„Am Anfang war er sehr schwach und blieb über Tage da. Wir haben ihn mit Heu, Äpfeln und Karotten gefüttert“, erzählt Astners Sohn. Der Fall im Gailtal mag entzückend klingend, verdeutlicht aber, unter welch großer Not die sonst so scheuen Wildtiere nach den massiven Schneefällen im Süden Österreichs leiden.
Sportler stressen Wild
Hinzu kommt, dass der Lockdown derzeit besonders viele Spaziergänger und Freizeitsportler in die Natur und somit in den Lebensraum des Wildes treibt. Sie verscheuchen das hochsensible Rot-, Reh- oder Schwarzwild von den Futterplätzen. Das erhöht die Sterblichkeit des Wildes. Denn die Tiere haben einerseits weniger Nahrung und andererseits einen erhöhten Kraftaufwand durch die Flucht im meterhohen Schnee. Völlig ausgelaugt von dieser Hetzjagd steigt die Wildsterblichkeit.
Zusätzlich gerät auch die Jägerschaft in die Bredouille. In betroffenen Gebieten kommen die Jäger den Abschussplänen kaum hinterher. Der KURIER berichtete.
Virtueller Krisengipfel
Ein weiteres Problem: Freizeitsportler, die sich kreuz und quer im Gelände bewegen, richten massive Schäden an Jungbaumkulturen an. Mit dieser Thematik beschäftigte sich auch ein virtueller Gipfel am Mittwoch in Kärnten. Alpine Vereine, Jägerschaft, Bergwacht und Bergwanderführer, Tourismus und Landwirtschaftskammer berieten auf Einladung von VP-Landesrat Martin Gruber, wie man die Interessen von Wild und zu wilden Sportlern einen könnte.
„Es war ein Schritt in die richtige Richtung. Jeder soll nun auf seine Klientel aufklärend einwirken“, berichtet Mario Deutschmann, Verwaltungsdirektor der Kärntner Jägerschaft. Die Weidmänner wünschen sich vor allem die Möglichkeit unbürokratischer Wintersperren. „Es soll ein Wegegebot geben. Wer querfeldein fährt, wird abgestraft“, führt Deutschmann aus.
Mehr Befugnisse für Bergwacht?
„In einem ersten Schritt bedarf es mehr Information, im zweiten braucht es den Aufbau einer Plattform, wie etwa einer App, wo sich Sportler informieren können“, erklärt Landesrat Gruber. Auf Aufklärung mit Infobroschüren setzt man bereits in Mallnitz im Kärntner Mölltal. In den Foldern findet sich folgender Satz, der die Auswüchse des Runs auf die Berge verdeutlicht: „Verfolgen Sie bitte keine Wildtiere mit ihren Skiern, um sie zu filmen für social media, die vielen ,likes’ sind den Tieren auch ganz egal.“ Bisher habe sich die erwünschte Wirkung nicht eingestellt. „Es helfen offenbar nur rigorose Strafen“, sagt ein Jäger.
Diese wären laut Forstgesetz möglich. Für Landesrat Gruber wäre auch ein verstärkter Einsatz der Kärntner Bergwacht zur Kontrolle in diesem Bereich denkbar.
Bis Winterende dürfte noch viel debattiert werden. Und Hirsch „Ernstl“ wohl ein Dauergast in der Scheune von Familie Astner bleiben.
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