Wölfe, die neue Gefahr im Straßenverkehr

Ein Wolfsrudel
Im Vorjahr wurden bei 76.000 Wildunfällen mehr als 300 Personen teils schwer verletzt

Rehe, Hirsche, Hasen und andere Wildtiere verursachten im Vorjahr 76.000 Wildunfälle. Seit Montag müssen sich Verkehrsteilnehmer auf Österreichs Straßen um ein Tier mehr Sorgen machen. Erstmals ist es zu einer unangenehmen Begegnung mit einem Wolf gekommen – die Raubtiere haben sich in Niederösterreich wieder angesiedelt.

Ein 18-Jähriger hatte in der Nacht auf Montag in Breitensee bei Gmünd im Waldviertel mit seinem Auto eine Kollision mit einem Tier aus einem Wolfsrudel. „Ich war kurz vor Mitternacht auf dem Heimweg von meiner Freundin, da ist mir der Wolf im Freiland ins Auto gelaufen“, sagt der 18-Jährige. Zweifel, dass es sich um eines der Raubtiere handelt, hatte der junge Mann keine Sekunde. Das Tier sei „massiv größer“ als ein Hund gewesen. „Ich erkenne einen Wolf.“

Die Angaben des Autolenkers bestätigt auch die Polizei. Als nach der Alarmierung die Umgebung nach dem verletzten Tier abgesucht wurde, erspähte man im Scheinwerferlicht ein Rudel mit vier bis fünf Tieren. Die Wölfe verharrten neugierig in der Nähe. Auch für den verantwortlichen Jagdpächter, Reinhard Czuchal, besteht kein Zweifel: „Wir haben laufend die Wölfe auf den Wildkameras.“

Da das Raubtier bei der Kollision deutliche Spuren am Fahrzeug hinterlassen hat, besteht eventuell die Chance für einen DNA-Abgleich. „Die Spuren ziehen sich von der Front bis zum hinteren Kotflügel. Wir haben das Material bereits für einen DNA-Test zur Verfügung gestellt“, erklärt der Unfalllenker.

2017 ereignete sich in Österreich statistisch gesehen alle sieben Minuten ein Wildunfall, 310 Menschen wurden dabei teils schwer verletzt.

Eine vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) durchgeführte Analyse ergab, dass drei Viertel der Wildunfälle mit Personenschaden auf Landstraßen geschehen, ein Fünftel auf Gemeindestraßen. 45 Prozent der Unglückslenker sind im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. „Das ist ein bemerkenswert großer Anteil und lässt sich auf geringere Fahrerfahrung sowie geringere Schutzfunktion zum Beispiel durch ein Moped zurückführen“, sagt KFV-Direktor Othmar Tann.

Messungen haben gezeigt, dass Fahrzeuglenker ihre Geschwindigkeit nur gering um ein bis vier km/h reduzieren, wenn Wildtiere schon in einem Feld neben der Straße stehen, erklärt Thann. Was ein Zusammenprall mit einem Wildtier für Folgen haben kann, zeigen Unfälle bei denen Rehe oder Hirsche die Windschutzscheiben durchschlagen und als tonnenschwere Last auf Fahrer oder Beifahrer prallen. „Die Wucht, mit der ein Rothirsch bei Tempo 60 auf ein Auto aufprallt, entspricht etwa dem Gewicht eines ausgewachsenen Elefanten“, erklärt der Generalsekretär des Dachverbands „Jagd Österreich“, Klaus Schachenhofer.

Wölfe, die neue Gefahr im Straßenverkehr

Nur ein Teil des Schadens am Auto nach der Kollision mit dem Wolf

Blaue Reflektoren

Wölfe, die neue Gefahr im Straßenverkehr

76.000 Wildunfälle gab es im Vorjahr in Österreich

Während das Kuratorium und die Jagdverbände mit Plakaten und Fernsehspots vor der Gefahr warnen, gibt es auf Unfallhäufungsstrecken in den verschiedenen Bundesländern unterschiedlichste Initiativen und Projekte, um Zusammenstöße zu vermeiden.

Ein erfolgreiches Modell wird auf einem 13 Kilometer langen Abschnitt am Semmering in NÖ umgesetzt: 650 Stück spezieller Wildwarnreflektoren wurden auf den Leitpflöcken angebracht. „Zum Einsatz kommen blaue Reflektoren, weil die Farbe in der Natur kaum vorkommt und daher von den Wildtieren als Gefahr wahrgenommen wird“, erklärt Projektleiter Hermann Doppelreiter. Die Zahl der Unfälle hat sich auf dem Abschnitt um mehr als 50 Prozent reduziert.

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