Dabei sollte das Salm-Bräu ursprünglich gar kein Restaurant werden. Gedacht war es eigentlich als Schulungsbrauerei, schildert Juniorchef Albert Welledits – der wie sein Vater Walter Maschinenbau studierte. Erst unter der Führung seiner gastronomisch versierten Ehefrau habe sich das heutige Lokalkonzept entwickelt.
Das Hauptaugenmerk von Vater und Sohn lag seit jeher auf der Entwicklung von Brauereianlagen. Und obwohl man mittlerweile der kleinste Produzent Europas sei, ist das Know-how aus Wien höchst gefragt – national wie international.
Außer im Salm-Bräu stehen in der Bundeshauptstadt auch im Fischer-, Siebenstern-, Wieden- und Medl-Bräu Anlagen aus dem Hause Welledits. Dazu kommen in Kürze das „Stöckl im Park“ (wo dasselbe Modell installiert wird wie in den Hofbräuhaus-Außenstellen) und das Hutschn-Bräu im Böhmischen Prater.
International sind die Salm-Brauanlagen nicht nur in den USA und in Singapur, sondern auch in Kuba, Brasilien, Tunesien, Südafrika, Russland, Aserbaidschan, Turkmenistan, in der Mongolei, auf Sri Lanka und Bali, in Südkorea, China und Japan sowie quer über Europa vertreten.
Die Kosten für eine rund 50 Jahre haltbare Anlage bewegen sich von 300.000 Euro aufwärts. Jene im Belvedere-Stöckl kostet 1,1 Millionen Euro. Für sein Geld bekommt der Kunde Planung, Bau und Einschulung.
Auf dem internationalen Markt erfolgreich zu sein werde aber immer schwieriger, betonen Vater Walter und Sohn Albert Welledits unisono. Schuld daran sei die Billig-Konkurrenz aus China, die zwar veraltete und verschleißanfällige Technik anbiete, aber um 80 Prozent günstiger produziere.
Im Gegensatz zu den Chinesen arbeite man nicht mit dem einfacheren Infusions-, sondern mit dem Dekoktionsverfahren, erklärt Albert Welledits. Dabei werde „mindestens ein Drittel der Maische nicht nur erwärmt, sondern gekocht“ – wodurch das Bier „mehr Körper“ erhalte.
Mehr als ein Dutzend Patente
„Durchs Infusionsverfahren entsteht ein wässriger Charakter – was bei britischen Bierstilen wie Ale oder Stout ok ist. Bei unseren Bieren sind aber Vollmundigkeit und Würze gefragt. Es geht um die Balance zwischen Körper und Hopfenbittere“, so Welledits junior – der bereits mehr als ein Dutzend Patente anmeldete. Unter anderem ließ man sich die eigens entwickelte Heiztechnik schützen, oder auch ein Verfahren zur Geruchsvermeidung.
Für die Qualität der Brautechnik sprechen zahlreiche Auszeichnungen. So errangen die Salm-Bräu-Biere beim „International Taste Institute“ in Brüssel bereits fünf Jahre in Folge den „Diamond-“ sowie den „Superior-Award“ – was dem Bier-Oscar gleichkomme, wie Walter Welledits stolz betont.
Im Schwarzenberggarten nimmt das „Stöckl im Park“ indes Gestalt an. Hinter dem Belvedere-Stöckl steht bereits der Rohbau eines (etwas niedrigeren) dreistöckigen Gastrogebäudes, in dem 272 Sitzplätze untergebracht werden. Durch die Glasfront können die Gäste künftig die Aussicht auf Parkanlage und Brunnen genießen. „Das war mir besonders wichtig: der Blick ins Grüne“, sagt Walter Welledits.
Ein Teil der 4.000 Quadratmeter großen Parkanlage, die noch revitalisiert werden muss, wird ebenfalls gastronomisch erschlossen. Hier soll es neben 500 Sitzplätzen auch einige Liegen geben, von denen aus die Kellner per Knopfdruck gerufen werden können. Mit der Eröffnung des Schanigartens sei bei guter Witterung im März 2020 zu rechnen, kündigt Albert Welledits an.
Bereits am 15. August beginnt die Einbringung des Herzstücks – der Gasthausbrauerei im Belvedere-Stöckl. Hier will man mindestens fünf Biersorten brauen.
Das große Gastroprojekt ist bekanntlich umstritten. Obwohl Anrainer gegen die Errichtung auf die Barrikaden gestiegen waren, erteilten die Behörden sämtliche Bewilligungen.
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