In der burgenland-kroatischen Nachbargemeinde Nikitsch/Filež sitzen am Freitagfrüh gut ein Dutzend Flüchtlinge am Gehsteig. „Es ist eine Katastrophe, uns wurde die Lebensqualität genommen“, sagt Bürgermeister Christian Balogh (SPÖ). Die Ankünfte der Fremden würden die Bevölkerung stark verunsichern. „Manche trauen sich gar nicht mehr aus dem Haus.“ Balogh hält ein Asylverfahren an der EU-Außengrenze für sinnvoll.
172 Schlepper gestoppt
Die Zahl der Flüchtlingsaufgriffe ist im Burgenland mit 20.000 im ersten Halbjahr um etwa das Vierfache zum Vergleichszeitraum des Vorjahres gestiegen. Die Zahl der aufgegriffenen Schlepper liegt aktuell bei 172. „Damit haben wir die Schlepperzahlen vom Gesamtjahr 2021 schon übertroffen“, sagt ein Sprecher der Landespolizeidirektion. Vorfälle wie Gewalt- oder Eigentumsdelikte zum Nachteil der Bevölkerung gibt es bisher nicht.
Kommen in Scharen
Dagegen werde das Vorgehen der Schlepper immer brutaler. Erst in der Vorwoche starben drei Flüchtlinge bei einem Unfall beim Grenzübergang Kittsee/Jarovce, nachdem der Fahrer vor der Polizei davongerast war. Bei den Toten dürfte es sich um Syrer handeln.
Auch im südburgenländischen Heiligenkreuz kommen Menschen in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft an. „Die Illegalen kommen in Scharen. Es sind vor allem Inder, Kurden, Pakistani und Afghanen. Man sieht nur, die Busse fahren immer“, sagt ein Beobachter. „Wir bekommen im Ort eigentlich gar nichts davon mit. Nur wenn man über die Grenze fährt, sieht man, dass dort Bewegung ist. Ab und zu fährt ein Bus im Ort. In der Bevölkerung gibt es, glaub ich, gar keine Angst und auch keine Einbrüche oder so etwas“, schildert Wirt Rudolf Pummer.
Lutzmannsburg ist eine jener Gemeinden, die seit Monaten fast täglich eine hohe Zahl ankommender Flüchtlinge meldet. „Die Bevölkerung hat gegenüber den Flüchtlingen eine neutrale Haltung. Es ist aber die Befürchtung da, dass die Stimmung kippt“, sagt Bürgermeister Roman Kainrath (SPÖ). Es bräuchte „dringend eine europäische Lösung“, sagt er. „Und zwar eine Registrierung an der EU-Außengrenze und eine gerechte Aufteilung der Flüchtlinge in den Mitgliedsländern. Die Praxis, die Viktor Orbán an seiner Grenze gewählt hat, nämlich Leute einfach durchzuwinken, ist keine Lösung.“
Kommentare