„Das Potenzial von Extremwettereignissen nimmt grundsätzlich zu, aber wann und wo die Tiefdruckgebiete durchziehen, kann man erst fünf bis sieben Tage vorher abschätzen“, sagt Meteorologe Nikolas Zimmermann von Ubimet. Man gehe davon aus, dass es auch in diesem Jahr speziell in den Alpen zu Gewitterlagen mit extremen lokalen Regenschauern kommen wird.
„Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es aber eine vergleichbare Wetterlage wie im September 2024 einige Zeit lang nicht mehr geben. Das bedeutet aber nicht, dass wir keine Hochwasserereignisse mehr haben, sondern eher, dass andere Regionen betroffen sein werden“, so der Experte.
Grundsätzlich seien Extremwettersituationen wie vergangenen Herbst für Meteorologen sehr herausfordernd. „Wenn man Modellprognosen von 400 Litern pro Quadratmeter im Mostviertel binnen weniger Tagen sieht, dann weiß man erst mal selbst nicht, was man davon halten soll. Man hat ja auch nicht die Erfahrungswerte, halten die Flüsse das mit den neuen Verbauungen aus, oder gibt es Dammbrüche?“ Die konkreten Auswirkungen seien meist sehr schwer vorherzusagen.
Sechs Todesopfer
Umso schwieriger sei es demnach für die Bevölkerung, Warnungen von Wetterdiensten richtig zu interpretieren, wie die Zahl der Toten nach dem Hochwasser in Wien und Niederösterreich zeigte. In Wien wurde eine Frau durch die enormen Wassermassen unter einen Bus gedrückt und starb kurz darauf im Krankenhaus. In Niederösterreich starben fünf Menschen, teilweise in ihren eigenen Häusern. Waren sie zu schlecht informiert?
„Eine Problematik im mitteleuropäischen Raum besteht darin, dass Menschen nicht wissen, wie sie sich bei Hochwasser am besten verhalten sollen. Für die Menschen ist es aber auch nicht immer leicht, Warnungen von Wetterdiensten zu interpretieren“, erklärt Zimmermann. Wenn zum Beispiel von bestimmten Niederschlagsmengen die Rede sei, etwa 350 Liter pro Quadratmeter, können Menschen damit wenig anfangen.
„Wir versuchen deshalb jetzt auch in der Unwetterzentrale, mehr auf die konkreten Auswirkungen hinzuweisen, etwa wo es zu lokalen Überflutungen kommen kann“, sagt der Experte. Beim Blick auf das Jahr geht Zimmermann nicht davon aus, dass 2025 – anders als 2024 – ein Jahr der Temperaturrekorde wird. „Aber das Muster, das wir in den vergangenen Jahren hatten, mit vielen Hitzetagen und einigen Tropennächten, das wird sich fortsetzen. Wenn wir das erste halbe Jahr betrachten, dann gehen vor allem Starkregen und Trockenheit Hand in Hand“, so der Meteorologe.
Auswirkung auf den Winter
Der Klimawandel und die damit verbundenen Extremwetterereignisse haben langfristig auch Auswirkungen auf die Wintersaison. „Im Flachland schneit es immer seltener und wenn der Schnee kommt, ist er gleich wieder weg. Das merken auch alle Skigebiete in tieferen bis mittleren Höhenlagen. Alle, die unter 1.000 bis 1.500 Meter liegen, starten später in die Saison und müssen diese auch früher beenden“, sagt der Meteorologe.
Die mittlere Null-Grad-Grenze in den Alpen ist mittlerweile von 600 auf 850 Meter angestiegen. „Wir rechnen damit, dass 2050 die mittlere Null-Grad-Grenze auf 1.000 Meter liegt. Das bedeutet, dass in Orten wie Mariazell oder Reith in Tirol die Schneesicherheit abnimmt. Alle Skigebiete in dieser Höhe werden es immer schwieriger haben, den Winterbetrieb zu sichern.“
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