Wie vom Erdboden verschluckt

Hubert Schmied war Pächter des Campingstüberls in Seebach
Ermittler rollen das Verschwinden eines steirischen Lokalpächters aus dem Jahr 2003 neu auf.

Er war verliebt in eine Prostituierte, wollte mit ihr ein gemeinsames Leben beginnen – und war plötzlich weg. Am 17. Oktober 2003 wurde Hubert Schmied zum letzten Mal gesehen. Mit ihm verschwand sein schwarzer Audi 80. Die Cold-Case-Ermittler des Bundeskriminalamtes haben nun die letzten Stunden des Gastronomen aus Seebach in der Steiermark rekonstruiert.

Wie vom Erdboden verschluckt
Cold Case, Hubert Schmied, Steiermark, Bundeskriminalamt

"Husch", wie ihn seine Freunde nannten, hatte "eine Affinität zum Rotlicht", wie es Ermittler Herbert Landauf ausdrückt. "Gemeinsam mit einer Prostituierten, die er in Spanien kennengelernt hatte, hat er ein Kind." Und auch in der Steiermark war er Stammgast in einigen Bordellen. Bekannt ist, dass er in der Nachtbar Emanuelle in Bruck/Mur, im Highlander in St. Barbara, Ortsteil Veitsch, und im Gentlemen’s Inn in Jauring bei Aflenz verkehrte. In letzterem Etablissement dürfte er sich in eine ungarische Sexarbeiterin verliebt haben. Zuletzt soll er bis zu drei Mal pro Woche bei ihr gewesen sein.

Doch Annemarie hatte auch ein Verhältnis mit dem Lokalbetreiber und stand zwei ungarischen Zuhältern in der Pflicht, die Geld sehen wollten.

Schmied selbst galt als hilfsbereit, freundlich und leutselig. Und trinkfest. Nachdem er lange Zeit als Fernfahrer tätig war, pachtete er das Campingstüberl in Seebach.

Seltsamer Anruf

Wie vom Erdboden verschluckt
Audi 80 - the 1986 model was a design milestone. Clean lines and curved surfaces encased a wedge-shaped, powerful body, a slimline greenhouse and a rounded rear end.; Honorarfrei
Am Tag vor seinem Verschwinden war Schmied mit seinem Audi in der Autowerkstatt eines Bekannten. Die vorderen Radlager mussten ausgetauscht werden. "Währenddessen hat sein Handy geklingelt. Er hat einen Anruf bekommen, der ihn ziemlich überrascht hat", erzählt Ermittler Landauf. Schmied forderte den Bekannten auf, die Arbeiten zu beenden. "Ich muss wegfahren", erklärte er aufgeregt. Von wem dieser Anruf kam, ist unklar.

Doch so eilig hatte es Husch dann doch nicht. "Er saß noch eine dreiviertel Stunde bei seinem Bekannten und hat Bier getrunken." Dann fuhr er weiter ins Gasthaus und trank bis Mitternacht. Und auch, wo er sich danach aufhielt, ist bekannt: Er fuhr in die Emanuelle-Bar in Bruck/Mur. Um 6.32 Uhr hob er 500 Euro beim Bankomat ab. Dann zog er sich in seiner Wohnung um und ging in sein Stüberl.

"Er hat die Börse des Stüberls und die Einkaufsliste mitgenommen. So wie jeden Freitag – da ist er immer einkaufen gefahren", schildert der Ermittler. Dabei war er ziemlich in Eile, wie sich Zeugen erinnerten. Er fuhr mit dem Audi auf der B20 Richtung Bruck/Mur – dort sah in zuletzt auch seine Nichte. "Er war allein und fuhr wie immer auffällig langsam", erzählt Landauf. Und darauf setzen die Ermittler. Auf den wenigen Kilometern zum Großhändler in Bruck verliert sich seine Spur. "Er ist dort nie angekommen."

Und genau da setzen die Cold-Case-Ermittler rund um Chef Kurt Linzer an:

Wer hat Hubert Schmied mit seinem schwarzen Audi 80 gesehen? Fuhr er vielleicht doch nicht wie geplant nach Bruck einkaufen, sondern kehrte er in einem Kaffeehaus ein, fuhr tanken oder hatte andere Besorgungen?

Fiel ein herrenloser, schwarzer Audi 80 später irgendwo auf?

War Schmied auch in anderen Städten, Lokalen oder vielleicht sogar im Burgenland oder in Ungarn in Bordellen zu Gast? Die Polizei ersucht jetzt um Hinweise: 01/24836-985025.

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