Warum wir uns auf Schneemassen und Hochwasser einstellen müssen
In den ersten zwei Jännerwochen verloren 18 Menschen in Österreich aufgrund der Schneemassen ihr Leben. Tausende Helfer waren tagelang damit beschäftigt die Dächer von den Schneemassen zu befreien. Hunderte mussten in eingeschneiten Gebieten ausharren. Laut der Wiener Städtischen Versicherung entstand in nur 14 Tagen ein Schaden von rund fünf Millionen Euro – ein Rekord, der den aus dem Jahr 2006 noch übertreffen könnte. Damals war im gesamten Winter eine Schadenssumme von 18 Millionen Euro zu verbuchen.
Dass dieser traurige Rekord wieder über zehn Jahre gehalten wird, ist aber unwahrscheinlich. Laut Experten und Meteorologen haben die Wetterextreme nämlich direkt mit dem voranschreitenden Klimawandel zu tun.
Jetstream wird langsamer
Konkret sind es Starkwindbänder – genannt Jetstream –, welche die Extremwetter-Phänomene begünstigen. Der Jetstream verläuft zwischen dem 40. und dem 60. Breitengrad auf der Nordhalbkugel und ist sozusagen der Antrieb, der das Wetter bestimmt, wie Ubimet-Meteorologe Nikolas Zimmermann erklärt: „Der Jetstream ist eine Geburtsstätte für Tiefdruckgebiete und hat somit direkten Einfluss auf das Wetter in den mittleren Breiten. Im Winter verläuft der Jetstream generell südlicher als im Sommer, weshalb der Tiefdruckeinfluss in Süd- und Mitteleuropa zunimmt.“ Kurzum: Der Jetstream bringt im Winter kalte Temperaturen und Schnee.
Das liegt unter anderem daran, dass die Windgeschwindigkeiten zu dieser Jahreszeit ihr Maximum erreichen, weil die Temperaturunterschiede zwischen der Arktis und den Subtropen am größten sind.
Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen in der Arktis allerdings an, und zwar doppelt so schnell wie im Rest der Welt. Das führt zu einem geringeren Temperaturunterschied und zu einer Verlangsamung der Winde. „Da diese Temperaturgegensätze den Motor des Jetstreams darstellen, muss man aktuellen Studien zufolge damit rechnen, dass es in Zukunft häufiger zu festgefahrenen Wetterlagen kommen wird“, erklärt Meteorologe Zimmermann.
Dürre, Hitze, Hochwasser
Das bedeutet also nicht nur mehr Schneemassen im Winter, sondern auch längere Hitzeperioden im Sommer. Durch die länger anhaltenden Wetterphasen mehren sich nämlich alle Extreme: Eine trockene Wetterphase kann dann zu einer Dürre führen, wie es beispielsweise in Teilen Mitteleuropas im letzten Sommer der Fall war. Besonders von der Hitzewelle betroffen war im Sommer 2018 Schweden, wo die hohen Temperaturen zu verheerenden Waldbränden führten. Schon damals warnten Klimaforscher, dass solche Ereignisse bald die Norm werden könnten.
Andererseits kann eine nasse Phase im Sommer viel häufiger zu Hochwasser oder im Winter zu extremen Schneemengen führen. Österreich war in den vergangenen Monaten von allen diesen Phänomenen betroffen. Auf eine Rekord-Hitzewelle im August folgten Unwetter, die enorme Schäden verursachten. Die Bilanz des Präsidenten des Verbandes der Versicherungsunternehmen Österreich, Othmar Ederer: „Jede Region Österreichs war betroffen. Wir rechnen für das Jahr 2018 mit Schäden in Höhe von 500 Millionen Euro. 300 Millionen davon versichert.“
Und die Situation wird sich nicht verbessern: „Nach derzeitigem Forschungsstand wird die Häufung von blockierten Wetterlagen in den mittleren Breiten zunehmen“, warnt Meteorologe Zimmermann.
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