Diese Woche soll endlich jener 22-Jährige einvernommen werden, der am Ostersonntag mit seinem 260 PS starken Auto und 1,72 Promille im Blut zwei Menschen im Kärntner Radenthein getötet hat.
Bekannt sind bereits Details über ein Gespräch des Alkolenkers nach dem Unfall: Der 22-Jährige wollte offenbar mit einem Taxi nachhause fahren, da er aber keines bekam, stieg er ins Auto. Ein Umstand, der einmal mehr das Problem des „autofreien Fortgehens im ländlichen Raum“ für Jugendliche in den Fokus rückt.
Aus dem für Mobilität zuständigen Büro von Kärntens Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) heißt es, man arbeite an „kleinen, flexiblen, bedarfsorientierten Lösungen für die Fläche“. Gemeint sind vor allem Shuttlebusse, Taxigutscheine oder Ruftaxis.
Ein Vorzeigeprojekt findet sich am Ossiachersee und der Gemeinde Techelsberg am Wörthersee. Hier steht ein Rufbus zur Verfügung, der per App oder Anruf bestellt werden kann. Das Angebot werde gut angenommen, heißt es. Was wohl aber auch an dem Umstand liegen dürfte, dass es sich bei beiden Orten um touristische Gebiete handelt.
Eigeninitiative
Doch wie sieht die Situation abseits der Touristen-Hotspots aus? Ob es ein Mobilitätsangebot für Nachtschwärmer gibt, hängt in erster Linie von der Eigeninitiative der jeweiligen Gemeinde ab.
Wie etwa das Beispiel oberes Drautal und der „Oberdrautaler Nachtbus“ zeigt. Sieben Gemeinden haben sich hier zusammengeschlossen, um Jugendlichen, die beim Fortgehen auch Alkohol trinken, an Freitagen und Samstagen eine sichere Heimfahrt zu ermöglichen. „Das war vor mehr als zehn Jahren. Das Angebot wird sehr gut angenommen. Wir wollen an dem Konzept jedenfalls festhalten“, sagt Stefan Brandstätter, Bürgermeister von Oberdrauburg, eine der teilnehmenden Gemeinden.
Der Bus kann auch extra für Feste oder Veranstaltungen gebucht werden. Einziges Manko: Die letzte Fahrt erfolgt, je nach Station, zwischen drei und vier Uhr früh. Zur Erinnerung: Der tödliche Unfall in Radenthein ereignete sich gegen 5.35 Uhr.
Viele Jugendliche am Land haben sich deswegen selbst in Fahrgemeinschaften organisiert. „Wir machen das so, dass jedes Wochenende ein anderer nichts trinkt und eben der Fahrer ist, während die anderen feiern und Alkohol trinken können“, erzählt der 16-jährige Patrick aus dem Mölltal.
Keine Ausnahme
Dass Alkohol am Steuer nach wie vor keine Ausnahme ist, bestätigt auch ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger: „Nach Corona und den damit verbundenen Einschränkungen haben viele das Gefühl, dass sie sich nichts mehr verbieten lassen wollen. Dazu zählen auch Feiern und Alkohol. Egal, ob sie Auto fahren oder nicht. Es ist wie eine Trotzreaktion.“
Seidenberger erachtet übrigens nicht nur den Rückweg von der Party als bedenklich, sondern auch den Hinweg. „Die Teuerungswelle und die geschlossenen Lokale haben das Vorglühen populärer gemacht.“
Fakten
Zwei Todesopfer Am Ostersonntag fordert ein Alkounfall in Radenthein in Kärnten zwei Todesopfer. Ein Paar war zu Fuß auf dem Heimweg von einem Osterfeuer, als es gegen 5.35 Uhr
von hinten vom Auto eines 22-Jährigen erfasst wurde. Die beiden starben noch an der Unfallstelle. Der Lenker hatte 1,72 Promille Alkohol im Blut
317 Alkolenker wurden allein am Osterwochenende wegen Trunkenheit am Steuer angezeigt. Um 56,9 Prozent mehr als 2021
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