Wie David Egger Salzburgs SPÖ zurück zur Macht bringen will
KURIER: Herr Egger, Sie sind jetzt knapp zwei Monate im Amt. Ist der Job als SPÖ-Vorsitzender so, wie Sie ihn sich vorgestellt haben?
David Egger: Ich habe ja gewusst, was auf mich zukommt. Es ist für mich persönlich ein Neustart. Ich habe aber auch von Anfang an gesagt, dass es bei uns als Partei einen Neustart braucht. Ich weiß, welche Herausforderungen auf mich warten. Ich habe mich darauf gefreut, und ich freue mich auch heute noch jeden Tag nach dem Aufstehen darauf.
Wodurch zeichnet sich der Neustart aus?
Es wird viele Umstrukturierungen geben, auch in der Organisation selbst, um nach außen noch besser aufzutreten. Ich will, dass wir in der SPÖ die Entscheidungen nicht nur in irgendwelchen Gremien treffen, sondern gemeinsam mit den Bürgermeistern, dem Landtagsklub und den Arbeitnehmervertretern.
In Salzburg stehen bis 2023 keine Wahlen auf dem Programm. Für einen Neueinsteiger wie Sie ist das positiv. Aber reicht die Zeit, um die SPÖ aus ihrem historischen Tief herauszuführen?
Wir haben bei den Gemeindevertretungswahlen vor einem Jahr sehr gute Ergebnisse erreicht. Wir haben etwa zwei Bezirkshauptstädte zurückgewonnen. Deshalb sage ich, die Zeit reicht leicht. Wir haben einen sehr guten Grundstock. Unser Ziel ist ganz klar 2023 in Regierungsverantwortung zu kommen. Wir werden ganz bald unsere Eckpfeiler einschlagen, damit die Leute wissen, dass es weiterhin eine starke SPÖ in Salzburg geben wird.
Für eine Rückkehr in die Regierungsverantwortung wird es ein deutliches Plus brauchen, um ernstgenommen zu werden. Was ist da ihr Ziel?
Für Zahlenspiele ist es viel zu früh, das wäre ein Blick in die Glaskugel. Natürlich wollen wir dazugewinnen. Welches Plus davorsteht, das ist aus heutiger Sicht Kaffeesud lesen.
Schon bei Ihrem Antritt haben Sie thematisch klassisch sozialdemokratische Themen wie leistbares Wohnen, soziale Absicherung, Mindestlohn angesprochen. Werden das die wichtigsten Inhalte sein?
Das wird sicher Teil unseres Programms sein. Mehr als die Hälfte des Einkommens geht in Salzburg bei vielen Menschen für das Wohnen drauf. Das darf einfach nicht sein. Aber auch andere Punkte werden Platz finden. Die Klimakrise etwa macht wegen Corona keine Pause.
Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) hat schon angekündigt, dass er 2023 wieder antreten wird. Er wird dann zehn Jahre Landeshauptmann gewesen sein. Für die erste große Wahl ist das kein leichter Gegner.
Kandidiert er 2023 wirklich? Das steht in den Sternen. Ich werde meinen Mitbewerber aber nicht zu sehr in den Fokus rücken und konzentriere mich auf unseren Weg.
Neuer SPÖ-Chef
Der 33-jährige David Egger ist seit Anfang Juli offiziell neuer Chef der Salzburger Landes-SPÖ. Seit gut einem Jahr ist er Vizebürgermeister seiner Heimatgemeinde Neumarkt am Wallersee
Werdegang
In der Landespolitik ist Egger ein Neueinsteiger. Seit 2014 ist er in Neumarkt Gemeindevertreter. Vor zehn Jahren setzte er sich mit einer Petition erfolgreich dafür ein, dass auch Zivildiener Polizisten werden können
Moderator
Beruflich war Egger bis zu seiner Kür als SPÖ-Chef Sportjournalist und Content Manager bei Servus TV. Nebenbei war der neue SPÖ-Chef selbstständig als Moderator tätig
Sie werden kommende Woche als Bundesrat in Wien angelobt. Der Bundesrat ist ein politischer Nebenschauplatz. Wie wollen Sie da auf der politischen Bühne in Salzburg Präsenz zeigen?
Es ist gerade das Schöne, dass man hier die Brücke von den Kommunen weg, über die Landeshauptstadt und den Landtag bis nach Wien schlagen kann. Dass man die Salzburger Anliegen nach Wien tragen kann. Ich bin im besten Kontakt mit unseren Nationalratsabgeordneten. Man kann auch im Bundesrat Anträge und Anfragen einbringen. Da werde ich die Salzburger bestmöglich vertreten.
Zu Ihrem persönlichen Werdegang: Sie kommen von Servus TV, einem Unternehmen, das sich vor wenigen Jahren vehement und erfolgreich gegen die Gründung eines Betriebsrats gewehrt hatte. Ihr Vorgänger ist Gewerkschafter und Sie haben einen Gewerkschafter als Parteigeschäftsführer geholt. Wie ist es Ihnen angesichts dessen als Sozialdemokrat in diesem Unternehmen gegangen?
Ich kann nur sagen, ich habe dort eine sehr angenehme Atmosphäre verspürt und in einem tollen Team gearbeitet. Es war respektvolle und, ich glaube, erfolgreiche Arbeit. Ich habe das damals nur über den eMail-Verkehr mitbekommen und war in keiner Weise involviert. Wie es ausgegangen ist, wissen wir. Das Unternehmen wurde weitergeführt, was mich extrem gefreut hat.
Es hat damals auch eine Diskussion über Sinn und Nutzen von Betriebsräten gegeben. Halten Sie diese noch für zeitgemäß?
Eine starke Arbeitnehmervertretung ist mehr denn je gefordert. Beim aktuellen Anlass Corona tauchen sehr viele fragwürdige Fälle auf, wie mit Kündigungen und Kurzarbeit umgegangen wird. Betriebsräte sind auf alle Fälle sehr, sehr wichtig.
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