Steiermark: Verkehrs-Utopien an der Mur
Der Ausweg liegt entweder hoch oben oder tief in der Erde: So schätzt Bürgermeister Siegfried Nagl, ÖVP, die Verkehrslösung der Zukunft für Graz ein eine Seilbahn entlang der Mur, ein Cable-Liner oder eine U-Bahn.
Nagl nennt dies „innovative Ideen“ und verweist darauf, dass Graz wachse: An Einwohnern, an Einpendlern und damit an täglichem Kfz-Verkehr. 325.000 Menschen sind in Graz gemeldet, dazu kommen noch 90.000 Beschäftige, die in der Stadt arbeiten, aber einpendeln. Entsprechend groß ist bereits der Anteil des Individualverkehrs: Vier Millionen Kilometer fahren alle Kfz-Lenker gemeinsam in Graz – pro Tag.
An der Mur gondeln
Das macht den Ausbau des öffentlichen Verkehrs dringend notwendig, um die Pkw-Fahrer zum Umsteigen zu bewegen. Nagl setzt dabei nicht ausschließlich auf Straßenbahn oder Buslinien, sondern will höher hinaus. Am liebsten in einen Cable-Liner. Vom Bezirk Andritz im Norden bis in den südlichen Bezirk Puntigam sollte eine Seilbahn mit Gondeln verkehren, wenn nicht gar weiter ins Umland bin zum Flughafen Thalerhof. Dieses System kann aber auch auf Schienen weiterfahren, die quasi auf Stelzen stehen.
Die Überlegungen sind schon relativ konkret: Entlang der Mur soll die Seilbahn führen, bis 28 Passagiere haben pro Waggon Platz. Das System wäre wetterunabhängig und rasant: Alle 30 Sekunden könnte ein Waggon von den Haltestellen losfahren, erklärt ein Mitarbeiter des Bürgermeisters.
In der Holding Graz, die unter anderem die Verkehrsbetriebe verwaltet, wird derzeit gerade eine Studie ausgearbeitet. Sie soll klären, welches zusätzliche Öffi-Modell neben Bus und Tram für Graz in Frage kommt. Von den bisher bekannten Kosten her wäre eine Seilbahn von Nord nach Süd nicht nur am günstigsten, sondern auch am schnellsten umsetzbar: Ein Kilometer Seilbahn wird in der Holding mit 15 bis 20 Millionen Euro kalkuliert, während Kilometer Straßenbahn zwischen 20 und 30 Millionen Euro liege.
Noch nicht genau definiert, aber geschätzt sind die Kosten für die Variante Cable-Liner: Dieses System liege im Preis „zwischen Straßenbahn und Seilbahn“, heißt es in einer ersten Einschätzung.
Mini-Metro
Bleibt noch die Mini-U-Bahn. Schon vor 20 Jahren war sie im Gespräch, damals noch Mini-Metro genannt und eher als Versenken von Straßenbahnen in den Untergrund konzipiert. Doch damals wie heute gilt: Ob Mini-Metro oder Mini-U-Bahn, beide Varianten sind nicht billig zu errichten, beide rentieren sich erst ab mindestens 500.000 Fahrgästen pro Jahr, wenn nicht gar einer Million. Von den Baukosten erst gar nicht zu reden: Gemessen am Wiener Vorbild kostet ein Kilometer echter U-Bahn rund 200 Millionen Euro. Wird sie teilweise auch oberirdisch geführt, halbiert sich dieser Preis. Als erste Linie einer Mini-Metro wäre die Verbindung vom Hauptbahnhof zum Landeskrankenhaus angedacht, also rund fünf Kilometer.
Politisch hat Nagl derzeit seinen Koalitionspartner FPÖ an seiner Seite, die übrigen Parteien sind skeptisch. Wohl auch wegen des Geldes: Graz allein kann keines dieser neuen Systeme stemmen. Nagl fordert daher die Bundesregierung auf, einzusteigen: Wie die Wiener U-Bahn müsse auch der Öffi-Ausbau einer Landeshauptstadt zur Hälfte vom Bund beglichen werden.
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