Wörthersse: Ein Tupfer Pink für den blauen See

Wörthersee
Einheimische, Urlauber und Touristiker sehen die Gay-Community als Bereicherung für Velden.

Vier pinke Fahnen wehen im Wind vor dem berühmten Schlosshotel in Velden, und zwei Männer schlendern händchenhaltend über die Promenade davor – der gewöhnliche Gast würde nicht vermuten, dass hier ein Festival der "Gay-Community" zelebriert wird und "Tourismus as usual" vermuten. Bei den Partys in den Nachstunden geht es dieser Tage wohl ein wenig bunter und schriller zu – dass Velden oder der Wörthersee von Donnerstag bis Sonntag während des Pink Lake Festivals in grellem Pink erstrahlen würden, bleibt allerdings eher ein Werbegag der Touristiker. Vielmehr handelt sich um einen zarten Tupfer, um einen Tropfen Pink, der seit neun Jahren den See verziert und Einheimischen sowie Gästen sämtlicher sexuellen Ausrichtungen gleichermaßen gefällt, wie ein KURIER-Lokalaugenschein ergab.

"Nein, es ist nicht so, dass Zehntausend Schwule über den See herfallen und alles für sich vereinnahmen würden", sagt Markus Adamira aus Niederösterreich. Er ist mit Partner Michi Adamovits nach Velden gekommen und lässt sich im SOL Beachclub des Hotel Park’s die Sonne auf den Bauch scheinen. "Unsere Reisegruppe vergrößert sich von Jahr zu Jahr. Heuer sind wir elf Personen: Heteros, Lesben, Schwule – egal. Wir lieben den Treff der Community und den See", ergänzt Adamovits.

Im Ort akzeptiert

Der Einheimische Robert Muster tuckert mit seinem Traktor vorbei. Der pensionierte Eisenbahner verdient sich ein Zubrot, indem er vom nahe gelegenen Faaker See mit seinem urigen Anhänger Wirtschaftstreibende im Nadelstreif zum Veldener Casino kutschiert. Er beobachtet die "Community aus Schwulen, Lesben, allen dazwischen und deren Freunden" (Formulierung des Veranstalters, Anm.) mit Wohlwollen. "Ich finde es positiv, dass sich Velden zu dieser Szene bekennt. Wichtig ist ja nicht die sexuelle Ausrichtung des Urlaubers, sondern dass er Spaß hat und wiederkommt", meint Muster.

Der Veldener Dieter Mulle, der hier seit Jahren Motorboot-Touren anbietet, sieht es ähnlich: "Diese Gästeschicht ist eine Chance für jeden Tourismusort. Velden muss stolz sein, dass diese lustigen, lebensfrohen Leute hierher kommen", betont er und fragt: "Warum sollen wir auf Harley- und GTI-Fans setzen und andererseits die große Gemeinschaft der Homosexuellen ausschließen?"

200 Euro pro Tag

6000 Übernachtungen registriert Roland Sint, Geschäftsführer des Wörthersee-Toursimus, von Donnerstag bis Sonntag im Zusammenhang mit dem Festival. "Es sind finanzkräftige Menschen, die im Schnitt 200 Euro pro Tag ausgeben. Hier gibt es für Kärnten viel Potenzial. Diese Leute schätzen den hohen Beherbergungsstandard", weiß Sint.

Die Wienerin Alexandra Meindl führt sich von dieser Szene angelockt, obwohl sie betont: "Ich bin heterosexuell, allerdings lässt mich die Atmosphäre rund ums Festival nicht los. Daher komme ich stets zum Pink-Lake-Termin nach Kärnten."

Romana Manfreda aus München weilt seit einer Woche in Velden. Dass sie möglicherweise von ungewöhnlich vielen Homo- und Transsexuellen umgeben gewesen sein soll, wäre ihr nicht aufgefallen. "Vielleicht lassen die in der Nacht die Sau raus, aber da schlafe ich sowieso", meint sie.

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