Leitspital Liezen: Der erste Bagger ist da
"Das ist kein Spatenstich", betont Bürgermeister Roland Raninger (ÖVP) ausdrücklich und bezeichnet die Arbeiten auf dem Grundstück hinter ihm als "erste bauliche Maßnahmen".
Auf der rund sechs Hektar großen Wiese soll im Sommer 2028 das Klinikum Stainach in Betrieb gehen, besser bekannt als Leitspital Liezen.
Im rund 130 Autobahn- und Schnellstraßenkilometer entfernten Landhaus in Graz ist der Bau politisch umstritten, seit die ersten Pläne präsentiert wurden: ÖVP und SPÖ sind dafür, die Oppositionsparteien dagegen.
In Stainach-Pürgg, einer rund 2.700 Einwohner großen Gemeinde, beginnen indes am Montag die Bauarbeiten für die "kommunale Infrastruktur", wie Ortschef Raninger erläutert: Die Leitungen für Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung haben rechtskräftige Bescheide.
Vollanbindung an die Bundesstraße nötig
Im Laufen ist die Bewilligung des Straßenausbaus: Das Grundstück, derzeit eine Wiese am Waldrand im Ortsteil Niederhofen, braucht eine Vollanbindung an die nahe Ennstal-Bundesstraße. Das Verfahren ist beim Landesverwaltungsgericht anhängig.
Doch in der steirischen Landespolitik sind die Fronten verhärtet. Statt des Neubaus mitten im Ennstal sähe die gesammelte Opposition lieber den Ausbau des bestehenden LKH Rottenmann – und am Sonntag stehen Landtagswahlen in der Steiermark an.
Bürgermeister Raninger verlässt sich aber auf einen bestehenden Regierungsbeschluss: "Wenn ich jedes Mal auf eine Wahl warten müsste, dann komme ich überhaupt nicht weiter. Es gibt ein Bekenntnis zum Bau, deshalb setzen wir unsere Maßnahmen jetzt um."
Die Auslastung dieser drei Häuser beträgt 30 bis 70 Prozent. Wir halten Strukturen aufrecht, für die wir 100 Prozent des Personals stellen müssen, auch wenn nur 30 bis 70 Prozent der Betten belegt sind.
Was die Ärzte sagen
An die 270 Betten sind für das Leitspital vorgesehen. Das ist etwa ein Drittel weniger als die Spitalsbetten der drei bestehenden Spitäler im Bezirk – in Rottenmann, Bad Aussee und Schladming – derzeit gemeinsam haben.
Eine Rechnung, die Primar Karl Wohak, ärztlicher Leiter des Diakonissenspitals in Schladming, so nicht stehen lassen will: "Die Auslastung dieser drei Häuser beträgt 30 bis 70 Prozent. Wir halten Strukturen aufrecht, für die wir 100 Prozent des Personals stellen müssen, auch wenn nur 30 bis 70 Prozent der Betten belegt sind."
Sein Kollege vom Spitalsverbund Rottenmann-Bad Aussee, Primar Savo Miocinovic, erinnert an den bereits jetzt herrschenden Personalmangel, zudem setzte in den kommenden Jahren eine weitere Pensionierungswelle ein: "Bisher brauchen wir an jedem der drei Standorte für jedes Fach acht Fachärzte. Das sind 24 Allgemeinchirurgen oder 24 Unfallchirurgen in drei Häusern, die alle ungefähr dasselbe machen. Wir können so nicht mehr weiter machen."
Ein großes Krankenhaus würde Kräfte bündeln, ist der Mediziner überzeugt, zudem steige die Qualität in der Behandlung als auch der Ausbildung.
Gespalten wie die Landespolitik ist auch die Meinung im Bezirk, der flächenmäßig größer ist als Vorarlberg: 2019 stimmten zwei Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner von Liezen gegen das Projekt, große Zustimmung gab es dagegen in Stainach-Pürgg und den Nachbargemeinden.
"Die Fragestellung war etwas unglücklich", konstatiert Bürgermeister Raninger. "So ein Thema ist hochemotional. Aber die Politik will in ihrer Verantwortung ja den Menschen nichts Schlechtes."
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