"Leichensuche belastet am meisten"

Fahrten bei Schönwetter werden zwar genossen, sie müssen aber auch bei Schlechtwetter und in der Nacht hinaus
Die freiwilligen Helfer sind jeden Tag mit tödlichen Fallen in der Donau konfrontiert.

Im Mai ertrank ein Flüchtling in der Donau bei Klosterneuburg. Nur wenige Wochen später kam es ebenfalls in Klosterneuburg zu einer Tragödie, bei der ein Lebensretter ertrank, nachdem er noch zwei kleine Mädchen ans Ufer bugsieren konnte.

Dass die scheinbar langsam fließende Donau sehr gefährlich ist, wissen am besten die freiwilligen Helfer der Wiener Wasserrettung. Extreme Temperaturen, Untiefen, abgerissene Stahlseile, alte Rohre, von außen unsichtbares Treibgut und Steine machen das Gewässer zur Todesfalle. Dennoch sind 133 freiwillige Helfer der Wiener Landesorganisation der Österreichischen Wasserrettung (ÖWR) jederzeit bereit, sich in die Fluten zu stürzen – bei jedem Wetter und auch in der Nacht.

Professionalität

"Leichensuche belastet am meisten"
Wasserrettung
Zu ihnen gehört der 28-jährige Student Matthias Wurm aus Zwettl. Wenn er gerade nicht in der Uni sitzt, werkt er im Einsatzzentrum der Wasserrettung in Wien-Donaustadt. Es ist immer etwas zu tun: Vorbereitungen für die nächste Prüfung, Materialinstandsetzung. "Ja, es geht sehr viel Zeit drauf," sagt er. Die letzten drei Tage hätte es durchgehenden Übungsbetrieb gegeben. "Aber wir müssen professionell auftreten, wir können uns keine Fehler leisten." – "Wir gehen in dieses Wasser nicht mit der Badehose, sondern mit Vollschutzanzug und Helm", erklärt der Wiener Landesleiter Alexander Pamer.

Besondere Betroffenheit hat unter den Wasserrettern die Tragödie von Klosterneuburg ausgelöst. "Wenn du wo als Badegast bist, hast du keinen Anzug und keinen Wurfsack dabei. Dann springst du einfach." Es sei klar, dass auch bestens ausgebildeten Wasserrettern ein derartiges Schicksal droht.

Leichenspürhund

"Leichensuche belastet am meisten"
Landesleiter Wien, Ing. Alex Pamer
Akuteinsätze führt die Berufsfeuerwehr durch. Wird aber der Vermisste nicht gefunden, wird der Fall an die Wasserrettung übergeben. Dann beginnt eine systematische Suche. Am Bug des Bootes sitzt der Leichenspürhund. "Die Leichensuche belastet am meisten", sagt Matthias Wurm. "Du weißt, dass jetzt ein Mensch gestorben ist." Er hat schon Tote gefunden. Er fasst sie aber nicht an. Da gibt es "robustere" Kollegen, die dann die Bergung durchführen. Der letzte Fall war ein Brückenspringer bei der Reichsbrücke.

Derzeit läuft ein Programm zur Internationalisierung der Wasserrettung. Den ersten Auslandseinsatz hat sie erfolgreich im Mai 2014 nach einer Anforderung durch die EU beim Hochwasser in Bosnien durchgeführt. Sie haben Menschen und Tiere mit Booten aus ihren Häusern geborgen und durch die Wasser- und Schlammmassen in Sicherheit gebracht. Das war damals noch sehr improvisiert. Jetzt werden geeignete Fahrzeuge und Geräte für Auslandseinsätze angeschafft.

Die Belohnung für die Mühen der Idealisten ist die gelebte Kameradschaft. Wurm: "Ich habe hier meine Freunde kennengelernt. Manchmal fahren wir sogar gemeinsam auf Urlaub."

Laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit ertrinken jährlich durchschnittlich drei Kinder in Österreich im Alter von null bis fünfzehn Jahren. Hinzu kommen Hunderte nicht tödliche Unfälle, deren Folgen sehr schwer sind und für die betroffenen Kinder lebenslange Schädigungen bedeuten können.

Ein wesentliches Ziel der Wasserrettung ist es, Unfälle von vornherein zu verhindern. In Wien kann man bereits fünfjährige Kinder zur Schwimmausbildung zur Wasserrettung bringen, Ab dem 14. Lebensjahr wird die Allroundschwimmerausbildung angeboten. Die Tauchausbildung reicht vom Rettungstaucher bis zum Tauchlehrer. Angeboten wird auch die Schiffsführerausbildung für die Einsatzboote.

Die Wasserrettung publiziert auch Sicherheitstipps. Zum Beispiel: "Wenn du viel gegessen hast, warte eine Stunde, bevor du wieder ins Wasser gehst." Wer Ohrenschmerzen oder eine -verletzung hat, darf nicht schwimmen, springen oder tauchen. Man soll nur dort springen, wo es erlaubt ist. Vor allem soll man nicht springen, wenn man das Gewässer nicht kennt. Es wird auch darauf hingewiesen, dass Luftmatratze und Schlauchboot keine Sportgeräte fürs Fließgewässer sind.

www.owr.at

Kommentare