Tatsächlich hatte die Exekutive, die damals von einer „neuen Qualität der Gewalt“ sprach, ihre Präsenz in diesen Wochen an bekannten Hotspots deutlich erhöht. Während die Gewaltspirale damit ausgebremst wurde, wirkte es aber zumindest in der Öffentlichkeit zunächst so, als würden die Ermittlungen stocken.
Wochen nach Ausbruch des bewaffneten Konflikts, der zu vier blutigen Auseinandersetzungen mit teils mehr als 30 Beteiligten führte, befanden sich offiziell lediglich drei Verdächtige in Haft. Trotz eines Schädelbruchs, Stichverletzungen und Schüssen zwischen den verfeindeten Banden schwiegen die Verdächtigen zunächst.
Erneut Bewegung in den Fall kam erst Anfang August, als syrische und tschetschenische Volksgruppenvertreter einen „Friedensvertrag“ präsentierten. Ein „Ältestenrat“ kündigte bessere Zusammenarbeit zwischen den Communitys an sowie die Absicht auf die Beteiligten einzuwirken.
Involvierte nicht genannt
Was ausblieb: Namen wurden den Kriminalisten keine genannt. „In Österreich stellt die Polizei den Frieden sicher“, hielt deshalb Dietmar Berger, stellvertretender Leiter des Ermittlungsdienstes im Landeskriminalamt Wien, schon Wochen früher fest, als erstmals die Rede von Friedensgesprächen war.
Auch aus dem Innenministerium (BMI) heißt es dazu, dass diese Gespräche vielleicht intern stattgefunden hätten, eine Kooperation mit den Ermittlern aber ausgeblieben sei.
Dessen ungeachtet präsentierte die Polizei kurz nach Bekanntwerden der Friedenserklärung den nächsten „Teilerfolg“. Fahndungsfotos von vier jungen Männern, die ihre Opfer am 8. Juli mit Messern, Hämmern, Teleskopschlägern und Schlagringen attackiert haben sollen, wurden veröffentlicht. Einer von ihnen soll auch bei Terrorermittlungen rund um das Taylor-Swift-Konzert in den Fokus der Ermittler geraten sein.
Zu weiteren Festnahmen wollte man sich aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht äußern. Das hat sich am Donnerstag geändert, als das BMI bekannt gab, vier weitere mutmaßliche Täter festgenommen zu haben. Bei ihnen soll es sich um die Rädelsführer handeln. 25 Verdächtige seien zudem ausgeforscht worden.
Laut Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ist die Arbeit damit aber nicht getan: „Wer unseren Rechtsstaat missachtet, muss mit Konsequenzen rechnen.“
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