Wie viele Wölfe verträgt das Land?

Josef Pröll
NÖ-Landesjägermeister Josef Pröll im Interview: "Wir lehnen alles ab, was aus weltfremden Ökofantasien angesiedelt wird".

Am Truppenübungsplatz Allentsteig wurden erstmals nach 100 Jahren wieder frei lebende Jungwölfe in Österreich fotografiert. Seither tobt die Debatte, wie viele Wölfe das Land verträgt. Der KURIER sprach darüber mit Josef Pröll. Der NÖ-Landesjägermeister hat bei einer Tagung zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Tier aufgerufen. Pröll nahm auch zu anderen Jagdthemen Stellung.

KURIER: Wie schätzen Sie das Image der Jagd ein?

Josef Pröll:Besser als sich das manche wünschen. Wir haben Umfragen, wonach über 70 Prozent der Bevölkerung der Jagd aufgeschlossen bis positiv gegenüber stehen.

Ist das die Sehnsucht der Menschen nach mehr Landlust?

Neben der Jagd gibt es Reminiszenzen zu mehr Ländlichkeit. Das sagen uns viele, die sich mit Tracht oder Urlaub am Land beschäftigen. Von dieser Stimmung profitiert auch die Jagd.

Es gibt 30.000 Jäger und 3300 Jagdgebiete in Niederösterreich. Was ist Ihr Kerngeschäft?

Da ist unsere Positionierung in der Mitte der Gesellschaft als wichtiger Faktor des Landes. Das zweite große Thema ist die Jagdausübung. Die ist untrennbar mit Eigentum verbunden. Unsere Rolle ist zu schauen, dass die Balance in den Wäldern und auf den Fluren passt.

Zuletzt ist die Jagd rund um den Wolf in die Schlagzeilen geraten.Ist das Thema hochgespielt?

Nein. Beim Wolf ist das ähnlich wie beim Fischotter und Biber. Beide sind bewusst von Ökoaktivisten ausgesetzt worden. Und jetzt stehen wir vor unglaublichen Schadenssituationen und es muss gehandelt werden.

Bei Fischotter und Biber wird die Jagd zum Abschuss gerufen.

Wir werden gerufen, weil man übersehen hat, dass die Balance erhalten bleibt.

Und beim Wolf?

Da muss ich deutlich sagen, der ist schon lange nicht mehr in Österreich gewesen. Wir spüren aber einen Druck, dass er kommt, wie am Truppenübungsplatz in Allentsteig. Deshalb haben wir eine Arbeitsgruppe zwischen Jagd und Landwirtschaft eingesetzt.

Was ist dort das Thema?

Das Auftauchen des Wolfes verändert vieles, von der Weidehaltung über die Landwirtschaft bis zum Tourismus und der Jagd. Wir werden nicht zuschauen, wie der Wolf von Kreisen forciert wird, die sich um die Schadens- und Bedrohungssituationen nichts scheren.

Heißt am Ende, der Wolf wird abgeschossen?

Das muss nicht gleich in Bejagung münden. Aber wir brauchen eine Zusammenarbeit aller Interessensgruppen bis hin zur Wissenschaft.

Mit dem Ziel?

Zu sagen, wie viele Wölfe ein Gebiet verträgt.

In Nachbarländern Österreichs ist das Tier wieder heimisch.

Wir sind nicht die Ukraine oder Russland mit endlosen Weiten, wir sind eine sehr dicht besiedelte Region.

Wolfspopulation ja, aber überschaubar?

Überschaubar, berechenbar und begleitet, um Schäden zu verhindern. Wir wollen rechtzeitig agieren können, wenn das aus dem Lot läuft.

Wo ziehen Sie die Grenze?

Was natürlich zuzieht, damit setzen wir uns sehr positiv auseinander. Wir lehnen aber alles ab, was aus weltfremden Ökofantasien angesiedelt wird.

Anderes Thema: Das Burgenland hat mittelfristig die Gatterjagd verboten. Soll Niederösterreich diesem Beispiel folgen?

Für mich als Landesjägermeister ist vorrangig interessant, wie gejagt wird und nicht wo. Also dass waidmännisch und im Rahmen der gesetzlichen Bedingungen die Jagd betrieben wird.

Sie wollen kein Verbot?

Ich appelliere an alle Beteiligten, die Diskussion sehr sorgfältig und redlich zu führen. Denn es geht hier um den Eigentumsschutz und die Wertschätzung von Jagdausübungsberechtigten, die im Rahmen der Gesetze jagen.

Tierschützer argumentieren völlig anders. Da heißt es, im Gatter wird Wild herangezüchtet, um es abzuschießen.

Klar ist, das sogenannte Befüllen von Gattern unmittelbar zu Jagdzwecken ist gesetzlich nicht erlaubt und für uns auch nicht akzeptabel.

Das heißt, so etwas gibt es in Niederösterreich nicht?

Die Gatter wurden vom Land auf Einhaltung aller gesetzlichen Vorgaben genau überprüft.

Stellen Sie sich der Debatte mit den Tierschützern?

Die sogenannten radikalen Tier-Rechtler werden wir niemals überzeugen können. Mit der Forderung nach Tier-Rechten haben diese Gruppen eine ganz andere Agenda. Hier geht es um einen sektiererischen Versuch, dem Rest der Welt die eigene Wahrheit aufzuoktroyieren. Damit will ich nichts zu tun haben.

Sie meinen mit dieser Kritik offenbar die VGT-Gruppe um Thomas Balluch.

Ich respektiere jeden Veganer und Vegetarier. Den selben Respekt erwarte ich mir als Jäger aber auch umgekehrt. Bei Menschen wie Herrn Balluch nehme ich einen Fanatismus und eine Radikalität wahr, die ich demokratiepolitisch für problematisch halte.

Es gibt immer mehr Wildkameras. Sind wir auf dem Weg zum überwachten Wald?

Nein. Wir haben die Jäger informiert, dass dort, wo Öffentlichkeit im Wald sein kann, es kein Recht auf Wildkameras gibt.

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