World Summit in Wien: Klimaschutz-"Konferenz der Bäume"
Waren im Vorjahr noch 1.200 Besucher aus über 30 Ländern, darunter Greta Thunberg, Gastgeber Arnold Schwarzenegger und UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, zu Gast beim "Austrian World Summit", musste es Arnies Klimaschutzgipfel in diesem Jahr eine Nummer kleiner geben.
Corona-bedingt durften nur 300 Gäste in die Spanische Hofreitschule, alle anderen mussten sich mit der Live-Übertragung auf ORF III und auf Schwarzeneggers Facebook-Seite begnügen. Arnie selbst wurde während der dreistündigen Veranstaltung immer wieder per Video zugeschalten, zusätzlich gab es auch noch zahlreiche weitere Video-Botschaften, darunter von Prince Charles und Jane Goodall.
Staatsoberhäupter
Trotz des kleineren Rahmens, und darauf war der ehemalige "Governator" auch sichtlich stolz: Der World Summit wird die größte internationale Klimaschutzkonferenz in diesem Jahr gewesen sein. Ganz ohne Prominenz musste der Gipfel auch im Corona-Jahr nicht auskommen: Bundespräsident Alexander Van der Bellen hatte auch in diesem Jahr den Ehrenschutz übernommen, neben ihm waren auch die Staatsoberhäupter der Slowakei, Zuzana Čaputová, und Kroatiens, Zoran Milanović, anwesend.
Die heimische Politik war zusätzlich durch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Klimaministerin Leonore Gewessler und Wiens Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (beide Grüne) vertreten.
Märchenwald
Der eigentliche Star des Vormittags waren aber die Bäume, den die Organisatorinnen unter Federführung von Monika Langthaler und in Kooperation mit "For Forest"-Geschäftsführer Herbert Waldner in die Hofreitschule gepflanzt hatten.
Hunderte kleiner Bäumchen verwandelten den Raum in einen Märchenwald und sorgten nebenbei für den nötigen Mindestabstand zwischen den Anwesenden, wurde doch jeweils ein Baum zwischen zwei Stühlen aufgestellt.
Positiver Präsident
Der Bundespräsident fühlte sich gar wie auf der "Konferenz der Bäume" und fand darunter dann doch auch die bekannteste steirische Eiche: "Arnold, du bist eine Inspiration." Ansonsten setzte Van der Bellen auf einen positiven Blick in die Zukunft. Zwar sei es angesichts unseres Umgangs mit der Natur nur "eine Frage der Zeit", bis das nächste Virus auf den Menschen überspringe.
Doch die Menschheit habe es selbst in der Hand, das zu ändern: "Wir können die Welt in Ordnung bringen und wir werden die Welt in Ordnung bringen."
Eine Botschaft, die auch Maria Neira, Direktorin für öffentliche Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation WHO, in ihrer Video-Zuschaltung bestätigte - wenn auch mit einem deutlich höheren Warn-Faktor. Es brauche eine radikale Abkehr von unserem verschwenderischen Umgang mit der Natur und es dürfe kein weiteres Festhalten an fossilen Brennstoffen, keine umweltschädlichen Förderungen mehr geben - "this is killing us", so Neiras eindringliche Botschaft.
Schwarzenegger selbst hob hervor, dass die Bäume nicht nur zur Dekoration hingestellt wurden: "Sie erinnern uns daran, dass auch die zivilisierte Welt die Natur braucht." Gerade in seiner Wahlheimat Kalifornien spüre man das momentan. An der US-Westküste toben seit Tagen Waldbrände, zum ersten Mal habe es sogar die Warnung vor einem Feuer-Tornado gegeben, berichtete der frühere Gouverneur des Bundesstaates.
Gerade weil der Kampf gegen den Klimawandel so drängend sei, habe er sich aber trotz der Pandemie dazu entschieden, den World Summit nicht abzusagen. "Die Zeit drängt", die Klimaveränderung koste sieben Millionen Menschen jährlich das Leben "und es gibt keinen Impfstoff dagegen, außer unsere Handlungen", sagte Schwarzenegger.
Nachhaltigkeit
Es gehe nun darum, die Corona-Hilfsgelder für einen nachhaltigen Wiederaufbau der Weltwirtschaft zu verwenden, betonte der 73-Jährige: "Don't invest in the past." Es gehe nun darum, nachhaltige Jobs für die Menschen zu schaffen. Van der Bellen sekundierte: Es brauche "eine Wirtschaft, die nicht einfach den Tank leer fährt".
Das ist auch das Ziel des "Austrian World Summit" sowie der dahinterstehenden "Schwarzenegger Climate Initiative": Konkrete Lösungen für mit dem Klimawandel bzw. unserem verschwenderischen Umgang mit der Natur verbundene Probleme vor den Vorhang zu holen und sie mit Politik und Geldgebern zusammenzubringen.
Wie etwa ein Projekt des österreichischen Spezialisten für Wasseraufbereitung BWT, der wartungsarme Brunnen in Gambia installiert. Der Zugang erfolgt per Chip, auf den "Wasserkredite" geladen werden - in die jedoch auch aus der Ferne investiert werden kann. Mehr als 40 Millionen Liter Trinkwasser wurden im Jahr 2020 auf diese Weise in zehn Dörfern verteilt.
Von unten
Schwarzenegger verwies auch auf die Macht von "bottom-up"-Projekten, die aus der Bevölkerung oder aus den unteren politischen Ebenen kommen. So habe es viele Skeptiker gegeben, als er im Jahr 2006 den kalifornischen "Global Warming Solutions Act" unterzeichnete, der Emissions-Obergrenzen festlegte. Doch nicht nur wurden die Emissionsziele früher als erhofft reduziert, auch die Wirtschaft des Bundesstaates wuchs kräftig.
Zum Abschluss des World Summit gab es dann noch eine große Ehre für Arnie: Bundespräsident Van der Bellen verlieh ihm das Große Goldene Ehrenzeichen mit Stern für Verdienste um die Republik. Für seine Verdienste um die österreichisch-amerikanischen Beziehungen, "aber vielleicht am meisten für deine Rolle als 'climate action hero'", sagte Van der Bellen.
Der solcherart Ausgezeichnete nahm mit Freuden an: Das sei "die größte Ehre im Leben eines Österreichers".
Am Nachmittag fand der World Summit mit dem "Climate Kirtag" am Heldenplatz seine Fortsetzung.
Kommentare