Demo in Graz: Protest gegen blau-schwarze Spitalspläne
Demonstration am Dienstag in Graz
Zusammenfassung
- Rund 500 Menschen demonstrierten in Graz gegen die geplanten Änderungen der Spitalsstandorte Bad Aussee und Bad Radkersburg im Rahmen des Regionalen Strukturplans Gesundheit (RSG 2030).
- Die Protestierenden fordern den Erhalt medizinischer Abteilungen, Arbeitsplätze und Notarztstützpunkte sowie die Rücknahme geplanter Schließungen und Verlagerungen.
- Vertreter der Demonstrierenden wurden im Landhaus empfangen, während politische Kritik an gebrochenen Wahlversprechen laut wurde.
Seit der Präsentation des Regionalen Strukturplans Gesundheit (RSG 2030) macht sich in den steirischen Regionen Unmut über die Pläne breit. Am Dienstag haben in Graz laut Polizei geschätzt 500 Menschen dagegen demonstriert und sind vor die Grazer Burg - dem Amtssitz des steirischen Landeshauptmanns - gezogen.
Die Protestierenden kamen vorwiegend aus dem Ausseerland und Bad Radkersburg, wo gravierende Änderungen anstehen. Am Freitag soll der Strukturplan beschlossen werden.
Laut Plan bleiben zwar die drei Spitalsstandorte im Bezirk erhalten, allerdings mit Veränderungen bei der Struktur und dem Angebot der Standorte, was zu einer höheren Auslastung und Optimierung der Patientenströme beitragen soll. So soll der bisherige Standort Bad Aussee (Bezirk Liezen) zu einem Zentrum für ältere Menschen mit einem Departement für Akutgeriatrie und Remobilisation weiterentwickelt werden, und eine internistische Ambulanz geführt werden. Das reicht allerdings so manchen in der Bevölkerung in Bad Aussee nicht.
"Den Wahlversprechen geglaubt"
"Wir fühlen uns nicht gehört und wir fordern eine Interne Abteilung mit eigenem Primariat, den Erhalt der Unfallchirurgie mit Orthopädie, den Erhalt des Notarztstützpunktes, die Entlastung des Rettungsdienstes und die Sicherung der Arbeitsplätze", hielt Herbert Angerer, Sprecher des Forum "Pro LKH Bad Aussee" gegenüber der APA fest.
"Wir sehen uns als die großen Verlierer in der Spitalsdebatte, da der Standort praktisch ganz heruntergefahren werden soll. Damit sind wir nicht einverstanden und dagegen demonstrieren wir", so Angerer. "Viele haben den Wahlversprechungen, dass alle Standorte erhalten und weiterentwickelt werden, geglaubt, jetzt stehen wir vor ganz anderen Tatsachen", machte sich der Bürgermeister von Altaussee, Gerald Loitzl seinem Ärger Luft.
Auch aus Bad Radkersburg kamen etliche Demonstrierende angereist. Sie wollten die Schließung der Orthopädie und ihre Verlagerung nach Deutschlandsberg nicht hinnehmen.
"Das ist unrealistisch"
"Von den rund 280 Arbeitsplätzen sind rund 100 gefährdet. Es ist nicht so einfach, dass die Mitarbeitenden einfach nach Deutschlandsberg auspendeln, viele kommen aus Slowenien, einige Anästhesisten sogar aus Kroatien. Sie müssten täglich eine zusätzliche Anreise von eineinhalb Stunden in Kauf nehmen. Das ist unrealistisch, dass das funktionieren wird", hob Betriebsrat Paul Fischer hervor. "Das Krankenhaus ist neu, wir haben eine Auslastung von 85 Prozent, machen 2.400 Operationen, das sind 10 bis 15 pro Tag und operieren sogar freitags oft bis 19 Uhr. Wir verlangen, dass die Schließung aus dem RSG herausgestrichen wird, so Fischer weiter.
Um 10.30 Uhr traf man sich vor der Grazer Oper, um dann gemeinsam weiter zur Grazer Burg zu ziehen. Es wurde gehofft, dass im Anschluss Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) zu den Protestierenden kommt, bzw. eine Delegation vorgelassen wird, um die Forderungen schriftlich zu übergeben. Schließlich wurden Vertreter der Demonstrierenden aus den Regionen im Landhaus in der Herrengasse empfangen. "Das ist das erste Mal, dass wir einen Termin beim Landeshauptmann haben", betonte Angerer.
Bannmeile wegen Landtagssitzung
Vor das Landhaus konnte die Demo nicht ziehen, da bei Sitzungen des Landtags eine Bannmeile von Gesetzes wegen eingerichtet ist. In der Landstube selbst war der RSG und verschiedene Gesundheits- und Spitalsangelegenheiten am Dienstag auch Thema.
Bei der Demonstration vor der Grazer Burg hatte sich auch SPÖ-Landesparteichef Max Lercher zu Wort gemeldet: "Es geht darum, schlechte Entscheidungen rückgängig zu machen. Es wurde versprochen, jeden Standort zu erhalten und zu entwickeln. Wenn dann aber nur Hüllen von den Standorten zurückbleiben, dann ist dieses Versprechen gebrochen", sagte Lercher.
Kommentare