmaßnahmen. Einerseits brauche es eine bessere Finanzierung von Lehrpraxen, in denen junge Ärzte in Ausbildung derzeit in der Bezahlung schlechter gestellt seien, als in anderen Bundesländern.
"Massive Versorgungslücke"
Der niedergelassene Bereich sei "ein zentraler Punkt in der Versorgung", streicht Kastner hervor. "Wir steuern auf eine massive Versorgungslücke zu", ist Umlauft überzeugt.
Nachwuchsärzte, die in Lehrpraxen tätig sind, müssten von den Spitälern angestellt werden und hätten damit die Möglichkeit, mit zusätzlichen Diensten ihr Gehalt aufzubessern. Das würde wiederum die Krankenhäuser entlasten.
In peripheren Häusern müssten Ärzte mittlerweile bis zu sechs Nachtdienste pro Monat leisten, sagt Daniel von Langen, Kurienobmann der angestellten Ärzte.
Mehr Arbeit, schlechtere Stundensätze
Das Gehaltsystem an den Landes- und Bezirkskrankenhäusern würde aber dafür sorgen, dass "je mehr man arbeitet, desto geringer der Stundensatz ist." Darum fordert man auch, bei der Bezahlung von Nachtdiensten nachzubessern.
Würden die Kollegen indes weniger Nachtdienste leisten, "würde die Versorgung zusammenbrechen", ist von Langen überzeugt. Wenn abseits der Belastung auch noch die Bezahlung nicht mit anderen Bundes- oder Nachbarländern mithalten kann, "werden mehr Leute den Hut nehmen."
"Wir reden von ein bis zwei Millionen Euro", sagt der Ärztekammerpräsident zum Finanzierungsbedarf für diese beiden Punkte. "Wir müssen jetzt gegensteuern", mahnt Umlauft. Andernfalls sei das System "vielleicht irgendwann unheilbar."
Aktuell drohe Tirol vielmehr ein Abrutschen in ein Zwei-Klassen-System, so die Standesvertreter.
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