Pflege: Eine Million Menschen sind betroffen

Die heimischen Trägerorganisationen mahnen zur umfassenden Reform.

Knapp zusammengefasst, fehlt es in der Pflege an fast allem: Am Personal, an bundeseinheitlichen Qualitätsstandards – und am Geld.

Die Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ nähern sich dem Ziel. Und nicht zuletzt deshalb präsentierten die Mitglieder der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG), also die Plattform der führenden Trägervereine des Landes, nun politische Vorschläge bzw. Forderungen für den Pflegebereich.

Außer Zweifel steht für Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe, dass die Ausgaben für die würdevolle Betreuung im Alter steigen müssen. Und zwar von 1,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (derzeit 4,3 Milliarden Euro pro Jahr) auf 1,5 bis zwei Prozent des BIP.

Der höhere Aufwand ist unter anderem nötig, um den Beruf des Pflegers zu attraktivieren.

Andernfalls könne, so meinen die Experten, der Pflegebedarf bereits in fünf Jahren nicht mehr gedeckt werden.

Die vergleichsweise triste Prognose ist den demografischen Fakten geschuldet: Schon heute ist fast eine Million Österreicher von der Pflege-Thematik betroffen. Zu den 454.000 Pflegegeld-Beziehern kommen Angehörige und Familien sowie das Betreuungspersonal – und genau diese Zahlen werden in den kommenden Jahren weiter steigen.

Harmonisierung

Als eine der wesentlichsten Aufgaben für Politik und Gesellschaft bezeichnen die Experten die Stärkung der Betreuung zu Hause und damit einen Ausbau der mobilen Dienste.

Zudem sei eine bundesweite Harmonisierung des Pflegewesens geboten.

"Es müssen vergleichbare Leistungen in vergleichbarer Verfügbarkeit zu vergleichbaren Kosten in allen Bundesländern geschaffen werden", sagt Judit Marte-Huainigg, Sozial- und Pflegeexpertin der Caritas.

Tatsächlich ist die Pflege bis heute Angelegenheit der Bundesländer. "Und das führt unter anderem dazu", so Marte-Huainigg, "dass es in einzelnen Pflegeeinrichtungen – abhängig vom Bundesland – unterschiedliche Vorschriften dafür geben kann, welche Kühlschränke in einer Einrichtung eingebaut werden dürfen."

Wie kann das Durcheinander im Pflegewesen entflochten werden? Für die BAG ist der bundesweite Pflegefonds das probate Mittel. "Der Fonds hat sich bewährt", sagen die Experten – und fordern, dass der bis 2021 befristete Fonds ins Dauerrecht übernommen wird.

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