Wo sich das Pendeln noch auszahlt
Mehr als die Hälfte der Österreicher arbeitet nicht in ihrer Wohngemeinde. Laut immowelt.at sind fast 60 Prozent bereit, einen Arbeitsweg von bis zu 75 Minuten zu pendeln. 26 Prozent würden sogar zwei oder mehr Stunden auf sich nehmen. Die Zeit im Auto oder in den Öffis werden unter anderem wegen der Zufriedenheit mit dem Wohnort, ob familiärer Bindungen, aber auch angesichts steigender Mieten in den Städten in Kauf genommen.
Aber stimmt es wirklich, dass sich Pendler durch ein Leben am Land so viel ersparen? Nicht immer, wie Berechnungen der Sparplattform CupoNation zeigen.
Um den Status-quo zu ergründen, verglich man dort die Mietpreise von Wien, Salzburg und Graz mit jeweils umliegenden Orten und ergänzte diese um die Fahrtkosten für Auto respektive Bahn. Dazu wurden die Mieten von 1569 Drei-Zimmer-Wohnungen mit einer Größe von 70 bis 80 m² gesammelt, und daraus der Durchschnitt der jeweiligen Städte ermittelt. Die Betriebskosten der Pkw wurden mit Hilfe des ÖAMTC-Services "Auto-Info" ermittelt. Als Grundlage der Berechnung wurde von einem VW Golf Diesel ausgegangen (dessen Anschaffung ist allerdings nicht berücksichtigt).
Rechenbeispiele
Wien und Salzburg liegen bei den Mietpreisen gleich auf. Rund 1130 Euro lege man für eine Wohnung hin, berechnete CupoNation. Im Wiener Umland, zum Beispiel in Neusiedl am See, sind die Mieten bis zu 50 Prozent günstiger. Mit einem einfachen Arbeitsweg von 53,4 Kilometer kommen für den Neusiedler monatlich Kosten von 576 Euro für das Auto bzw. 130 Euro für die Bahn hinzu. Somit bleibe eine potenzielle Ersparnis von 310 bis 450 Euro.
In Wiener Neustadt koste die Wohnung 750 Euro, somit bleibe nach Beachtung aller Kosten eine Ersparnis von 99 Euro für Auto-, und 280 Euro für Bahnpendler. In Salzburg sieht es ähnlich aus. Um die 200 bis 300 Euro können Pendler hier sparen.
Anders ist die Sachlage in der Steiermark. In Graz kostet die Wohnung im Schnitt 850 Euro. Da die umliegenden Orte hier nicht signifikant günstiger seien, bleibe auch eine Kostenersparnis bei Pendlern aus. Autopendler zahlen 40 bis 790 Euro monatlich drauf. Finanziell sparen können Pendler hier also nur, wenn sie die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Mit einer Monatskarte bei jährlicher Zahlung beträgt die Ersparnis hier durchschnittlich 200 Euro.
Als Grund für das Pendeln mit dem Auto geben 47 Prozent die Zeitersparnis an. Bei genauerer Betrachtung wird aber deutlich, dass Autofahrer oft mehr Zeit liegen lassen als Bahnpendler. Von St. Pölten nach Wien kommt man mit der Bahn zum Beispiel doppelt so rasch wie mit dem Auto. Auch von Neusiedl am See und Wiener Neustadt ist die Bahn schneller.
Zugfahren zahlt sich aus
Dass mit der Bahn pendeln deutlich kostengünstiger ist als mit dem Auto, bestätigt der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Ein Vergleich der Kosten für eine Bahnjahreskarte mit Kleinwagen-Kosten von 21 Cent pro Kilometer ergibt bei 225 Arbeitstagen folgende Einsparungspotenziale: Für die Strecke St.Pölten–Wien zahle man für die Bahn (inklusive Kernzone Wien) 1588 Euro, für den Pkw 4250 Euro (exklusive Parkplatzgebühren). Daraus ergebe sich durchs Bahnfahren eine jährliche Ersparnis von 2662 Euro.
Auf der Strecke Gänserndorf–Wien seien es 2002 Euro pro Jahr und von Baden nach Wien 2465 Euro. Von Hallein nach Salzburg käme man auf 1741 Euro Differenz und von Schwaz nach Innsbruck auf 2340 Euro.
Zu wenig genutzt werde in Österreich noch das Potenzial von Rad-Highways, sagt VCÖ-Experte Christian Gratzer. Obwohl zwei Drittel der Arbeitswege in Österreich kürzer als 15 Kilometer seien.
Kommentare