Zwei Tote und 140 Verletzte bei Zeltfest

Die Luftaufnahme vom Unfallort verdeutlicht, was die Naturgewalt angerichtet hat.
Sturmböe riss Zelt nieder. Zeugen: "Verstrebungen knickten wie Streichhölzer, im Dunkeln brach Panik aus."

Begonnen hat das Zeltfest der Freiwilligen Feuerwehr Frauschereck in Sankt Johann am Walde im oberösterreichischen Bezirk Braunau am Freitag mit Bieranstich und Musik, geendet hat es in einer Katastrophe. Weil eine 100-km/h-Sturmböe das Zelt niedergerissen hat, sind mindestens zwei Todesopfer und 140 Verletzte zu beklagen.

"Um 22.30 Uhr ist es passiert – ohne Starkregen, ohne irgendwelche Anzeichen ist ein Windstoß ins Bierzelt gefahren. Die Aluminiumverstrebungen sind plötzlich geknickt wie Streichhölzer und das Zelt ist in sich zusammengestürzt", erzählt Gerhard Berger, Bürgermeister von St. Johann am Walde.

Sofort war die Stromversorgung gekappt und alles dunkel – Panik brach unter den 650 Gästen aus. Mit den Lampen ihrer Handys versuchten sich die Menschen zu orientieren, suchten nach Angehörigen und Freunden. "Man kennt ja die Leute und sieht sie plötzlich blutverschmiert am Boden liegen oder herumeilen. Es war ein Drama", erzählt der ortsansässige Ludwig Fessl, der selbst leicht verletzt wurde, mit zitternder Stimme.

Feuerwehrleute brachten die Schwerverletzten schließlich ins nahe gelegene Rüsthaus und setzten die Rettungskette in Gang.

"Das Festgelände liegt in einem Waldgebiet, die beiden schmalen Zufahrtsstraßen waren durch abgebrochene Äste, die auf der Fahrbahn lagen, zum Teil blockiert", berichtet Rot-Kreuz-Sprecher Christian Hartl. Am Einsatzort habe es dann ausgesehen wie auf einem Schlachtfeld.

Für einen 28-jährigen Mann aus St. Johann und eine 19-jährige rumänische Studentin kam jede Hilfe zu spät. Mindestens 140 Menschen wurden durch herabstürzende Träger, umgefallene Tische und Bänke verletzt oder erlitten schwere Verbrennungen durch umkippende Fritteusen. Zwei Personen schwebten gestern noch in Lebensgefahr.

"Es ist davon auszugehen, dass sich die Zahl der Verletzten erhöht, weil einige Festbesucher erst im Laufe des Samstages einen Arzt aufsuchen wollen", sagt der stellvertretende Polizei-Bezirkskommandant Günter Schiefegger.

Vorhersehbar?

Der Unglücksort wurde unterdessen von der Staatsanwaltschaft gesperrt, sie hat am Samstag die Ermittlungen übernommen. "Das Zelt ist sichergestellt, mittels Luftaufnahmen wurde alles dokumentiert", teilt Staatsanwaltschaftssprecher Alois Ebner mit. Ein Sachverständiger für Statik wird sich ein Bild von dem Unfall machen und beurteilen, ob beim Zeltbau sämtliche Auflagen erfüllt wurden. "Außerdem müssen wir eruieren, ob es Wetterwarnungen für einen derartigen Sturm gab und eventuell eine Evakuierung des Festzeltes erforderlich gewesen wäre", sagt Ebner.

Es sei zumindest zwei Stunden vorher absehbar gewesen, dass es zur fraglichen Zeit in dem Bezirk zu einem starken Gewitter mit Sturmböen kommen werde, meint Nikolas Zimmermann vom Wetterdienst Ubimet.

Veranstalter des Festes war die Freiwillige Feuerwehr Frauschereck, die am Samstag keine Stellungnahme abgeben wollte. Das Zelt wurde von Verleiher Johnny Egger bereitgestellt. "Die Feuerwehr hat es streng laut Zeltbuch aufgebaut, dann wurde es von uns und der Gemeinde abgenommen", betont er. Aufgrund des Unglücks und der Wetterkapriolen überlege er, seinen Zeltverleih einzustellen.

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