Der 22. Mai war der letzte besonders windige Tag, die Stromproduktion in Österreich war beinahe zu 100 Prozent nur aus in Österreich erzeugten, erneuerbaren Ökostrom. Der Anteil der Windkraft lag konkret bei 21,3 Prozent, der Löwenanteil kam (wie immer) von der Wasserkraft mit 75 Prozent. Der Rest wurde in Biomasse- und PV-Kraftwerken erzeugt.
Übers Jahr gesehen decken die Ökostrom-Erzeuger bereits rund 80 Prozent des Strombedarfs in Österreich ab. Die fehlenden Prozent stammen entweder aus Stromimporten aus dem europäischen Netz (von Windparks bis Atomkraft) oder aus heimischen Gaskraftwerken.
Mit dem Ökostromgesetz EAG von 2021 gibt es eine Grundlage für die Energiewende, Ziel ist bis 2030 nur mehr Strom aus heimischen, nachhaltigen und fossilfreien Quellen zu generieren. Österreich ist damit ohnehin Klassenbester, im EU-Schnitt wird wenig mehr als ein Drittel des Stroms aus Wind, Wasser, Sonne und Biomasse generiert, allerdings holen alle Staaten derzeit rasch auf.
In Österreich stockt derzeit der Ökostrom-Ausbau aber gewaltig. Damit das Ziel 2030 erreicht werden kann, braucht es mehr als eine Verdoppelung der Windkraft-Leistung, eine Verzehnfachung der Photovoltaik-Flächen, und etwas mehr Wasser- und Biomassekraftwerke.
Größer und kräftiger
Bei der Windkraft bedeutet eine Verdoppelung der Leistung nicht, dass es doppelt so viele Windkraftanlagen benötigt. Zwar müssen auch neue Kraftwerke gebaut werden, eine erhebliche Steigerung ist über das „Re-Powering“ zu erwarten. Dabei werden bestehende Anlagen, die einen nachweisbar hohen Ertrag liefern, teils deutlich vergrößert, und die Stromleistung so vervielfacht.
Das zeigt auch die Prognose der Österreichischen Energieagentur: Derzeit drehen sich rund 1.300 Windräder in Österreich, für eine Verdreifachung der Leistung sind nach Berechnung der Experten aber nur 400 zusätzliche Windräder nötig.
Doch gerade beim Windkraft-Ausbau gibt es zahlreiche Hürden, die den geplanten Ausbau verzögern bis verunmöglichen.
Nichts davon hat mit fehlenden Geldmittel oder Mangel an Ressourcen oder Fachkräften zu tun, es geht fast ausschließlich um die Verwaltung. Es fehlt die Freigabe von geeigneten Flächen durch die Landesregierungen und Beschleunigung der Genehmigungsverfahren als auch der Umweltverträglichkeitsverfahren (UVP). Beim letzten Punkt will das Umweltministerium demnächst eine Novelle vorlegen, die ab 2023 gelten soll. Darin ist vor allem ein zeitliches Limit vorgesehen, bis wann Einsprüche bei Projekten geltend gemacht werden können. Tatsache bleibt aber, dass die genehmigten Flächen und Projekte nur einen Bruchteil des Ausbauziels abbilden, etwa 40 Prozent. So wird die Klimawende im Strombereich scheitern.
Interessant ist die unterschiedliche Zustimmung zur Windkraft in den Bundesländern. Je mehr Windkraft vorhanden ist, desto höher die Zustimmung. Am niedrigsten ist sie in jenen Bundesländern, die noch kein einziges Windkraftwerk haben, also in Salzburg, Tirol und Vorarlberg.
Und auch wenn es kein heimisches Windrad-Unternehmen gibt, dürfte es weltweit kein Windrad geben, in dem nicht auch Technologie aus Österreich steckt.
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