20 Jahre Haft für Polizistenmord: Staatsanwalt pocht auf "lebenslang"
"Leg' mir die Handschellen an, ich hab' den Chef erschossen." Dann half der 46-Jährige auch einem Kollegen noch, die Handfesseln zu schließen: Der Polizist erschoss vor einem Jahr seinen Kommandanten in dessen Büro der Polizeiinspektion Trieben, wusch sich die Hände und ließ sich von einem Kollegen, der Ohrenzeuge war, festnehmen.
Am Dienstag wurde der Steirer am Straflandesgericht Leoben wegen Mordes zu 20 Jahren Haft verurteilt, nicht rechtskräftig. Nun steht fest, dass der Fall am Oberlandesgericht Graz beendet wird: Die Staatsanwaltschaft hat gegen das Strafausmaß berufen.
Der Anklagebehörde hat lebenslange Haft gefordert und bleibt dabei: Es könne keine andere Strafe geben, betonte der Staatsanwaltschaft schon bei seinem Eröffnungsplädoyer am Dienstag.
Berufung eingelegt
Die Staatsanwaltschaft bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht der Kleinen Zeitung, wonach gegen das Ausmaß Berufung eingelegt wurde. Die Milderungsgründe - so war der Angeklagte von Beginn an geständig und ist unbescholten - seien in diesem Fall "anders zu gewichten", hieß es.
Mordprozess in Leoben: Polizist soll Kommandanten erschossen haben
Vier Mal hat der (nunmehr ehemalige) Polizist auf den Kommandanten gefeuert: Auch, als der 59-jährige dreifache Vater bereits verletzt am Boden lag, schoss er nach ihm - ein Projektil aus der Dienstwaffe traf ihn in den Kopf.
"Kaltblütig hingerichtet"
"Er hat ihm keine Chance gelassen", hielt der Staatsanwalt fest. "Er hat ihn kaltblütig und brutal hingerichtet." Der Auslöser soll die Ankündigung des Vorgesetzten gewesen sein, den 46-Jährigen wegen des Verdachts des Amtsmissbrauches anzuzeigen: Er soll einen Arbeitsunfall nicht korrekt protokolliert haben.
Bei der Verhandlung brach der Angeklagte sein Schweigen, im Vorverfahren wollte er nichts zu der Tat sagen. Er habe sich selbst töten wollen, verteidigte er sich. "Aber ich kann es mir nicht erklären - ich hab' ihn erschossen."
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