Nach Millionenkosten: Spielfelder Flüchtlingszentrum wird drastisch reduziert

Sperrgitter vor Großraumzelt an Grenzübergang.
In Spielfeld (Steiermark) und Nickelsdorf (Burgenland) wird die 2015 hochgezogene Infrastruktur reduziert.

Zusammenfassung

  • Die Zelt- und Containerdörfer an den Grenzübergängen Spielfeld und Nickelsdorf werden nach zehn Jahren zurückgebaut, da die Migration stark zurückgegangen ist.
  • Die Infrastruktur verursachte hohe laufende Kosten, obwohl sie seit Jahren kaum genutzt wurde, und wird nun reduziert, während Container für mögliche Einsätze bleiben.
  • Die Zahl der Asylanträge und illegalen Grenzübertritte ist deutlich gesunken, wodurch auch die Zahl der Bundesbetreuungseinrichtungen verringert werden konnte.

Vor zehn Jahren kamen Tausende Migrantinnen und Migranten täglich in Spielfeld an. Das ist jener Ortsteil von Straß in Steiermark, in dem einer der größten Grenzübergänge zwischen Österreich und Slowenien steht. Doch mit der Masse an Menschen waren die Behörden sichtlich überfordert.

Die Flüchtlingsroute hatte im Herbst 2015 den Weg geändert, da Ungarn die Grenzen dichtgemacht hatte und nicht mehr Nickelsdorf im Burgenland im Fokus stand, sondern das steirische Spielfeld.

Ein neues System

Hastig wurde dort ein neues System hochgezogene, Grenzmanagement benannt: Container und Zelte, in denen Polizeibeamte mit Migranten die ersten Einreise- oder Durchreiseformalitäten abwickelten oder auch gleich von der Grenze zurückwiesen.

Bloß: Dieses Grenzmanagement – ausgelegt für bis zu 6.000 Menschen täglich – ging erst in den Vollbetrieb, als die Flüchtlingswelle 2015 eigentlich schon wieder vorbei war. Im März 2016 wurde in Spielfeld der letzte Asylwerber registriert.

Wie viel kostete das?

Doch Zelte, Container, Computer – also der Großteil der Infrastruktur – blieb vor Ort und kostete Geld. Allein die Container und Zelte belaufen sich auf rund 136.000 Euro Miete – pro Monat. Dazu kommen noch einmal rund 7.200 Euro an monatlichen Stromkosten.

Laut Aufschlüsselung des Innenministeriums aus 2023 kosteten allein die Großraumzelte zwischen 2015 und 2022 fast 11 Millionen Euro, die übrigens von nur drei Anbietern angemietet wurden.

Schnitt für den Grenzzaun

Das ist aber nicht das Einzige, das ins Geld geht: Der rund vier Kilometer lange Grenzzaun, ebenfalls 2015/16 eilig hochgezogen muss regelmäßig von Pflanzen freigeschnitten werden, sonst wächst er zu. Das kostete für die vergangene beiden Jahre rund 68.000 Euro.

"Wartezone" bald wieder zu

Und das, obwohl Spielfeld von März 2016 bis September 2022 komplett leer stand und danach auch nur für wenige Monate als Ausweichstation für das überlastete Nickelsdorf diente: Oktober bis Ende Dezember 2022 waren in dem nun als "Wartezone" deklarierten Grenzmanagement in der Steiermark 2.442 Menschen jeweils bis zu acht Tage einquartiert, ehe sie in andere Unterkünfte gebracht werden könnten. Ende März 2023 wurde auch diese "Wartezone" geschlossen, Spielfeld stand seither wieder leer.

Damit ist nach zehn Jahren Schluss: Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) gab am Freitag bekannt, dass die Grenzmanagements Spielfeld und Nickelsdorf rückgebaut werden, also dort jeweils vier der Zelte verschwinden. Ein "Bündel an Maßnahmen" wie Grenzkontrollen oder verstärkter Schutz der EU-Außengrenzen würde das ermöglichen, begründete Karner.

Weniger Migration

Die Container bleiben allerdings, das sei nötig, um gegebenenfalls "grenzpolizeiliche Schwerpunktaktionen" vorbereiten und durchführen zu können. Karner untermauerte die Reduktion der Infrastruktur mit aktuellen Zahlen: Im Juni 2025 wurden österreichweit rund 1.100 Personen aufgegriffen, die illegal ins Land gekommen seien – im Juni 2022 waren es dagegen noch 10.700.

Außerdem sei die Anzahl von Asylanträgen gesunken: Im ersten Halbjahr 2025 seien 8.637 gestellt worden, im ersten Halbjahr 2024 dagegen 13.634, somit ergäbe sich ein Rückgang von rund einem Drittel, hieß es am Freitag. 

Aus dem Grund hätten auch die Bundesbetreuungseinrichtungen auf acht reduziert werden können, im Herbst 2022 waren noch 30 in Betrieb.

"Belastung aus touristischer Sicht"

Der steirische FPÖ-Landeshauptmann Mario Kunasek hatte bereits im April vom Bund gefordert, die Zeltstadt in Spielfeld zu schließen. Er brachte die hohen Kosten, aber auch den Tourismus ins Spiel: Die Zelte am Grenzübergang Spielfeld seien als "Symbol einer gescheiterten Willkommenskultur für die Region aus touristischer Sicht eine enorme Belastung" gewesen, ließ Kunasek am Freitag wissen. "Sie haben nicht gerade zur Verschönerung des Landschaftsbildes beigetragen."

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