Schlagkräftige kleine Mädchen

Karate-Star Buchinger trainierte mit „ihren“ Mädchen.
Österreichischer Hilfsverein organisiert Karate-Kurse in Südindien.

Eine Gruppenvergewaltigung in einem Bus, in deren Folge eine 23-Jährige starb, der Missbrauch einer Schweizer Touristin durch mehrere Männer – derartige Meldungen aus Indien sorgten in den vergangenen Jahren international für Schlagzeilen und machten weltweit auf Fälle erschreckender Gewalt gegen Frauen in dem Land aufmerksam. Die österreichische Hilfsorganisation SONNE International von Obmann Erfried Malle aus Perchtoldsdorf (NÖ) hat in Südindien ein einzigartiges Projekt initiiert: Karate-Selbstverteidigungskurse für Mädchen gegen sexuelle Übergriffe. Als Projektpatin setzt sich auch die österreichische Karate-Europameisterin Alisa Buchinger dafür ein. Bis Ende 2015 war die Finanzierung gesichert, nun ist eine Fortsetzung der Kurse von Privatspenden abhängig.

SONNE international engagiert sich in den ärmsten Ländern weltweit für Bildung, so auch im südindischen Bihar. Die Schülerinnen hier kommen vor allem aus der Dalit-Kaste, diese "Unberührbaren" stehen am untersten Rand der Gesellschaft. Kinder haben kaum Zugang zu Ausbildung, die Mädchen sind von gewaltsamen Übergriffen bedroht. Im Rahmen des Unterrichts ist auch das ein Thema: "Nach Angaben der Regierung wird in Indien alle 22 Minuten eine Frau missbraucht. In Workshops informieren wir und sagen Gewaltopfern, wo sie Unterstützung bekommen", erzählt Projektinitiator Armin Mösinger von SONNE International. Vor drei Jahren wurde dann die Idee geboren, einen Selbstverteidigungskurs zu starten. Und die Resonanz auf Karate war enorm.

Selbstbewusstsein

"Die Idee war: Wie können wir junge Mädchen stärken? Was können wir tun, um sie auf eventuelle gewaltsame Übergriffe bestmöglich vorzubereiten und ihre Stellung in der Gesellschaft durch gesteigertes Selbstbewusstsein zu verbessern?", schildert Mösinger. Mithilfe eines einheimischen Sportlers wurde ein Karate-Kurs gestartet. Schon nach wenigen Wochen waren Andrang und Begeisterung enorm, so Mösinger. "Wenn man sieht, wie selbstbewusst die Mädchen nach dem Kurs nach Hause gegangen sind, glaube ich fest daran, dass dieses Projekt zumindest ein kleiner Beitrag zu einer positiven Entwicklung ist."

Mit dem österreichischen Sportministerium fand man einen Unterstützer, mit der österreichischen Karate-Europameisterin Alisa Buchinger eine Patin. Die im November 2015 "ihren" Kindern in Indien einen Besuch abstattete. "Eine großartige Idee, die mir total gefällt", sagt die Salzburgerin. 130 Mädchen waren begeistert, mit ihrem Idol aus Österreich trainieren zu können, tolle Tipps zur Selbstverteidigung zu bekommen und zu sehen, wie stark und selbstbewusst eine Frau sein kann. Denn die Mädchen sind aufgrund der traditionellen Erziehung sehr schüchtern. "Die Kinder lernen und profitieren sehr viel davon. Das und die Schulbildung sind eine Chance für sie, sich in einer männerdominierten Gesellschaft durchzusetzen", meint Buchinger.

Wie es mit dem einzigartigen Projekt weitergeht ist aber ungewiss. Denn die Förderung durch das Sportministerium war befristet und endete mit Ende 2015, nun ist man auf private Spenden angewiesen. "Leider sieht es da derzeit nicht gut aus und daher können wir unsere Kurse nicht mehr drei Mal die Woche anbieten. Das trägt auch nicht gerade zur Motivation der Lehrer und Mädchen bei", sagt Mösinger. "Mit 15 Euro kann ein Mädchen sechs Monate an unseren Kursen teilnehmen", appelliert Buchinger. Mehr Infos dazu unter www.sonne-international.org

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