Wenn sich der Installateur-Notdienst als Griff ins Klo entpuppt
Diese Nacht in der vergangenen Woche wird Maria Meier, die in Wien-Mariahilf wohnt, nicht so schnell vergessen. Gegen 22 Uhr bemerkte sie, dass der Toilettenabfluss aus unerklärlichen Gründen verstopft war. Sie suchte im Internet nach Installateuren, die 24-Stunden-Notdienste anbieten. "Ich habe zehn Firmen angerufen und jeder hat mir einen anderen Preis für die Behebung genannt", sagt Meier, die eigentlich anders heißt. "Einer war freundlich und sagte, er macht einen ganz normalen Stundensatz ohne Nachtzuschlag." Es handelte sich dabei um eine Installationsfirma aus Wien-Hernals. Zwei Handwerker kamen und schraubten in der Toilette herum.
"Sie haben mir gesagt, es sei gar nicht der Abfluss verstopft, sondern das gesamte Klo sei kaputt. Sie haben den Spülkasten und die Klomuschel abgebaut und mitgenommen", schildert Meier ihre Misere. "Am nächsten Tag kamen zwei andere Monteure und bauten ein neues Klo ein." Auf den Lieferschein schrieben sie als Ursache: massive Strangverstopfung, Arbeitszeit: 23 bis 4 Uhr. "Er hat gesagt, die WC-Verstopfung und die Nachtarbeit schreibt er deshalb auf den Lieferschein, damit die Haushaltsversicherung zahlt", sagt Meier. Am Ende musste sie mit den Handwerkern zu ihrer Bank gehen, 3500 Euro vom Konto abheben und ihnen übergeben.
Einfach ausgesperrt
"Die Situation war für mich sehr unangenehm", sagt Meier. Man habe sie eingeschüchtert. Eine Rechnung über die "Wucher-Reparatur" hat sie bis heute nicht erhalten. Auffällig an dem Lieferschein ist, dass der "Installateur" nicht einmal die Mehrwertsteuer richtig berechnen konnte. Aber diese führt er vielleicht gar nicht ab.
Maria Meier hat nach dem ersten Schock Anzeige bei der Polizei, bei der Finanz und der Wirtschaftskammer erstattet."Ich bin drei Tage später mit einem Polizisten zu der Firma hingegangen", erzählt Meier. "Der Installateur sperrte sich darauf im Geschäft ein, wir standen davor und waren chancenlos." Ihre Geschichte ist kein Einzelfall. Bei der Polizei sollen mittlerweile rund 20 Anzeigen allein gegen diesen mutmaßlichen Wiener Wucher-Installateur anhängig sein.
Das dubiose Einzelunternehmen, das früher in Wien-Rudolfsheim angesiedelt war, ist laut Ediktsdatei des Justizministeriums eigentlich bankrott. Mangels Vermögens konnte im vergangenen November kein Konkursverfahren eröffnet werden.
Der frühere Inhaber, ein Serbe, scheint "das Unternehmen" einem Landsmann übergeben zu haben. Auffällig ist dabei, dass ein Österreicher aus Wien-Floridsdorf offiziell der gewerberechtliche Geschäftsführer ist. Oder anders gesagt: Die Gewerbeberechtigung wird offenbar an den Wucher-Installateur "vermietet".
Strafanzeige in der Pipeline
Die Spur der Schäden reicht weit zurück. Die Pfuscherbekämpfer der Wiener Wirtschaftskammer haben den betroffenen Installateur bereits 2016 drei Mal beim zuständigen Magistratischen Bezirksamt (Gewerbebehörde) angezeigt. Die dritte Anzeige sei eingestellt worden, "weil kein Wohnsitz in Österreich festgestellt werden konnte". "Wir haben mehrere Fälle und es ist wirklich schlimm", sagt eine Magis-tratsbedienstete zum KURIER. "Wir werden eine Anzeige bei der Wirtschaftspolizei erstatten, denn es handelt sich aus unserer Sicht um gerichtlich strafbare Tatbestände. Wir raten den Betroffenen auch, sich persönlich an die Polizei zu wenden."
Hände gebunden?
Denn: Nach der Gewerbeordnung gibt es kaum eine angemessene Handhabe, um gegen diese dubiosen Handwerker vorgehen zu können. Laut Innungsmeister Robert Breitschopf wird bei Problembetrieben versucht, auf den gewerberechtlichen Geschäftsführer einzuwirken, um die Missstände abzustellen oder die Zurverfügungstellung des Gewerbescheins zurückzunehmen. Die Behörden können aber auch ein Gewerbe-Aberkennungsverfahren einleiten. Breitschopf: "Wir machen auch immer wieder Anzeigen wegen Sachwuchers, aber die Staatsanwaltschaft stellt diese meist ein."
So finden Sie einen seriösen Notdienst
Was tun, wenn sich Notfälle wie Wasserschäden oder Heizungsausfälle nach Geschäftsschluss oder an Wochenenden ereignen?
- Bevor Sie einen Notdienst rufen, überlegen Sie, ob die Behebung nicht bis zum nächsten Werktag warten kann. Denn: Die Zuschläge für Sonn- und Feiertage sind saftig.
- Ein Notdienst sollte auch im Internet nicht nur Handynummer, sondern Firmennamen und Geschäftsanschrift, Festnetznummer und UID-Nummer anführen.
- Vorsicht bei ausländischen Telefonnummern.
- Bevor Arbeiten durchgeführt werden, sollte genau festgelegt werden, was gemacht wird und was es kostet. Seriöse Handwerker werden nur die notwendigsten Arbeiten zur Unzeit durchführen und Sie für die tatsächliche Reparatur an den Hausinstallateur oder den Hersteller verweisen.
- Außerdem sollte eine Zahlung per Erlagschein möglich sein.
- Die Marketinggemeinschaft „1a-Installateure “ (www.1a-installateure.at) haben sogar eine bundesweite Notdienst samt Callcenter unter der Rufnummer 051704.
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