Zillertaler wollen noch heuer Entscheidung zu ihrer Zug-Zukunft

Die mit Diesel angetriebenen Garnituren der Zillertalbahn sind in die Jahre gekommen
Für Franz Hörl ist inzwischen statt dem von ihm forcierten Wasserstoffantrieb denkbar, weiter mit Diesel zu fahren.

ÖVP-Nationalrat Franz Hörl ist nicht gerade für Unterwürfigkeit bekannt. Am Mittwoch ließ der Tiroler aber in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Zillertaler Verkehrsbetriebe bei einer Pressekonferenz zur Bilanz der Zillertalbahn wissen: „Der Chef ist der Landeshauptmann.“

Und der Chef, also Anton Mattle (ÖVP), hat zuletzt mit seinem Koalitionspartner SPÖ ein ursprünglich gemeinsam unterstütztes und von Hörl seit Jahren forciertes Verkehrsprojekt auf dem Abstellgleis geparkt: einen Wasserstoffzug auf der Zillertalbahn.

Ansagen vom LH

Ob dieser die ideale Lösung ist, um die aktuell noch mit Diesel betriebene Schmalspurbahn zu dekarbonisieren, will Mattle nun im Zuge einer technologieoffenen Prüfung technisch wie finanziell bewerten lassen. Außerdem will der Parteichef von Hörl, dass sich die ZVB freiwillig einer Rechnungshofprüfung unterziehen.

Dafür zeigte sich am Mittwoch sowohl Hörl, wie auch sein Stellvertreter im Aufsichtsrat – der Zillertaler ÖVP-Bürgermeister Dominik Mainusch – offen. Der versicherte: „Wir sind offen dafür, dass man in unsere Bücher Einsicht nimmt.“

Mainusch war das erste politische Schwergewicht aus der Region, das sich in der wiederaufgeflammten Debatte um die ideale Antriebslösung für die Zillertalbahn für eine erneute Prüfung offen zeigte. „Wir sind auch bereit, über allfällige Zweifel zu diskutieren.“

Mehr dazu: Welches Risiko das Land Tirol mit dem Wasserstoffzug fährt

Wie berichtet, könnte eine Wasserstoffbahn im Vergleich zu einem über Oberleitung versorgten Zug innerhalb von 30 Jahren Mehrkosten von 180 Millionen Euro verursachen. Die Variante Akku- bzw. Hybridzug (teilweise mit Batterie und teilweise über Stromleitung) blieb aber außen vor.

Mainusch rechnet damit, dass es sich letztlich in der Entscheidung „auf Wasserstoff oder Voll-Akkubetrieb ohne Oberleitung zuspitzen wird.“ Einig sind er und Hörl sich, dass die Zeit drängt.

Der Faktor Zeit

Da ist einerseits die massive Überbelastung der Tourismusregion durch den Straßenverkehr. Beim Rein-, Raus- oder Durchfahren – irgendwo staut es im Zillertal immer. Hier soll eine Attraktivierung der Schiene möglichst schnell Entlastung bringen.

Und andererseits kommt das Diesel-Zugmaterial laut den beiden ÖVP-Politikern bald ans Ende seiner Lebensdauer. Oder wie Hörl sagt: „Das Wagenmaterial bricht uns unter den Rädern zusammen. Bis 2026/27 geht es gerade noch.“

Deshalb forderte Hörl – dann wieder doch nicht ganz so unterwürfig: „Heuer muss eine Entscheidung her.“ Und dann malte der Zillertaler noch einen schmutzigen Teufel an die Wand: „Für mich ist inzwischen auch der Dieselzug eine Variante.“ Also ein fossiler Ersatz für die alten Garnituren.

Sein Favorit sei aber nach wie vor Wasserstoff. Wie die Entscheidung des Landes letztlich ausfällt, man will sie akzeptieren. Nur eines kommt für die ÖVP-Politiker nicht infrage: Der Bau einer Oberleitung durch das ganze Zillertal.

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