Wegweiser aus dem Schrott

Weltweit fallen jedes Jahr in etwa 50 Millionen Tonnen Elektroschrott an. Profis zu finden, die alte Geräte wieder in Schuss bringen, ist oft gar nicht so leicht.
Reparaturführer soll helfen, Alltagsgegenständen zweite Chance zu geben.

Der Geschirrspüler ist nicht mehr der Neueste, hat aber bis zuletzt tadellos funktioniert. Der Hersteller hat seinem alten Slogan "Verlässlichkeit für viele Jahre" alle Ehre gemacht. Doch jetzt will das Gerät nicht mehr, wie es scheint. Lohnt es sich noch, das alte Ding zu reparieren oder kauft man besser gleich eine neue Maschine, lautet in solchen Fällen meist die Frage. Die kann nur ein Profi beantworten. Doch das Gespräch mit dem Vertragspartner des Herstellers ernüchtert. "Wenn ein Techniker vorbeikommt und sich das anschaut, kostet das 100 Euro", erfährt man. Und wenn das Gerät vorbeigebracht wird? "Genau so viel."

Müllvermeidung wird nicht immer leicht gemacht. Diese Erfahrung hat wohl jeder Konsument schon einmal gemacht. Egal ob es sich um kaputte Fernseher, Drucker, Computer oder einfach ein Paar Schuhe handelt. Weltweit wachsen die Müllberge, auf denen sich in der zunehmend technologisierten Gesellschaft auch immer mehr Elektro- und Elektronikschrott türmt.

Eine Initiative des Tiroler Müllentsorgers Abfallwirtschaft Tirol Mitte (ATM) soll nun helfen, gegenzusteuern. Das neue Online-Portal www.reparaturfuehrer.at soll helfen, den Weg zu regionalen Reparaturbetrieben zu finden. "Ziel ist es, dass letztlich alle österreichischen Bundesländer dabei sind", erklärt Annemarie Morbach von der ATM. Oberösterreich ist bereits beteiligt. Das Projekt wird vom Lebensministerium mitfinanziert. Mehr als 400 Anbieter sind bereits an Bord.

"Wir hoffen, dass sich nicht nur die großen Reparaturbetriebe beteiligen, sondern auch die alten Handwerker und Tüftler", sagt Morbach. Die könnten oft nach einem kurzen Blick auf Geräte und andere Konsumgüter einschätzen, ob sich der Aufwand noch lohnt – ohne gleich hohe Pauschalen zu verrechnen. Die Experten sind allerdings gar nicht leicht zu finden. Selbst Schuster finden sich längst nicht mehr um jede Ecke.

Kostenlose Teilnahme

Betriebe können sich online registrieren. In Tirol hat auch die Wirtschaftskammer die Werbetrommel unter ihren Mitgliedern gerührt. Die Benutzung des Portals, das in verschiedenste Rubriken – wie etwa "Maschinen und Haushaltsgeräte" oder "Kleidung, Schuhe und Schmuck" – gegliedert ist, ist für alle Teilnehmer kostenlos.

Doch Konsumenten sollen auch Hilfe zur Selbsthilfe erhalten. In Tirol werden von der ATM "Repair Cafés" unterstützt. Spezialisten (EDV-Profis, Elektriker, Schneider, etc.) helfen, Defektes wieder in Schuss zu bringen. Termine dieser Initiativen finden sich ebenfalls auf der Homepage.

Morbach weiß: "Oft hängt das Herz an Kleingeräten, wie einem Kassettenrekorder oder einer Uhr, bei der die Anschaffungskosten gering waren." Der Stundenlohn für eine Profi-Reparatur kann dann zu hoch sein. Durch Repair Cafés bekommen die Lieblingsstücke aber eine zweite Chance.

Die hat letztlich auch der eingangs erwähnte Geschirrspüler erhalten. Nach langem Telefonieren fand sich ein Profi, der sich das Problem einfach mal angeschaut und schließlich einen Olivenkern aus dem Gerät entfernt hat. Und die Maschine so wieder für Jahre zum Laufen brachte: für 30 Euro.

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