Wie die Adlerrunde sich selbst sieht: "Muss nicht im Hinterzimmer sitzen"

Wie die Adlerrunde sich selbst sieht: "Muss nicht im Hinterzimmer sitzen"
Für Klaus Mark, Präsident des ÖVP-nahen Unternehmer-Zirkels, bringen ausgerechnet die Grünen am meisten weiter.

Wann sind Sie zum letzten Mal mit Politikern im Hinterzimmer gesessen?

Im Hinterzimmer? (lacht) Im Hinterzimmer muss ich zum Glück nicht sitzen. Ich mache Termine aus. Den Kontakt zur Politik habe ich mir ja nicht über die Adlerrunde aufgebaut, sondern über meine Tätigkeit als Lokalpolitiker und natürlich dadurch, dass wir eine erfolgreiche Firma sind. Und in der Adlerrunde habe ich, als ich das vor vier Jahren übernommen habe, gesagt, es braucht Transparenz. Aber als Unternehmer muss es erlaubt sein, dass ich mit der Politik kommuniziere.

Was war der Gedanke dahinter, es transparenter anzulegen?

Die Medienlandschaft hat es uns als Fehler angekreidet, dass man Sebastian Kurz gesponsort hat. Das wurde sehr breit getreten, wobei die Tiroler Adlerrunde nie gespendet hat, sondern einzelne Mitglieder. Da muss man unterscheiden. Aus dem heraus war bei meinem Antritt klar: Ich möchte wesentlich transparenter sein, weil wir nichts zu verbergen haben. Wir sind Wirtschaftstreibende mit über 75.000 Mitarbeitern in über 50 Betrieben. Wir sind politisch unabhängig.

Aber die ÖVP-Nähe der Adlerrunde ist offenkundig. Warum braucht es die dann noch neben einer ohnehin auch schwarz dominierten Wirtschaftskammer oder Industriellen-Vereinigung?

Weil wir ganz andere Voraussetzungen haben. Der Unterschied besteht darin, dass wir eine Diskussionsplattform sind. Das geht in zwei Richtungen. Zum einen nach innen gerichtet. Das heißt, dass wir uns untereinander als Unternehmer austauschen, aber man sich auch gegenseitig hilft. Und das Ziel ist zum anderen, dass man die Familienunternehmen Tirols stärkt.

Das zweite ist, dass man auch mit der Politik und Entscheidungsträgern außerhalb der Politik Gespräche führt. Es gilt die Spaltung der Gesellschaft zu verhindern. Diese Verantwortung müssen wir alle übernehmen.

Familienunternehmen zu stärken, wäre aber doch auch Aufgabe der Wirtschaftskammer. Haben die das zu wenig im Blick?

Die Wirtschaftskammer ist ganz anders strukturiert – mit den ganzen Branchen und ihren Vertretern. Wir wollen uns untereinander vielmehr austauschen und vernetzen. Wir hatten ein Jahr, wo man nur über Startups geredet hat.

Aber es gibt auch immer wieder Forderungen an die Politik.

Ich schreibe nie von Forderungen, sondern immer nur von Wünschen.

Sie schließen also aus, dass man die eigene Wirtschaftsmacht verwendet, um die Politik in eine Richtung zu treiben?

Das wird grundsätzlich nicht funktionieren. Wer das am besten kann, sind die Grünen. Leonore Gewessler (grüne Klimaschutzministerin) fährt ein Hard-Core-Programm. Sie schafft Gesetze und Verordnungen, die die Wirtschaft verändern. Da können sich die ÖVP und alle anderen warm anziehen. Die Grünen haben eine Transformation der Wirtschaft herbeigeführt, wie niemand anderer.

Zum Positiven aus Ihrer Sicht?

Teils. Ich bin nicht mit allem einverstanden. Aber die Grünen sind in der jüngeren Zeit mit Abstand die, die am meisten weiterbringen.

Sehr viele Mitglieder der Adlerrunde verdienen direkt oder indirekt Geld im Tourismus, dem in Tirol viel Einfluss nachgesagt wird. Wie kommt es?

Der Tourismus ist Teil der Wirtschaft. Und natürlich hat der Tourismus seine Wünsche und bringt die an. Ein Politiker sagt nicht nur, weil ein Adler was sagt: super. Aber der Dialog ist wichtig.

Bei der 20-Jahr-Feier Ihrer Adlerrunde vergangene Woche haben Sie eine Forderung, einen Wunsch, an die Politik geäußert: Asylwerber sollen arbeiten dürfen. Das scheint aber derzeit nicht mehrheitsfähig.

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man jeden arbeiten lassen sollte. Das ist auch die Meinung der Adlerrunde. Es gibt Leistungswillige und Leistungsunwillige. Und wenn jemand arbeiten will, dann soll man ihm das ermöglichen. Damit integrieren sich die Menschen schneller und es fallen viele Probleme weg.

Es ist immer ein Problem, wenn ein Mensch nichts zu tun hat und herumlungert. Da kann nur Blödsinn rauskommen. Es gilt auch, strikt zu sein, wenn es Verfehlungen gibt. Aber Menschen integriert man über Arbeit und Sprache.

Aber warum ist das dann auch für die ÖVP so ein Dogma?

Ich glaube, dass die Blauen hier eine Linie vorgeben, die fürs Land, meiner Meinung nach, nicht die beste ist.

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